23.01.2019, 17.00 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Sagenhafte Frau Holle: Katja Hausmann schüttelte ihr Wissen aus
Das Märchen von Frau Holle kennt wohl jedes Kind. Doch dass die „weiße“ Frau auch eine mythische und keltische Figur ist, wissen wohl nur die wenigsten Märchen-Liebhaber. Katja Hausmann indes weiß so einiges rund um die „sagenhafte“ Figur, denn die Dörper Märchen-Expertin hat sich ausführlich und auch wissenschaftlich mit Frau Holle beschäftigt.
Nun lud Katja Hausmann in die „Kulturschmiede“ Cronenberg ein – es kamen so viele Besucher, dass kein Stuhl mehr frei blieb. Den 6. Januar hatte sich die Inhaberin der früheren Märchenschule „Lesezeichen“ dabei mit Grund für ihre Veranstaltung ausgesucht – der Dreikönigstag ist schließlich auch „Frau-Holle-Tag“. Dabei handelt es sich aber nicht um einen der neumodisch-täglichen Themen-Tage, die in aller Welt gefeiert werden. Denn: Frau Holle ist nicht nur eine bekannte Figur aus den Grimms Märchen, Frau Holle ist auch eine mystische Sagenfigur.
Die ursprüngliche germanische Göttin hierzu ist Holda oder Hel, in der griechischen Mythologie entspricht sie Hekate (der Göttin der Unter- oder Zwischenwelt). Überdies hat Frau Holle Ähnlichkeit zur nordischen Göttin Frigg: Die Sagengestalt gilt als Hüterin des Herdfeuers und des Haushaltes. Im Alpenraum entspricht Frau Holle, alias Holda oder Hel, auch der Wintergöttin Berchta (Perchta). Von dieser leiten sich die Perchten-Umzüge in der Schweiz ab, die vor allem in der letzten Rauh-Nacht zum 6. Januar gefeiert werden.
Vielbeschäftigte Frau Holle: Schutzpatronin, Kloß-Erfinderin und Schnee-Macherin
Frau Holle gilt als die Schutzpatronin der zwölf Rauh-Nächte bis zum 6. Januar. Laut einer Deutung bilden die zwölf Rauh-Nächte die Zeit zwischen dem Ende des Mond-Jahres und dem des Sonnen-Jahres. Da das Mond-Jahr nur 354 Tage hat, gelten die zwölf fehlenden Tage zum Sonnenjahr als magisch-geheimnisvolle Zeit. Frau Holle als Richterin über Gut und Böse sowie Hüterin über die Anlagen der Menschen wird nachgesagt, dass es ihr besonders wichtig sei, dass alles in der Wohnung und an sich selbst stets sauber und rein sein solle. Als Schutzpatronin der „Rauh-Tage“ erlaube sie es aber, dass man sich an den zwölf Tagen einmal ausruht, um sich in dieser Zeit ganz auf sein Inneres und Wesentliches besinnen zu können.
In Büchern und Geschichten über sie, so berichtete Katja Hausmann weiter, werde Frau Holle zudem nachgesagt, für die Jahreszeiten verantwortlich zu sein und sogar die Kinder zu bringen. Zur Belustigung ihrer Zuhörer in der „Kulturschmiede“ wusste Holle-Expertin Hausmann auch zu berichten, dass Frau Holle nicht zuletzt sogar als Erfinderin des Kartoffel-Kloßes gelte. In den Kinder- und Hausmärchen (KHM) der Brüder Grimm wird Frau Holle an Stelle 24 (KHM 24) geführt, nach Aarne und Thompson, die Märchen klassifizierten, zählt sie zum Märchentyp 480D der „Geschichten von artigen und unartigen Mädchen“ – so viel Hintergrund zu einer Märchenfigur überraschte die Gäste in der „Kulturschmiede“.
Und warum beherrscht Frau Holle die Jahreszeiten? Auch darauf hatte Katja Hausmann eine Antwort: In dem Märchen, von dem es viele Versionen gibt, landet das Mädchen auf einer Frühlingswiese, holt das Brot im Sommer aus dem Ofen, schüttelt im Herbst den Apfelbaum und im Winter die Kissen aus – sodass es schneit… Und: Wird Frau Holle, die in den ersten Januar-Wochen in der Alpenregion im „Voll-Einsatz“ war, bis zum Frühling denn auch noch mal über dem CW-Land kräftig die Kissen schütteln?
Auf diese Frage passte die Märchen-Expertin – „da halte ich mich raus!“, lachte Katja Hausmann…