14.12.2017, 12.56 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Polizei: „Cronenberg ist einer der sichersten Bereiche der Stadt“

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Kamen zumn Gespräch mit der CW in die Polizeidienststelle Cronenberg. Wuppertals oberster Polizeibeamter Arno Weise (li.) und Axel Ronsdorf, der Chef des Polizei-Bezirksdienstes Elberfeld. -Foto: Meinhard Koke

„Die Präsenz der Ordnungsbehörden muss in Cronenberg dringend erhöht werden“, lautete Mitte November die Forderung der CDU Cronenberg (die CW berichtete). Durch Krankheit und eine Versetzung versahen zeitweise nur 1,5 Beamte auf der Dienststelle am Rathausplatz ihren Dienst: „Ist die öffentliche Sicherheit in Cronenberg noch gewährleistet?“, fragte daher Cronenbergs CDU-Chef Dr. Klaus Ditgens.

„Ist sie“, stellt Polizeidirektor Arno Weise im Gespräch mit der CW klar: „Für die Sicherheit in Cronenberg ist gesorgt.“ Als wenn der Leiter der Polizeiinspektion Wuppertal es inszeniert hätte: Kurz vor dem Treffen mit der CW ereignete sich ein Lkw-Unfall auf der Herichhauser Straße. Zu Fuß, auf Krädern, mit Streifenwagen und sogar per Hubschrauber wurde nach dem Fahrerflüchtigen gefahndet – die Polizei zeigte Präsenz im Dorf. Der Einsatz passt zur Einschätzung von Arno Weise: Das gesamte polizeiliche Einsatzgeschehen im Dorf werde durch die zentrale Elberfelder Wache am Hofkamp erledigt, nicht durch die Cronenberger Bezirksbeamten. Die sogenannten „Dorf-Sheriffs“, so erläutert der oberste Wuppertaler Polizist weiter, seien vielmehr ein Vor-Ort-Service der Polizei.

Landesregelung: Nur zwei Bezirksbeamte pro 10.000 Einwohner

Eine landesweite Regelung sehe je einen Beamten pro zehntausend Einwohner vor – macht für Cronenberg also zwei Bezirksbeamte. Zugegeben, diese Stärke sei zeitweise nicht gegeben gewesen. Das habe aber Krankheitsgründe gehabt, betont Arno Weise. Die Kritik daran, dass in der Engpass-Situation auch noch ein Beamter ins Tal beordert wurde, lässt der Polizeidirektor nicht gelten: Bei diesem Polizisten habe es sich um einen Beamten aus einem „Sonder-Pool“ gehandelt, der über die Soll-Stärke hinaus am Rathausplatz seinen Dienst versah. In der vorweihnachtlichen Hoch-Zeit der Taschendiebe werde er nun dringender am Döppersberg gebraucht. Zumal, so weiß Wuppertals Polizeichef, das Sicherheitsgefühl im Dorf hoch sei, wie im Rahmen der Umfrage „Glücklich in Wuppertal“ (die CW berichtete ebenfalls) deutlich geworden sei.

Menschlich könne er den Wunsch nach mehr Polizei im Dorf zwar verstehen, betont Weise. Diesen Wunsch aber könne er nicht zur Grundlage seiner Personalplanung machen: Wie anderswo habe auch die Wuppertaler Polizei zu wenige Beamte, zudem seien die Anforderungen durch Terrorabwehr oder Objektschutz gestiegen. „Ich muss damit umgehen, was zur Verfügung steht und die Beamten da einsetzen, wo es notwendig ist“, erläutert Weise – wie zum Beispiel am Berliner Platz, am Döppersberg oder dem Weihnachtsmarkt in Elberfeld. Die Personal-Prämisse gelte im übrigen nicht nur für Cronenberg, sondern für die gesamte Stadt. So zum Beispiel auch für Beyenburg: „Dort ist nur ein Bezirksbeamter im Einsatz – und da sind die Wege auch lang“.

Also muss man sich fast wünschen, dass nicht mehr Beamte nach Cronenberg kommen. Denn mehr Polizei gäbe es nur, wenn wir „Brennpunkt“ wären – schade, dass das so ist, aber um diesen Preis möchte wohl niemand mehr Polizei im Dorf…

Cronenberg: Weniger Einbrüche, aber viel Angst

Laut Arno Weise ist die Zahl der Einbruchsfälle im Dorf im Vergleich zu 2016 drastisch zurückgegangen: „Cronenberg ist einer der sichersten Bereiche Wuppertals“, so der Polizeidirektor. Allerdings, so weiß Polizei-Hauptkommissar Axel Ronsdorf, gerät das Dörper Sicherheitsgefühl offenbar leicht aus den Fugen. Der Chef der Bezirksdienststelle Elberfeld mit 13 Beamten zwischen Siebeneicken auf der Nordhöhe und Cronenberg im Süden hat dazu ein Beispiel parat: In keinem Bereich wie am Dönberg und in Cronenberg seien so viele Anträge auf einen kleinen Waffenschein gestellt worden.

Die Quintessenz dessen: Obwohl in Cronenberg relativ wenig passiere, sei die Angst also relativ hoch: „Das subjektive Sicherheitsgefühl hier geht offenbar nicht mit der Sicherheitslage einher.“

Kommentar: Statistik ist das eine, subjektives Sicherheitsgefühl das andere

Anderswo, zum Beispiel am Berliner Platz, sei vielmehr los – eben dort müsse man die Beamten einsetzen, sagt die Polizei. Das ist richtig, aber die Frage sei erlaubt: Sind zwei Beamte ausreichend für einen Stadtteil mit rund 21.000 Menschen? Der Landesinnenminister meint das, zumal die Polizei zu wenige Beamte hat. Die Politik hat die Weichen zu spät umgelegt. Nun sollen jährlich 2.300 Polizisten eingestellt werden – bis die aber auf der Straße sind…

Vor 20 Jahren sah die (Dörper) Welt noch anders aus: Im Dorf gab bis 1997 noch eine Wache – mit 13 Beamten. Zugegeben, die waren nur auf dem Papier da, doppelt so viele wie die aktuell 2,5 Beamten waren es aber allemal. Die Zahl der „Dorf-Sheriffs“ werde nicht weiter reduziert, versicherte der damalige Polizeipräsident Klaus Köhler damals – damit lag Köhler total daneben. Polizeidirektor Arno Weise hat weder dieses nicht gehaltene Versprechen zu verantworten, noch die Personalknappheit. Er muss den Mangel verwalten, den Politik verbockt hat.

Auch wenn Cronenberg aus Polizei-Sicht „heile Welt“ ist, das subjektive Sicherheitsgefühl, das Politik und Polizei so gerne stärken wollen, leidet aber darunter. Es ist halt so: Wenn in Sudberg ein Sack Reis umfällt, dann schlägt das in Küllenhahn noch Wogen. Im Dorf achtet man halt mehr aufeinander – gut so! Wenn in der (noch) heilen Welt etwas passiert, dann hat das größere Wirkung, als wenn am Berliner Platz der x-te Handy-Raub geschieht – das ist halt so!

Dass falsche Politik dafür sorgt, dass Polizei dem nicht mehr Rechnung tragen kann, das ist bedauerlich. Dann achten wir halt einfach noch mehr auf einander!