18.10.2019, 11.58 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Merci, merci – Dörpi!“ Zehn Jahre Bürgerbus Cronenberg

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„W IC 2009“ – Bürgerbus-Vorsitzender Andreas Holstein (vo. re.), Oberbürgermeister Andreas Mucke und Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé halten das Nummernschild des ersten Bürgerbusses in Händen. Im Hintergrund diejenigen, die für das „Wir in Cronenberg“ am Steuer sitzen – die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer des Bürgerbus-Vereins Cronenberg. | Foto: Meinhard Koke

Wie wäre es um das Leben in Cronenberg bestellt, wenn die Ehrenamtler nicht wären? Wenn es zum Beispiel keine freiwilligen Feuerwehren gäbe, die im Ernstfall helfen, aber ebenso auch dürstende Bäume im Sommer wässern oder die Martinszüge begleiten? Oder wie sähe das Leben im Dorf aus, wenn die Bürgervereine nicht Feste wie den Hüttenzauber, das Hoffest oder das Sudberger Sommerfest und den Küllenhahner Advent veranstalteten und zudem auch nicht für neue Spielgeräte auf Kinderspielplätzen sorgten, nicht weitere Weihnachtsbeleuchtung anschafften oder auch nicht zu Stammtischen mit interessanten Gästen einlüden?

Wenn sich in Cronenberg Ehrenamtler nicht vielfach einsetzten, dann gäbe es überdies auch keine Werkzeugkiste, kein Pickfest, das Sportangebot wäre nicht so breit, die letzten Straßenbahnen der Stadt führen hier nicht, im Manuelskotten würde sich das Wasserrad nicht mehr drehen und im TiC-Theater könnte man keine unterhaltsamen Abende erleben, … – kurzum: Ohne ehrenamtliches Engagement wäre Cronenberg eine prima Schlafstadt, in der tagsüber aber wenig los wäre…!

Ein Beispiel für das eindrucksvolle Engagement im Dorf feierte kürzlich Geburtstag: Am 5. Oktober 2009 fuhr der Bürgerbus Cronenberg erstmals durchs Dorf – somit konnte der Trägerverein „Dörper Bus“ zehnjähriges Bestehen begehen. Rund 80.000 Fahrgäste wurden seit 2009 befördert, darunter etwa ein Drittel Schwerbehinderte – all die Zahlen, welche Bürgerbus-Finanzchefin Bianca Holstein skizzierte (siehe Kasten unten rechts), waren ein Grund zum Feiern!

Der Verein feierte mit Ehemaligen, Sponsoren, seinen Fahrern und deren Partnern in der Event-Location „Haus Mees“. Auch Oberbürgermeister Andreas Mu­-cke und Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé kamen an die Hahnerberger Straße und dankten für das Engagement der „bewegten“ Ehrenamtler: Das sei das Schöne an Wuppertal – hier werde nicht nur gerne „gemotzt“, sondern auch gerne angepackt: „Herzlichen Dank dafür“, zollte der Oberbürgermeister den Ehrenamtlern seine Anerkennung: „Da beneiden uns andere Städte drum.“

Umso erschütterter zeigte sich Andreas Mucke, dass dem Bürgerbus-Verein der Entzug der Gemeinnützigkeit droht (siehe Kas­ten links). Es wurde aber nicht nur über den „wiehernden Amtsschimmel“ gezürnt. Bei der Jubiläumsfeier des Bürgerbus-Vereins gab es auch viel Anlass zum Lachen. Dafür sorgte zum einen Kassiererin Bianca Holstein, die mit einem Quiz zu „Dörpi“-Kennzahlen viele Fragezeichen, aber auch zahlreiche Schmunzler bescherte. Und sie wartete auch mit interessanten Zahlen in der Gemeinnützigkeits-Diskussion auf: Denn den „Dörpi“-Einnahmen in Höhe von rund 65.000 Euro stehen Kosten von rund 82.000 Euro entgegen – „die Kosten sind noch nicht einmal ansatzweise gedeckt“, unterstrich denn auch Bürgerbus-Chef Andreas Holstein: „Wir sind kein Wirtschaftsunternehmen!“

