28.05.2018, 18.17 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Maria, ihm schmeckt’s nicht!“: „Bella Italia“ im TiC-Theater
Sind Sie in den Ferien verreist? Wenn Sie nicht in die Ferne wollen, sondern daheim bleiben, wir empfehlen Ihnen einen Kurz-Urlaub in Italien! Sie müssen dafür auch keinen Flug oder eine stundenlange Autofahrt in Kauf nehmen, Sie müssen nur in die Borner Straße fahren – die Sommerkomödie „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“, die am vergangenen Freitag im TiC-Theater Premiere feierte, verheißt zweieinhalb Stunden „Bella Italia“.
In dem Stück, das Julia Meier nach dem Bestseller von Jan Weiler auf die TiC-Bühne bringt, sorgt die Liebe für ein italo-deutsches Familientreffen: Jan und Sara möchten heiraten, die kirchliche Trauung muss natürlich in Campobasso erfolgen, dem Heimatort von Saras Familie Marcipane. Also geht’s für Jan (Sebastian Freund) und Sara (Saskia Deer) mit den Eltern Marcipane (per Autofahrt-Sternstunde) runter in das Nest in der italienischen Provinz, Gisela und Eberhard, Jans Eltern, kommen nach.
Nachschlag, nein danke – „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“
In Campobasso erfährt Jan schnell, was es heißt, in eine italienische Familie einzuheiraten: Er wird von der „alttestamentarisch“ großen Marcipane-Verwandtschaft überrollt wie von einem „Tsunami der Herzlichkeit“. Dass die italienische (Gast-)Freundschaft auch durch den Magen geht, sorgt für Völlegefühl: „Keinen Appetit mehr“, gibt’s für die Mama (die Herrin im Hause Marcipane: Christina de Bruyckere-Monti), die Nonna (wunderbar italienisch-schrullig: Monika Owart) und die Zia nicht – „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“, heißt es sodann empört. Also muss Jan immer wieder zugreifen…
Den Spaßfaktor erhöhen ein greiser Nonno (Philip Zangerl), der geistesblitzartig immer wieder stolz „Kartoffeln“ und „Blitzkrieg“ in die Runde ruft – die einzigen Wörter auf Deutsch, die er beherrscht. Urkomisch auch das Aufeinanderprallen von italienischer Lebensart und der spießigen Bräutigam-Eltern Gisela (herrlich überdreht: Beril Erogullari) und Eberhard (herrlich kultiviert-deutsch: Philip Zangerl). Großes „Complimento“ für das Italienisch der TiC-Schauspieler, vor allem aber ein riesengroßes „Bravo“ für das Deutsch mit Italo-Akzent der Marcipanes, allen voran von Papa Marcipane (Michael Baute mit einer Sternstunden-Rolle) – unglaublich, „congratulazioni“!
Bezaubernd gibt Saskia Deer in einer Doppelrolle die Marcipane-Tochter Sara wie auch die junge Ursula – keine Wunder, dass sich Jan und einst der junge Antonio Marcipane (Bendedict Schäffer) in sie verliebten. Die Rückblende auf das Kennenlernen der Eltern Marcipane und damit auf die deutsche Feindlichkeit gegenüber Gastarbeitern in den 1950er- und 1960er Jahren sind ernste Zwischentöne – die einzigen in dem fröhlichen Stück, das liebevoll mit (italienischen, aber auch deutschen) Eigenarten und Stereotypen spielt.
Ein Hit: Toto Cotugno am Mittelmeer-Strand
Benedict Schäffer beherrscht als Marco ebenso den Latin Macho wie die Gitarre: Als Schäffer auf der Gitarre den Toto-Cotugno-Ohrwurm „L asciatemi cantare“ anstimmt und erst die „Sippschaft“ und dann auch das Publikum (nach Möglichkeit) mit einstimmt, ist das ein Gänsehaut-Moment – Jubel aus dem Publikum! Ihre Höhepunkte haben Jan Bauerdick (Bühne) und Carmen Fett (Kostüme), als sich die Bühne in einen italienischen Mittelmeer-Strand verwandelt, der von der Marcipane-Sippe mit einem Berg aus Strand-Utensilien und natürlich lecker Panettone im Handstreich eingenommen wird – der in einen Strand-Sitz umgewerkelte Einkaufswagen hat das Zeug zum Sommer-Hit 2018!
Ebenso wie die Inszenierung von Julia Meier: Das TiC-Gewächs, bisher als Sängerin und Schauspielerin bekannt und übrigens mit einem Italiener verheiratet, liefert mit „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ einen Volltreffer als Regie-Debüt ab – da ist nichts überpointiert, das Italo-Klischee ist liebevoll-perfekt in Szene gesetzt, Julia Meiers Stück ist wie ein Glas des Kult-Getränks „Aperol Spritz“: leicht, lustig und spritzig. Zumal noch ein Schuss Italo-Hits vom Paolo-Conte-Evergreen „Come Di“ bis hin zum Dean Martin-Klassiker „Volare“ drunter gemixt wird – einfach köstlich, so schmeckt der Theatersommer im TiC!
Karten und Kontakt
Und nicht zuletzt erklingt auch der 1950er-Jahre-Schlager „Komm ein bisschen mit nach Italien“ – da kann man mit Caterina Valente, Silvio Francesco und Peter Alexander nur einstimmen: Gehen Sie ein bisschen mit ins TiC und schauen Sie sich „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ an – das ist ein bisschen wie ein paar Stunden in Italien! Zumal es zum Schluss auch noch Pizza fürs Publikum gibt – greifen Sie zu, ist besser so…! Karten für die Sommerkomödie 2018 gibt’s unter Telefon (02 02) 47 22 11, im TiC-Büro an der Hauptstraße 3 oder auch via www.tic-theater.de.