06.11.2018, 19.33 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Carl-Fuhlrott-Gymnasium: „Hurra, hurra, G9 ist wieder da…!“
„Eines sollte man nicht sagen: Dass G9 begonnen hat“, betont Cornelia Wissemann-Hartmann. Im selben Atemzug fügt die stellvertretende Leiterin des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (CFG) indes ein „Aber“ hinzu: „Faktisch ist das so.“ Das Küllenhahner Gymnasium hatte sich als erstes Wuppertaler Gymnasium für ein Zurück zum Abitur nach neun Jahren positioniert (die CW berichtete), mit Beginn des neuen Schuljahres hat die neue Ära begonnen: Nach 13 Jahren G8 werden die 192 Fünftklässler erstmals wieder nach dem neuen/alten G9-Modus ihr Abitur am Jung-Stilling-Weg machen können.
Wenn sie das denn möchten, denn: „Schüler, die ihr Abitur weiter nach G8 ablegen möchten, werden bei uns weiterhin die Möglichkeit dazu haben“, betont CFG-Leiter Reinold Mertens, dass die neue Realität beide Abitur-Konzepte zusammenführe: „Das wirklich Neue ist, dass unsere Fünftklässler nicht mehr grundsätzlich für G8 antreten, sondern sich im Laufe ihrer Schulzeit ergeben wird, ob sie ihr Abitur nach acht oder neun Jahren machen.“
Mehr Zeit für Bildung und Ausreifung der Persönlichkeit
Im Stundenplan wirkt sich G9 nur marginal aus: Für die CFG-Fünftklässler fällt lediglich die siebte Stunde weg. Eltern, die Betreuung benötigen, können ihre Kinder für das „BetHa“-Angebot („Betreute Hausaufgaben“) oder diverse freiwillige Nachmittags-AGs anmelden, die inklusive Mittagessen angeboten werden – ganz nach Wunsch und nach Bedarf täglich oder nur an einzelnen Schultagen. „Das Wichtige für uns ist vielmehr, dass die Kinder ein Jahr mehr Schule haben“, betont Cornelia Wissemann-Hartmann.
Das bedeute ein Jahr mehr Bildung, sei ein Jahr mehr Zeit, um Bildung zu vertiefen, ein Jahr mehr zur Ausreifung der Persönlichkeit, um mit einer größeren Reife und mehr sozialen Kompetenzen ins Abitur und im Anschluss in die Ausbildung zu gehen – das bringe, so Wissemann-Hartmann, mehr Ruhe ins Schulleben und bedeute zugleich weniger Lern-Stress in der Schule und daheim. Einen weiteren Pluspunkt benennt Sabine Drübert.
G9-Wiedereinführung: „Die Eltern haben ihre Kinder auch deshalb hier angemeldet…“
Im Rahmen von G8, so erläutert die Mittelstufen-Koordinatorin, würden die Klassenverbände „auseinandergerissen“, bevor die Schüler in der EF-Stufe ihre Mittlere Reife machten. Nun könnten die CFG-Klassenlehrer ihre Schüler bis zum Abschluss führen – das sei wichtig, unterstreicht Sabine Drübert als Klassenlehrerin: „Ich finde es gut, die Verantwortung für meine Schüler erst abgeben zu müssen, wenn sie fertig geworden sind.“ Das finden augenscheinlich in der Mehrzahl auch die Eltern: Mit 187 Schülern sind die sechs fünften CFG-Klassen rappelvoll – für Reinold Mertens auch Folge der CFG-Entscheidung pro G9.
Der CFG-Leiter blickt auf die drei Informationsabende für die neuen Fünftklässler zurück: Dreimal habe man über die Rückkehr zu G9 informiert – „dreimal hat es Applaus gegeben“, berichtet Reinold Mertens: „Die Eltern haben ihre Kinder auch deshalb bewusst hier angemeldet.“ Auch Cornelia Wissemann-Hartmann zeigt sich nach Jahrzehnten im Schuldienst geradezu erleichtert: „Ich habe alles erlebt, ich freue mich über die Rückkehr zu G9.“ Und Sabine Drübert weiß sogar eine Anekdote beizusteuern: „Ich habe so ein Pech“, habe eine Mutter zu ihr gesagt – sie meinte damit, dass sie in den letzten Jahren alle ihre drei Kinder nach G8 einschulen musste…