18.12.2018, 20.29 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Rückzug, Gelbwesten & Dörper Brexit: Frustrierter BHC-Ausklang
Paukenschlag bei der weihnachtlichen Mitglieder-Versammlung des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld (BHC). Nein, dafür sorgten nicht Renate Barthel und Hermann Wehlmann, die sich als Duo „No Name“ im CW-Land einen Namen gemacht haben – sie sorgten mit internationalen Weihnachtsliedern von „Maria durch einen Dornwald ging“ bis „Christmas in Killarney“ für Besinnlichkeit im Vereinslokal „Kaiser-Treff“.
BHC-Chef Jochen Plate war es vielmehr, der an den von „Kaiser-Treff“-Wirtin Christel Liebisch festlich gedeckten Tischen bei Schnittchen-Platten („Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihren Vereinsbeitrag abzuessen…“) für den Paukenschlag sorgte: Plate kündigte für die nächste Jahreshauptversammlung seinen Rückzug an. Nach dreieinhalb Jahren an der Spitze des Bürgervereins zog der Hahnerberger Zahnarzt ein geradezu resignatives Fazit. Man verliere immer mehr Mitglieder, finde aber keine neuen, dem Verein fehlten zwei Generationen Nachwuchs – „wir haben die Leute nicht“, so Jochen Plate mit deutlichen Worten: „Wenn ein Verein keine Mitstreiter findet, dann muss er sich eben auflösen.“
„Stadt hat Geld für Entlassungen, aber nicht für Spielplatz…“
Nachdem man des verstorbenen Stellvertreters Rolf Neubüser gedacht hatte („Er hat mich in den Bürgerverein geholt“) zog Plate ein negatives Resümee des Bürgervereins-Jahres: Resonanz auf die BHC-Stammtische mager, Besucherschaft beim Herbstfest enttäuschend, trotz des neuen Schauplatzes am Siedlerheim Wilhelmring und obwohl man sich ins Zeug gelegt habe. 500 Euro Minus habe das Fest eingebracht – „da lassen wir das Fest doch lieber ausfallen und ich spende einhundert Euro, dann haben wir viel Arbeit gespart, aber 600 Euro mehr in der Kasse“, so Jochen Plate frustriert: „Von außen kommt nix und von innen auch nix…“
Ernüchtert zeigte sich der Vereinsvorsitzende auch von der Politik im Rat. Beispiel: Initiative für den maroden Spielplatz am Wilhelmring. Den Bürgerbeteiligungs-Dezernenten bei vollen Bezügen zu entlassen, dazu habe die Stadt Geld; die Tanztheater-Chefin bei vollen Bezügen zu entlassen, auch dafür sei Geld da; für den Spielplatz Wilhelmring aber habe die Stadt keine 50.000 Euro: „Wenn wir was wollen, dann ist es immer dieselbe Antwort: ,Kein Geld da und zu wenig Personal‘“, unterstrich Jochen Plate mit drastischen Worten – auch das wolle er nicht länger mitmachen: „Ich bin erbost.“
Der Noch-BHC-Vorsitzende äußerte sein Bedauern, dass er die Besinnlickeit des Jahresendtreffens mit seiner Ankündigung gestört habe. Er wolle aber dem Bürgerverein Zeit geben, bis zur Jahreshauptversammlung im April einen Nachfolger zu finden. Allzu hoffnungsvoll zeigte sich Plate aber nicht, schließlich: „Wir haben im Vorfeld sondiert, aber das war nicht erfolgreich.“ Jochen Plate kündigte an, im Bürgerverein zu bleiben und sich auch weiterhin zu engagieren, aber: „Vielleicht ist die Zeit der Bürgervereine einfach vorbei – die jungen Leute haben sicher Interessen, aber die liegen woanders – ich habe kein Rezept, wie man neue Mitglieder gewinnen könnte.“
Gelbwesten überstreifen und „Cronenberg statt Wuppertal“
In der anschließenden Diskussion zeigte sich eine Stimme fast flehentlich überzeugt, dass man ohne Bürgervereine keine Chance bei der Stadt habe. Man müsse die Menschen persönlich ansprechen und sich zusammentun, um etwas zu bewegen, anders gehe es nicht gegenüber der Stadt: „Ich glaube nicht, dass wir eine aussterbende Spezies sind.“ Ein anderes Mitglied warf die Aufforderung in die Runde, nach französischem Vorbild Gelbwesten überzustreifen und zu protestieren, während eine weitere Stimme die Frage aufwarf: „Wäre es eigentlich möglich, Cronenberg wieder für selbstständig zu erklären?“
Cronenberg als Wuppertal-Katalonien? „Nein, das ist nicht mein Ding“, stellte Noch-BHC-Chef Jochen Plate klar…