23.04.2019, 13.04 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Salva“ wird „70“ – und lädt zum (Geburts-)Tag der offenen Tür

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Cronenberger Kult-Eismann vor Cronenberger Postkarten-Motiv: Für viele ist Salvatore Morreale genauso ein Dörper Wahrzeichen wie Krings Ecke und Reformierte Kirche im Hintergrund… -Foto: Meinhard Koke

„Sie wissen ja, dass alle Kinder Sie lieb haben“, sagte die Mutter am Eiswagen zu Salvatore Morreale und sie fügte hinzu: „Und wir Eltern auch…“ Diese spontane Sympathie-Bekundung bei einem Stopp des roten „Eis Meran“-Flitzers in der Ortsmitte bewies: „Salva“ wird von seinen Kunden geliebt – auch von den großen. Kein Wunder: Der Sommertag kann noch so heiß und noch so lang für ihn gewesen sein, für jedes Kind hält „Salva“ immerzu ein nettes Wort bereit – und auch einmal eine Kugel umsonst, wenn das Kleingeld nicht reicht. So hat der mobile Eismann mit der „Lili-Marleen-Melodie“ die Herzen seiner Schleckermäuler erobert. Und wenn sie groß geworden sind, dann kommen sie auch gerne als Mama oder Papa mit dem Nachwuchs auf dem Arm, wenn der rote Eis-Bus in der Straße Halt macht.

Eis-Meran-Zentrale wird zum Paradies für kleine und große Leckermäuler

„Ich fühle mich beliebt“, freut sich „Salva“ Morreale über die Zuneigung seiner Eis-Fans und deshalb möchte er sie auch alle einladen. Am kommenden Donnerstag, 25. April 2019, wird der wohl bekannteste mobile Eismann Wuppertals 70 Jahre alt – und Salvatore „Salva“ Morreale lädt Klein und Groß zum Mitfeiern ein: Von 11 bis 14.30 Uhr ist jeder in der Eis-Manufaktur von „Eis Meran“ in der Küllenhahner Straße 192 willkommen. Man darf einen Blick ins Eis-Labor werfen, wo die kühlen „Salva“-Köstlichkeiten zubereitet werden, der Schokoladen-Brunnen wird laufen, es wird süße Pasticcini geben, der Espresso-Automat wird heiß laufen, es wird Prosecco, Gummibärchen und Zuckerwatte geben und vor allem: Jeder darf so viel „Salva“-Eis essen wie er oder sie möchte – „bis zum Umkippen“, verspricht Salva Morreale ein Kinder-Paradies an seinem (Geburts-) Tag der offenen Tür.

Dass Salvatore Morreale zu seinem „70sten“ mal in sein „Eis-Mekka“ einladen würde, davon ahnte er sicher nichts, als er in den 1970ern aus dem sizilianischen Städtchen Racalmuto zur Tante nach Wuppertal reiste. Oder besser floh: Die Eltern einer „Liebelei“ bedrohten ihn mit dem Tode, plaudert „Salva“ aus dem Nähkästchen. Da rieten ihm seine Eltern, sich erst einmal in Sicherheit zur Tante abzusetzen – nur für ein paar Monate, bis Gras über die Liaison gewachsen wäre…

Bei Ordensbrüdern zur Schule gegangen

Aus den paar Monaten sind bis heute fast 50 Jahre geworden, und auch wenn der Eismann-Ruhestand näher rückt und Salvatore Morreale längst wieder ohne Angst in Racalmuto Urlaub machen kann, ganz in die Heimat zurückkehren, das möchte er nicht mehr: „Ich denke, ich bin mittlerweile Wuppertaler, ich bin ein Europäer – in Sizilien kann ich es nicht mehr länger als zwei/drei Wochen aushalten.“ Mit vermeintlich deutschen Tugenden wie viel Fleiß, Ordnung und Pünktlichkeit hat er es hier geschafft. Sie wurden ihm, sagt Salvatore Morreale, von den Eltern in die Wiege gelegt, die fleißige Geschäftsleute waren und später auch in Wuppertal einen Laden eröffneten, nachdem sie ihren Söhnen ins Tal gefolgt waren. Und die Salesianer sind auch nicht ganz schuldlos: Bei der Ordensgemeinschaft ging der junge „Salva“ einst zur Schule. „Sie waren sehr freundlich und penibel und haben mir vieles beigebracht“ – Mönch werden wollte „Salva“ aber dennoch nie.

