16.05.2019, 16.08 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Säcke-Klub“ statt „Süd“: FBR-Leiter Eulner geht in Ruhestand
Als Hartmut Eulner vor 25 Jahren die Stelle als Leiter der Friedrich-Bayer-Realschule (FBR) antrat, da war der Ruf der Schule ähnlich ramponiert wie damals das Schulzentrum. Hartmut Eulner nahm dennoch am Schreibtisch des FBR-Leiters Platz und schaffte einen Schwung Eimer an – weil es hier und da durchs Dach des Beton-Baus tropfte. 25 Jahre später ist nicht nur das Schulzentrum Süd relativ in Schuss, vor allem ist es auch die Bayer-Realschule – statt Eimern werden hier heute iPads angeschafft. Die Schülerschaft der Realschule am Jung-Stilling-Weg hat sich auf mittlerweile 830 Pennäler nahezu verdoppelt, die FBR zählt heute zu den profiliertesten Realschulen im Regierungsbezirk. Der Grund dafür ist weniger Schulpolitik, ihren Anteil daran haben Hartmut Eulner und sein Kollegium.
Von der „Problem-Penne“ zur Vorzeige-Schule
Die FBR nimmt am Landesprogramm „Bildung und Gesundheit“ und dem EU-Programm „Erasmus“ teil, sie ist zertifizierte Fairtrade-Schule und unterhält Partnerschaften mit Unternehmen. Die musische Ausbildung wird in den Bläserklassen groß geschrieben, nicht zuletzt ist die Bayer-Realschule seit 2017 NRW-Sportschule – in Kooperation mit einer Solinger Gesamtschule als einzige Schule im Städtedreieck. Kein Wunder, dass nun Ex-Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz am Jung-Stilling-Weg unterrichtet.
Wenn Hartmut Eulner im Sommer in den Ruhestand geht, dann bedeutet diese Erfolgsbilanz auch Mehrarbeit: Sein erster Abschlussjahrgang 1994 zählte gerade 50 Schüler, zum Schuljahresende 2019 wird Eulner über 100 Absolventen die Zeugnisse überreichen dürfen. Vor 25 Jahren war die Bayer-Realschule gerade einmal zweizügig, heute bewerben sich so viele Schüler, „dass wir sieben bis acht Klassen aufmachen könnten“, weiß Hartmut Eulner.
Trotz Korruptionsskandal und SSLZ-Brand: Positives überwiegt
„Es war eine spannende Zeit“, blickt der Hildener zurück, von dessen drei Kindern zwei in seine Lehrer-Stapfen getreten sind. In die Sanierung des Schulzentrums wurden 30 Millionen Mark investiert, der Bau erlebte eine Asbest-Sanierung bei laufendem Betrieb („Wäre heute wohl nicht mehr möglich“), es brannte das Schwimmsport-Leistungszentrum ab und in der Schulbibliothek wurde Feuer gelegt, zudem avancierte das „Süd“ zu einem, wie es Eulner benennt, „Epizentrum“ des Korruptionsskandals: „Ich habe reihenweise Handwerker oder auch Bauleiter in Haft gehen sehen.“
Rückblickend überwiegt für den 65-Jährigen das Positive: Das Kollegium lobt Hartmut Eulner und die gute Zusammenarbeit mit einer engagierten Elternschaft, der Gemeinschaft Cronenberger Unternehmen und tollen Unternehmen wie Berger, Knipex und Stahlwille: „Es gibt hier noch so etwas wie ein soziales Unternehmertum“, betont Hartmut Eulner. Als Glücksfall bezeichnet der scheidende Schulleiter die Zusammenarbeit mit dem Carl-Fuhlrott-Gymnasium und dem damaligen CFG-Leiter Karl W. Schröder.
Ein Ergebnis dessen ist das schulinterne Modell, das FBR-Absolventen auch nach Einführung des Turbo-Abiturs weiterhin das G9-Abitur ermöglicht – ein vorausschauender Sonderweg. Dass Eulner auch mit CFG-Nachfolger Reinold Mertens eine kongeniale Nachbarschaft pflegt, das lässt sich auch in Zahlen beweisen: Im schlechtesten Jahr erhielten 60 Prozent der FBR-Absolventen die „Quali“ fürs Gymnasium, im besten waren es sogar fast Dreiviertel der Abgänger – Spitzenquoten in Wuppertal!
Einladung ins Schloss Bellevue: „Das war super!“
Zur Erfolgsbilanz zählt für Hartmut Eulner aber auch, dass es an der Realschule keine Probleme zwischen deutschen Schülern und Kameraden mit Migrationshintergrund gibt. Erstaunlich, wo doch der Ausländeranteil bei 40 Prozent liegt und insgesamt 29 Nationalitäten hier zur Schule gehen. Für FBR-Leiter Eulner keine Überraschung, sondern vielmehr Resultat der Schulverfassung, die zu politischer, weltanschaulicher und religiöser Neutralität verpflichtet. Es gab aber auch Wermutstropfen für den Bayer-Leverkusen-Fan: So dass er 2013 beim Gewinn der deutschen Vizemeisterschaft der FBR-Fußballer in Berlin nicht dabei war.
Dafür aber zählte Hartmut Eulner zum FBR-Tross der Schwimm-Mädels beim Bundesfinale. Die schafften zwar keine Medaille, dafür aber gab’s vom damaligen Bundespräsidenten Rau eine Einladung ins Schloss Bellevue: „Das hat bei den Kindern großen Eindruck hinterlassen – und auch ich fand’s super.“
„Klub der alten Säcke“: „Mal sehen, was wir draus machen…“
Dass er über seine reguläre Dienstzeit hinaus aktuell ein halbes Jahr dranhängt, beweist, dass Hartmut Eulner den Job im „Süd“ gerne gemacht hat. Wenn er im Sommer geht, dann soll das in den Vordergrund rücken, was bislang eher zu kurz kam: Sport – „es gilt zu retten, was zu retten ist“, lacht Eulner. Auch will sich Eulner mehr seiner großen Leidenschaft widmen: der Hochseeinsel Helgoland.
Und dem „Klub der alten Säcke“ will Hartmut Eulner beitreten – Ex-Kollege Karl W. Schröder ist dessen Chef und man trifft sich in der Uni-Kneipe: „Mal schauen, was Schröder und ich draus machen…“, schmunzelt Eulner – bestimmt einen Vorzeige-Klub!