14.03.2019, 12.13 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Wasserstoff-Produktion: Japan-Delegation im Müllheizkraftwerk

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Wasserstoff-Projektleiter Willy Görtz (AWG, re.) und Oliver Wagner vom Wuppertal Institut (li.) begrüßten die japanische Tepco-Delegation am Müllheizkraftwerk Korzert. – Foto: Meinhard Koke

Hightech und Tradition, wie kaum ein anderes Land steht Japan dafür. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Land der aufgehenden Sonne zur wirtschaftlichen Weltmacht und zum technologischen Vorreiter. Dass das Kaiserreich aber auch von Deutschland lernen möchte, das bezeugte die Gruppe, die Oliver Wagner (Wuppertal Institut) und Willy Görtz (AWG) kürzlich am Müllheizkraftwerk Korzert begrüßen konnten.

Sieben Experten der Tokyo Electric Power Company (TEPCO), die sich in Wuppertal über die Energiewende in Deutschland informierten, ließen sich auf Korzert das Wasserstoff-Projekt von Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) und Wuppertaler Stadtwerke (WSW) erläutern. Wie berichtet, wird zukünftig auf dem Gelände des Müllheizkraftwerkes Wasserstoff produziert. In der im Bau befindlichen Produktionsanlage wird aus der Müllverbrennung der Wasserstoff für die Brennstoffzellen-Busse der WSW gewonnen – zunächst zehn Brennstoffzellen-Linienbusse werden auf Korzert Wasserstoff tanken können.

Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger zur Reduzierung von Treibhausgasen

Das Projekt, das unter anderem im Rahmen des Nationalen Wasserstoff-Investitionsprogrammes des Bundesverkehrsministeriums gefördert wird, stößt in Japan nicht ohne Grund auf großes Interesse: Wasserstoff gilt schließlich als wichtiger Energieträger zur Reduzierung von Treibhausgasen und daher als Hoffnungsträger bei der Bewältigung der Energiewende. Wie Oliver Wagner weiß, hat Japan in puncto Energieerzeugung in Müllverbrennungsanlagen noch ein hohes Entwicklungspotenzial.

Zwar, so erläutert der Cronenberger Projektleiter in der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut (WI), verfüge Japan über eine Vielzahl vor allem kleiner Anlagen. Für die Erzeugung von Strom, Fernwärme oder auch Wasserstoff werde die Müllverbrennung in Japan aber noch nicht genutzt. Für vorbildlich wird in dem 130-Millionen-Land ebenso das deutsche Stadtwerke-System gehalten. Erst wenige kommunale Stadtwerke gibt es dort, zumeist sind Produktion und Versorgung in der Hand von privaten Energieversorgern.

Entsprechend war Oliver Wagner im September zu einem Kongress in Japan eingeladen. Schließlich hat der Cronenberger eine WI-Studie zur Rekommunalisierung der Energieversorgung und zu Stadtwerke-Neugründungen verfasst, die – ins Japanische übersetzt – dort hohe Aufmerksamkeit erzielt.