27.06.2018, 15.35 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Qualitätszangen-Spezialist Knipex: So geht Weltmeister…!

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Ralf Putsch ist in vierter Generation Chef des Familienunternehmens. Knipex beschäftigt rund 1.900 Mitarbeiter, wie im Hintergrund zu sehen, zählen aber auch Bienenvölker zur „nachhaltigen“ Knipex-Familie… -Foto: Meinhard Koke

Eine erst müde und dann ziemlich nervenaufreibende Vorstellung gab Weltmeister Deutschland bisher bei der Fifa-WM ab. Wie sich ein Weltmeister präsentiert, dazu könnten sich Jogi und seine Jungs an der Oberkamper Straße Tipps holen: Die Firma Knipex behauptet seit Jahrzehnten ihre Markt-Stellung als (inoffizieller) Zangen-Weltmeister. Und zwar erfolgreicher denn je, wie sich erst im Frühjahr wieder zeigte.

Zur langen Liste der Preise für das Cronenberger Werkzeug-Unternehmen kamen im März zwei weitere Auszeichnungen hinzu: Im Rahmen der Internationalen Eisenwarenmesse 2018, der weltweit wohl bedeutendsten Werkzeug-Leistungsschau, baute Knipex seine Sammlung nicht nur um zwei weitere Eisen-Awards auf nunmehr vier Awards aus. Mit Knipex erhielt ein Unternehmen auch erstmals in beiden Kategorien gleichzeitig einen Award (die CW berichtete).

Profis schwören auf Knipex-Zangen

Zudem expandiert das Familienunternehmen an seinem Standort: Areale der benachbarten Firmen Hein und Pronto wurden angekauft, die mittlerweile rund 1.200 Beschäftigten an der Oberkamper Straße brauchen mehr Platz zum Arbeiten und zum Parken. Wie schafft es ein Unternehmen, in Zeiten von „Geiz ist geil“ mit hochpreisigen Produkten seine Spitzenposition sogar auszubauen – und noch dazu, ohne die Produktion vom Standort Deutschland ins billigere Ausland zu verlagern? Klingt wie ein Märchen, Knipex macht es vor, dass die guten, alten Zeiten nicht von gestern sein müssen. Das Dörper Unternehmen ist mit seinen Zangen zwar seit längerem schon auch in Baumärkten zu finden. Knipex-Zangen werden jedoch überwiegend nicht vom Heimwerker gekauft, zu 90 Prozent sind es vielmehr die Profi-Anwender, welche die Qualitäts-Zangen zu schätzen wissen und dafür gerne bereit sind, einige Euro mehr auf den Ladentisch zu legen.

Herausforderung: Knipex-Zangen sollen unvergleichbar bleiben

„Die professionellen Verwender wissen die Unterschiede zu schätzen“, weiß Knipex-Chef Ralf Putsch: „Wenn ich Tag für Tag mit einem Werkzeug zu tun habe, dann wird der Unterschied spürbar.“ Den „Unterschied“ auszumachen, das ist indes kein Selbstläufer: Sicherlich habe „Made in Germany“ noch immer einen guten Klang – trotz des Diesel-Skandals. Sicherlich habe Deutschland in Europa immer noch die höchste Dichte an Werkzeug-Herstellern. Darauf könne man sich jedoch nicht ausruhen. Als Erfolgsgeheimnisse benennt Ralf Putsch zweierlei: Qualität und Innovation. Tag für Tag geht Knipex die Herausforderung an, den Unterschied zu behaupten: „Unsere Aufgabe ist es, unsere Produkte unvergleichbar zu machen – dann haben die Kunden einfach keine Wahl“, sagt Ralf Putsch: „Wenn ein Produkt einen Vorteil bietet, dann nehmen sie es auch.“

Modernste Fertigung, hohe Produkt-Qualität und eine stetig gesteigerte Präzision der Knipex-Zangen sowie ein Trend zu Marken-Produkten sind aber nur die eine Seite der Weltmeister-Medaille. Die andere sind die Mitarbeiter. Ralf Putsch setzt auf den Stammsitz Cronenberg. Hier wurde das Familienunternehmen vor 136 Jahren gegründet, hier sind Zweidrittel der weltweit 1.900 Knipexler beschäftigt. „Hauptziel ist, diesen Standort zu sichern und zu entwickeln“, gibt der Knipex-Chef ein Cronenberg-Bekenntnis ab: „Was wir uns nicht vorstellen können, ist eine Verlagerung ins Ausland.“

Bekenntnis zum Stammsitz Cronenberg

Dieses Bekenntnis geht einher mit dem Credo des Dörper Unternehmers: Gewinn ist nicht sein letztes Ziel und vor allem kein Selbstzweck, Knipex sei – wie übrigens viele vernünftig geführte Mittelständler in Deutschland – in diesem Sinne kein geldgesteuertes Unternehmen: „Wir fühlen uns dem Standort und seinen Menschen verbunden“, sagt Ralf Putsch und fügt hinzu: „Wir sind selbstbestimmt, wir müssen nicht Anteilseignern und Aktionären viel Geld bezahlen.“ Gewinnstreben sei per se nicht Schlimmes, stellt Ralf Putsch klar. Gewinnmaximierung als Alleinziel passe jedoch nicht in die Knipex-Welt.

Die sei ganzheitlich orientiert, erklärt der Knipex-Chef, setze auf zufriedene Mitarbeiter, eine Kultur der Zusammenarbeit, auf überzeugende Produkte und überzeugte Kunden. Rund zehn Prozent Umsatzplus pro Jahr und etwa 30 Prozent mehr Mitarbeiter in Cronenberg berichten davon, dass Ralf Putsch mit seiner Philosophie richtig zu liegen scheint: „Es ist schön, dass das auch anderswo so gesehen und gewürdigt wird.“ Und das ist auch schön für Cronenberg wie für ganz Wuppertal: Ob Junior-Uni, Universität, TiC-Theater und, und, und auch viele Vereine und Feste, die von Knipex gefördert werden, und nicht zuletzt auch die 1.200 Mitarbeiter an der Oberkamper Straße – Engagement im und für den Stammsitz zählt ebenso zur Knipex-Welt.

„Wenn man sich als ein Teil von etwas fühlt, dann versucht man es auch zu fördern“, unterstreicht Ralf Putsch sein Cronenberg-Bekenntnis: „Das ist der Vorzug eines Familienunternehmens – wir sind nicht von finanziellen Werten getrieben.“ Davon könnte sich mancher Unternehmer eine Scheibe abschneiden – und vielleicht auch mancher von Jogis Weltmeister-Jungs…