Lust auf ein Eis? Von „Salva“ Morreale aus dem roten „Meran“-Flitzer schmecken die kühlen Köstlichkeiten den kleinen und großen Eis-Fans im CW-Land besonders gut – sie wandern ja auch stets mit einem Lächeln und/oder einem netten Wort ins Hörnchen oder in den Becher… -Foto: Meinhard Koke

Lust auf ein Eis? Von „Salva“ Morreale aus dem roten „Meran“-Flitzer schmecken die kühlen Köstlichkeiten den kleinen und großen Eis-Fans im CW-Land besonders gut – sie wandern ja auch stets mit einem Lächeln und/oder einem netten Wort ins Hörnchen oder in den Becher… -Foto: Meinhard Koke

Tagsüber Kugellager, am Feierabend Eiskugeln

Er wandelte vielmehr zunächst in ganz anderen Fußstapfen: Der Kult-Eismann ist gelernter Landvermesser. In Wuppertal aber verdingte er sich zunächst bei Glanzstoff und später 21 Jahre lang bei Kugelfischer. Er schliff Kugellager, erzählt „Salva“ – immerhin schon etwas mit Kugeln… Um sich etwas hinzu zu verdienen, begann er Anfang der 1980er Jahre nach Feierabend im Eiscafé von „Piccaro“ an der Ecke zum Rathausplatz: „Wenn man in Deutschland zu Geld kommen will, dann muss man sich strecken, sonst schafft man es nicht.“

Salvatore Morreale „streckte“ sich weiter: 1981 übernahm er in der Finkenstraße am Sedansberg gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau einen Eis-Salon. Wie man leckeres Eis macht, das hatte ihm Piccaro gezeigt („Er hat mich wie seinen Sohn behandelt“). Dazu gab er ihm ein Büchlein von 1903 mit Eis-Rezepten an die Hand – Salvatore Morreale hütet es wie einen Schatz in einer Glas-Vitrine.

Der Sedansberg war verrückt nach „Salva“-Eis

Der Feierabend-Eismacher traf den Geschmack der Barmer: „Die Kunden standen Schlange“, erinnert sich „Salva“ Morreale, „die Polizei, die Stadtwerke – alle kamen zu mir“. Einem Nachbarn wurde der „Trubel“ zu viel: Er machte „Salva“ das Leben schwer und der gab auf. „Ich habe viel geweint“, blickt Salvatore Morreale zurück, „und dann hat mir der liebe Gott geholfen“. Damit gemeint sind die Gewerberäume an der Küllenhahner Straße, auf die Salvatore Morreale im Jahre 2006 stieß.

Er nahm sie, mit 57 Jahren wagte „Salva“ hier den Neustart. Er baute sie mit viel Einsatz und seinem inzwischen verstorbenen Bruder Patrizio um: „Wir haben bei null angefangen, aber wir haben es mit viel Liebe geschafft.“ Von zwei Eiswagen ist die Flotte auf sechs Eisflitzer plus einen Verkaufswagen am Rigi-Center gewachsen, Salvatore Morreale beliefert Eisdielen bis Düsseldorf, er wird bis nach Münster für Events gebucht – „der kleine Italiener“, wie sich „Salva“ selbst nennt, ist bei seinen Kunden ein ganz Großer.

Seinen 70sten Geburtstag wird Salvatore Morreale vollauf zufrieden feiern: „Ich habe alles geschafft, was ich wollte – ich bin glücklich.“ Er arbeitet noch immer gerne, in der Sommer-Saison nicht selten von 9 bis 24 Uhr. Wenn er „auf dem Bock“ seines roten „Meran“-Mobils sitzt, „dann bin ich glücklich“. „Salva“ merkt zwar, dass die Kräfte nachlassen. Sein Eis-Hunger ist aber noch nicht gestillt – drei/vier Kugeln am Tag, am liebsten Pistazie, Haselnuss und Vanille, die müssen sein: „Deshalb bin ich auch so dick“, lacht Salvatore Morreale.

Ein bisschen liebäugelt er dennoch mit dem Kürzertreten – wenn er jemanden fände, der auch ihn übernähme, sodass er noch ein bisschen „herumflitzen“ könnte, das wäre was. Vielleicht steht ihm der „liebe Eis-Gott“ ja noch einmal zur Seite…