05.08.2019, 08.29 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Fridays for Future“: Aktivisten trafen Klimaschutz-„Veteran“

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Die Aktivisten Jonah Näckel (li). und Jule Ellis (re.) mit Prof. Dr. Peter Hennicke, Oberbürgermeister Andreas Mucke und Moderator Oliver Wagner. | Foto: Matthias Müller

Die Aktivisten von „Fridays for Future“ sind längst auch in Wuppertal angekommen. Die „Kulturschmiede“ an der Hütte wurde kürzlich der Mittelpunkt einer Diskussionsrunde zum Thema Klimaschutz – viele Cronenberger nutzten dies, um sich zu informieren. Gekommen war nicht nur Prof. Dr. Peter Hennicke, der ehemalige Präsident des Wuppertal Instituts sowie Träger des deutschen Umweltpreises und Mitglied des Club of Rome. Ebenfalls dabei waren Aktivisten von „Fridays for Future“, unter ihnen Jonah Näckel und Jule Ellis. Der Cronenberger SPD-Ratsherr Oliver Wagner moderierte die Runde.

Selbst Oberbürgermeister Andreas Mucke ließ sich diesen Termin nicht entgehen. „Ich unterstütze diese Bewegung gerne“, sagte Mucke, „es ist ein Generationen-Gespräch.“ Schließlich sei es ein großes Geschenk, dass es diese Bewegung gebe, erklärte das Stadtoberhaupt. Er selber habe in den 1980er-Jahren angefangen, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Alle Kohlekraftwerke erst 2038 abschalten zu wollen, hält Wuppertals erster Bürger für falsch. SUV zu fahren findet Andreas Mucke paradox: „Warum ist das überhaupt erlaubt?“

Die großen Parteien hätten bei der Europawahl einen „Schuss vor den Bug bekommen“, meinte Oliver Wagner auch hinsichtlich des Erstarkens der Grünen. Die Aktivisten Jonah Näckel und Jule Ellis werden auch in ihren Familien unterstützt. Selbst die Freunde finden es inzwischen „cool“, dass sich die junge Generation für Politik interessiere. Fakt sei, dass ohne entschiedenes Handeln der heutigen Jugend allen Menschen künftiger Generationen enorme Lasten durch den Klimawandel zugemutet würden, erklärte Peter Hennicke. „Deshalb müssen wir gemeinsam eine mutigere Klimaschutzpolitik einfordern und rascher umsetzen, wozu auch die CO2-Steuer gehört“, meinte der ehemalige Wuppertal-Institut-Chef und fügte hinzu: „Klasse, dass ihr da seid!“ Schließlich sei der Klimaschutz ein globales Thema und „Friday for Future“ eine Bewegung, die man nicht mehr weg bekomme.

Besonders die umstrittene Äußerung von FDP-Chef Christian Lindner, das Thema Klimaschutz den „Profis“ zu überlassen, wollte keiner der Diskussionsteilnehmer in der „Kulturschmiede“ akzeptieren. „Nicht Jung gegen Alt. Mehr Tempo zulegen, Allianzen bilden und gemeinsam für den Klimaschutz kämpfen!“, forderte Prof. Dr. Peter Hennicke. Doch umsetzen müssten die Forderungen die „Alten“. Die junge Generation stattdessen nach Lösungswegen zu fragen, hielt Hennicke für obszön: „Es gibt auch heute schon genug Möglichkeiten die Versorgung mit alternativen Energien zu sichern und auszubauen.“ So koste Strom durch Windenergie etwa zwei Cent und Sonnenenergie rund 2,5 Cent. Deshalb weiter global für eine bessere Welt, für alle folgenden Generationen zu kämpfen, darüber waren sich „alte“ und „junge“ Klimaschutz-Hasen in der „Kulturschmiede“ einig – und bekamen dafür viel Beifall. Jeder könne schließlich heute schon etwas tun, wenn er bewusster lebe. Dazu gehöre weniger fliegen, bewusster essen und mehr über Energieverbrauch nachdenken, so die Aktivisten.