21.05.2019, 13.08 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Stadt-Konzept: „Wir wären 1928 besser nach Remscheid gegangen“

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Bemängelt, dass im Entwurf zum Stadtentwicklungskonzept zu viel Tal und viel zu wenig Cronenberg drin ist: Cronenbergs Vize-Bürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky. | Archiv-Foto: Meinhard Koke

„Zukunft Wuppertal“, so ist der Entwurf für das Stadtentwicklungskonzept (STEK) überschrieben. Das Konzept solle Politik und Verwaltung für die nächsten zehn bis 15 Jahre als Richtschnur und Perspektive dienen, schreibt Oberbürgermeister Andreas Mucke dazu in seinem Vorwort, am Ende der 110 Seiten befindet Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig, das Konzept sei für die Stadtverwaltung ein wichtiger Meilenstein, um Wuppertal für die Zukunft zu stärken.

Weitaus weniger euphorisch fiel die Reaktion in der April-Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg aus: Das Dörper Stadtteilparlament lehnte das Konzept schlicht ab. CDU-Vizebürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky bemängelte den Zeitdruck, unter welchem die Bezirkspolitiker über die 110 Seiten entscheiden sollten: „Wofür die Verwaltung Jahre gebraucht hat, das sollen wir nun im Schweinsgalopp entscheiden“, forderte der CDU-Politiker mehr Zeit für eine Beratung des Konzeptes. Von Wenczowsky erteilte dem STEK aber auch inhaltlich eine Absage.

„Die Stadt lässt die Ränder schleifen…“

Das Konzept drehe sich vornehmlich um die Talachse – „Cronenberg hat keine Stadtteilentwicklungspolitik“, kritisierte „VW“, dass der Fokus vornehmlich auf der Talachse liege und man die Ränder „schleifen lasse“. Zwar konstatiert das Konzept, dass Wuppertal durch seine charakteristische Stadtteil-Struktur geprägt sei, zwar bietet der Entwurf auch einen „Fokusraum Wuppertals lebendige Zentrenvielfalt“ und zwar wird bescheinigt, dass in den Stadtteilen viele Vereine beheimatet seien, „die auch ein großes Potenzial für die Stadtentwicklung darstellen“.

Auch wird das „vorrangige Ziel“ formuliert, für die unterschiedlichen Orte spezifische Profile zu entwickeln und die Stadtteile zu stärken. Und überdies betont Kulturdezernent Matthias Nocke, dass „Identität in Wuppertal“ nicht nur die Schwebebahn sei, sondern „auch die verschiedenen Stadtteile mit ihrer individuellen Historie“. Beim Durchblättern der 110 Seiten erscheinen diese hehren Worte aber eher wie Lippenbekenntnisse – zumindest aus Cronenberg-Sicht betrachtet.Gut, ein Südhöhen-Radweg entlang der L418/419 wird genannt, die Seilbahn und die Bundesgartenschau auch, ansonsten spielt Cronenberg in dem Konzept aber keine Rolle.

BV sagt einmütig „Nein“ zu dem Entwurf

Zwar ist auch eine Verlängerung der Sambatrasse ein Thema. Nicht aber in die Ortsmitte, wie zum Beispiel im Rahmen des Mitmach-Netzwerkes „Cronenberg will mehr!“ gefordert, sondern vielmehr zum Arrenberg. Ein Konzept für die Ortsmitte, von „Cronenberg will mehr!“, dem Cronenberger Heimat- und Bürgerverein und der Bezirksvertretung gefordert? Ebenso Fehlanzeige! „Die Peripherie verkommt immer mehr“, konstatierte daher Michael-Georg von Wenczowsky zu dem Konzept: „Wir wären 1928 besser nach Remscheid gegangen – ich habe manchmal den Eindruck, dass man sich mit der Stadt nicht mehr identifiziert.“

Als Signal an die Stadt schlug die CDU daher ein „Nein“ zu dem Stadtentwicklungskonzept vor – und die Bezirksvertretung stimmte einmütig zu. Rüdiger Bleck vom zuständigen Ressort kündigte an, dass die Entscheidung – anders als zunächst geplant – nicht bereits im Mai im Rat fallen werde. Auch werde man schauen, was an Anregungen noch in das Stadtentwicklungskonzept eingearbeitet werden könnte. Aber, so Rüdiger Bleck abschließend: Neu werde man es nicht schreiben können…