10.05.2017, 16.27 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Hahnerberg-Cronenfeld: Das Thema „Seilbahn“ traf den Nerv

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BHC-Chef Jochen Plate (mi.) mit den Seilbahn-Gegnern Ralf Geisendörfer (3.v.l.) und Marc Gennat (2.v.r.) sowie den Befürwortern Axel Sindram (li.), Peter Vorsteher (re.) und Thomas Hahnel-Müller (2.v.l.). -Foto: Meinhard Koke

Das muss man ihm lassen: Mit dem „Extra-Thema“ der Jahreshauptversammlung des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld (BHC) traf Vorsitzender Jochen Plate einen Nerv. Zusätzliche Stühle mussten herbeigetragen werden – so voll wie Dienstagabend  hatte man den Saal der Gaststätte „Kaiser-Treff“ bei einem BHC-Mitgliedertreff noch nie gesehen.

Das BHC-Engagement für die Ortsteile Hahnerberg-Cronenfeld war aber (leider) weniger der (Haupt-)Grund für das große Interesse. Vielmehr war es ein Reizthema: Die Idee einer Seilbahn vom Hauptbahnhof nach Küllenhahn ließ die Interessierten zu den Hahnerberg-Cronenfeldern strömen. Es traf sich, dass die formelle Tagesordnung bereits in 20 Minuten abgehandelt war: Jochen Plate zog ein positives Fazit des Bürgervereinsjahres 2016. Entsprechend wurde der Vorstand einstimmig entlastet und man konnte nach rekordverdächtig kurzer Zeit zur „dritten Halbzeit“ übergehen – dem Thema „Seilbahn“.

Pro und contra zur Seilbahn mit der Stoppuhr

Während der Gegner-Verein „Seilbahnfreies Wuppertal“ mit Marc Gennat und Ralf Geisendörfer „auflief“, bot die Initiative „Pro Seilbahn“ drei Vertreter (Thomas Hahnel-Müller, Peter Vorsteher und Axel Sindram) auf. Mit auf Leinwand geworfenen Schaubildern skizzierten beide „Lager“ ihre Standpunkte pro und contra Seilbahn. Als Glücksfall erwies sich dabei, dass BHC-Chef Plate den Schlagabtausch auf Zeitkontingente begrenzte – wäre nicht die Stoppuhr mitgelaufen, hätte die schnelle Mitgliederversammlung wohl ein rekordverdächtig langes „Nachspiel“ genommen…

So blieb das Für und Wider zumindest zeitlich überschaubar. Bei all den Zahlen, die Befürworter und Gegner sich und den Zuhörern an den Kopf warfen, konnte man irgendwann aber den Überblick verlieren – und/oder die Konzentration. Die Seilbahn sei schöngerechnet, überflüssig, verschlechtere das Nahverkehrsangebot, bedeute längere Wege für die Nutzer und sei nicht zuletzt viel zu teuer für das klamme Wuppertal, zeigten Marc Gennat und Ralf Geisendörfer akribisch auf.

Seilbahn bis Cronenberg? „Die kaufen dann hier Bergkäse…“

Die Befürworter hielten dagegen: Die Seilbahn sei ein Leuchtturmprojekt, sie sei mach- und finanzierbar, ökologisch sinnvoll, sie entlaste die belasteten Straßen auf der Südhöhe, die Fahrplan-Ausdünnungen kämen ohnehin und zudem koste sie die Stadt nichts, listeten sie auf – kurzum: Es sei zwar noch einiges zu klären, aber: „Wir glauben, dass die Seilbahn eine gute Idee ist“, betonten die Befürworter – sogar bis nach Cronenberg… Das koste „nur“ rund 25 Millionen Euro zusätzlich, berichtete Thomas Hahnel-Müller („Das ist keine spinnerte Idee“), und mache die Cronenberger Ortsmitte attraktiver.

Aus der Zuhörerschaft gab’s dafür Gelächter: „Ja, ja“, lautete ein Kommentar, „die kaufen hier dann Bergkäse…“ – den Seilbahn-Befürwortern wehte bei der BHC-Versammlung Gegenwind „um die Gondeln“. Nach der „Zahlenschlacht“ sprach eine Stimme vielen Zuhörern wohl aus der Seele: „Ich weiß jetzt gar nichts mehr.“ Allerdings bot der Schlagabtausch auch Gemeinsamkeiten: Gegner und Befürworter unterstützten sich nicht nur bei diversen Technik-Problemen. Übereinstimmung gab es auch dazu, dass noch viele Fragen offen seien.

„Weitere Prüfungen sind notwendig“, sagte Seilbahn-Befürworter Thomas Hahnel-Müller und erntete dafür Zustimmung von Ralf Geisendörfer: „Der Rat kann nicht am 15. Mai entscheiden.“ Er hoffe, dass OB Mucke „so viel Rückgrat hat“, um die Entscheidung zu verschieben: „es geht nicht anders“, unterstrich Geisendörfer.