26.02.2018, 14.25 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Kahlschlag“: Entsetzen am Born – und Erleichterung…
Am Dienstag-Vormittag letzter Woche, 20. Februar 2018, rückte ein Trupp Gartenarbeiter am historischen Brunnenhäuschen am Born an: In der Grünanlage rund um das Denkmal aus den Jahren um 1650, übrigens eines derer mit der ältesten Bausubstanz Wuppertals, sowie entlang der Treppe zum Ehrenmal wurde rechtzeitig vor dem Beginn der Gehölzschnitt-Sperrfrist am 1. März „klar Schiff“ gemacht.
Die üppigen Rhododendron-Büsche sowie anderen Sträucher, sonst beliebte Kulisse für Hochzeitsfotos, wurden bis auf die Hauptstämme oder sogar bis zum Boden radikal gestutzt. Zudem wurden im Bereich Borner Straße/Nachtigallenweg weitere „Kahlschläge“ durchgeführt. „Wir sind hier echt geplättet“, zeigt sich Anwohner Stefan Padberg erschüttert. Mal abgesehen davon, dass man jetzt einfach auf sein und die umliegenden Grundstücke „spazieren“ könne, sei die Aktion weder nötig noch der Anblick nun schön.
Ein Brennpunkt? Polizei sagt „Nein“
„Wir wohnen seit 2011 hier am Ort, und eine solche Verschandelung hat es in den ganzen Jahren nicht gegeben“, wandte sich Padberg daher in einem Protest-Schreiben an Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé und ihren Stellvertreter Michael-Georg von Wenczowsky. Wuppertal wolle doch die Bundesgartenschau ausrichten – „wie passt ein solcher Kahlschlag dazu“, schüttelt Stefan Padberg mit dem Kopf. Anwohner Harald Biedebach ist von der Maßnahme indes angetan.
Die Bänke entlang der Treppe vom Ehrenmal zum Platz am Born seien ein beliebter Treff von Jugendlichen, die sich dort nicht nur aufgehalten hätten. Im Schutze der hohen Sträucher und Bäume sei auch mit Drogen gedealt worden, weiß Harald Biedebach. In der Dunkelheit hätten Anwohner daher Angst gehabt, durch die Grünanlage zu gehen. Damit sei es mit der „luftigen“ Auslichtung nun vorbei, hofft der Cronenberger. Der Polizei Cronenberg ist derweil nichts davon bekannt: Der Bereich sei kein „Brennpunkt“, hieß es auf CW-Nachfrage von der Dörper Dienststelle am Rathausplatz.
„BUGA-Bewerber sollte mehr Schönheitssinn beweisen…“
Zwischenzeitlich hat das zuständige Grünflächen-Ressort geantwortet: Der Rückschnitt sei „im ersten Moment“ zwar radikal, aber eine mögliche, legitime und auch bewährte Form des Gehölzschnittes bei Rhododendren“, heißt es darin: „In der Grünanlage an der Borner Straße, wie auch in anderen Bereichen im Stadtgebiet, waren die Rhododendren mittlerweile so groß, dass sie geschnitten werden mussten.“ Stefan Padberg leuchtet das indes weiter nicht so recht ein.
Eine Stadt, die sich für die Bundesgartenschau bewirbt, sollte doch „mit etwas mehr Schönheitssinn in den Grünanlagen operieren“, findet der Anwohner: Wenn man zum Beispiel abwechselnd nur jeden zweiten Busch so radikal zurückschschnitte, „wäre gewährleistet, dass immer etwas Grün vorhanden ist“, schlägt Padberg vor.