Der Vorstand des Vereins „Dörper Bus“ mit drei „Dörpi“-Urgesteinen der ersten Stunde: Strefan Krämer (2.v.l.) und Klaus Jacobs (4.v.li.) sitzen seit 2009 bereits hinterm Steuer, Peter Ahland (mi.) gehörte dem Gündungsvorstand an und ist dem Verein noch heute verbunden. | Foto: Meinhard Koke

Der Vorstand des Vereins „Dörper Bus“ mit drei „Dörpi“-Urgesteinen der ersten Stunde: Strefan Krämer (2.v.l.) und Klaus Jacobs (4.v.li.) sitzen seit 2009 bereits hinterm Steuer, Peter Ahland (mi.) gehörte dem Gündungsvorstand an und ist dem Verein noch heute verbunden. | Foto: Meinhard Koke

Richtig Jubiläumsstimmung kam dann auf, als Uwe Jockel, 2. Vorsitzender des Vereins „Dörper Bus“, und „Dörpi“-Chef Holstein zu einer Anekdoten-Tour durchs Haltestellen-Netz des Bürgerbusses einluden. Da ging es um die Fahrgäste Käthe und Ilse und „tierische Dramen in Kuchhausen“, um einen Unfall mit einem „vergessenen Fahrgast“ in der Heidestraße, um den Martin-Ribbe-Gedächtniskreisel am Hensges Neuhaus oder auch um die Haltestelle „Am Köhler“, wo immer der Professor einsteigt. Thema waren zudem Haltepunkte, welche für auswärtige Fahrer ein Rätsel sind, weil sie im Volksmund als „bim Schappi“ beziehungsweise „Hinter der Muschelbar“ (Amboßstraße) oder auch „an der Blaustadt“ (Solinger Straße) bezeichnet werden.

Ebenso wissen die Gäste der „Dörpi“-Feier nun, wo die Bürgerbus-Fahrer bevorzugt „Pinkel-Pausen“ einlegen, dass das „Pfützen-Krokodil“ an der Haltestelle Kohlfurth schwimmt oder auch, dass die Häuser am Haltepunkt Mittelsudberg verworren nummeriert sind. So halte sich hartnäckig das Gerücht, berichteten Uwe Jockel und Andreas Holstein, dass „verirrte“ Fahrer von Rettungswagen in Mittelsudberg schon verhungert aufgefunden worden seien.

Bürgerbus-Fahrern ist das noch nicht passiert – fröhlich konnten die „Dörpi“-Ehrenamtler denn auch „Merci, merci für die Stunden mit dir“ intonieren: „Unsere Fahrt war so schön – merci, Dörpi…“ Andreas Holstein, Uwe Jockel und Michael Höffer hatten Hits von Udo Jürgens auf den Dörper Bürgerbus umgetextet, Martin Ribbe haute in die Tasten seines mobilen Klaviers – im fröhlichen Gesang zu „Aber bitte mit Dörpi!“ (Sahne), „Ich war noch nie am Wilhelmring…“ (New York) und „Sieben Sitze – blaue Polster…“ (Siebzehn Jahr…“) klang der zehnjährige Geburtstag des Bürgerbusses Cronenberg völlig lösgelöst von allem Gemeinnützigkeits-Frust aus.

Schließlich gilt ja auch:
Eine Dörpi-Tour ist ebenso lustig wie eine Seefahrt – mindestens…!

Dörper Bus in Zahlen

Wie „Dörpi“-Zahlenchefin Bianca Holstein im Rahmen ihres Quiz’ zum Bes­ten gab, hat der Bürgerbus in den vergangenen zehn Jahren rund 460.000 Kilometer zurückgelegt – das sind fast zwölf Runden um die Erde. Dabei wurden rund 80.000 Fahrgäste befördert, darunter rund ein Drittel Schwerbehinderte und 15 Prozent Kinder. Die Fahrgäste sind offenbar dankbar: Rund 4.300 Euro landeten in der Trinkgeldkasse, mit der zum Beispiel Ausflüge und die Weihnachtsfeier finanziert werden. Wie hoch die Knöllchen-Kosten sind, verriet Bianca Holstein nicht, wohl aber die Höhe der Werkstatt-Kosten: Die lag in den vergangenen zehn Jahren bei rund 69.000 Euro. Aktuell sitzen 22 Fahrer ehrenamtlich hinter dem „Dörpi“-Steuer, weitere Freiwillige sind stets herzlich willkommen! Mehr Infos zum Bürgerbus Cronenberg unter www.doerper-bus.de.