14.11.2019, 16.26 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Auf ein Wort mit Lars Klingbeil: Dörper SPD mit „Promi“-Besuch

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Cronenbergs SPD-Chefin Miriam Scherff hatte Lars Klingbeil bei einem Parteitreffen einfach mal angefragt – und er sagte zu… | Foto: Meinhard Koke

Mit dem Hashtag „Cronenbergzuliebe“ versehen, erinnerte die SPD Cronenberg auf ihrer Facebook-Seite an eine besondere Veranstaltung: Die Dörper Genossen hatten mit Lars Klingbeil immerhin den Generalsekretär der Bundespartei zu Gast. Doch der Promi-Genosse ließ ob eines Vor-Termins auf sich warten und so machten Cronenbergs SPD-Vorsitzende Miriam Scherff und ihre Mitstreiter aus der Not eine Tugend.

Mit Informationen zu Cronenberg hielten sie die etwa 70 Gäste, die auch aus Solingen und Remscheid gekommen waren, im Veranstaltungsraum des Schulzentrums Süd bei Laune – wohl kaum zuvor hatten Dörper Themen eine solche „Reichweite“. So bekamen Stefan Schaller und Axel Dreyer die Gelegenheit, das Mitmach-Netzwerk „Cronenberg will mehr!“ und seine Ziele für den Stadtteil vorzustellen – schließlich sollte es an dem SPD-Abend mit dem „Promi-Genossen“ auch um die Themen Mobilität und Verkehr sowie nachhaltige Stadt(teil-)entwicklung gehen. Im Anschluss übernahm Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé den Staffelstab. Sie skizzierte die Strukturen des Dörper Stadtteils mit seiner Einwohnerschaft, dem noch vielfach familiengeführten Unternehmertum, seiner engagierten Vielfalt, aber auch seinen zahlreichen Bedarfen und Frustrationen.

Cronenberg-Infos und Gymnastik-Vorschlag in der „Warteschleife“

Als Lars Klingbeil dann immer noch nicht am Jung-Stilling-Weg angekommen war und Ulla Abé der „Cronenberg-Stoff“ auszugehen drohte, sprang Oliver Wagner in die Bresche: Zur allgemeinen Erheiterung schlug der Cronenberger Ratskandidat vor, die Zeit mit Singen oder Gymnastik zu überbrücken. Das war aber nicht notwendig, mit 45 Minuten Verspätung erreichte der SPD-„General“ das „Süd“, um dann direkt das Mikrofon zu übernehmen. Klingbeil verriet Persönliches, so dass er aus Munster kommt und der Ärzte-Sänger Farin Urlaub ganz in der Nähe wohnt. Der 41-Jährige ließ aber auch wissen, dass er sechs SPD-Vorsitzende erlebt hat, seitdem er vor rund zwei Jahren den Posten des Generalsekretärs übernahm: „Das ist zu viel“, unterstrich Klingbeil, dass mit der bevorstehenden Urwahl eines Führungstandems Kontinuität und Ruhe in die SPD einkehren müsse.

Nicht zuletzt ob des „schmerzlichen Ergebnisses“ der Thüringen-Wahl müsse die Sozialdemokratie aber auch programmatisch an sich arbeiten. Klingbeil benannte den Sozialstaat der Zukunft, die Gesundheitspolitik oder die Einführung einer Vermögenssteuer als Themen, die Fragen der neuen Mobilität dürften weder den Grünen überlassen, noch weiter aufgeschoben werden – Deutschland sei stets top in Mobilität gewesen, „jetzt haben wir hier ein Problem“, betonte Klingbeil ob der Eindrücke eines China-Besuches. Und der Berlin-Besucher bezeichnete es auch als einen Fehler seiner Partei, dass sie in den vergangenen 20 Jahren eine Politik mitgetragen habe, welche „den Staat immer weiter reduziert hat“.

„Ein handlungsfähiger Staat ist das beste Mittel gegen Populismus“, sprach sich Klingbeil für mehr öffentliches Engagement zum Beispiel in den Bereichen Infrastruktur aus – auch um so dem Gefühl des Abgehängtseins in ländlichen Gebieten und damit dem Nährboden der AfD entgegenzuwirken. Damit war man auch thematisch im Dorf angekommen. Denn Frustpotenzial gibt es nicht nur in Thüringen, sondern auch in Cronenberg. In der ländlichen Peripherie Wuppertals fühlen sich einige abgehängt und wünschen sich mehr „Staat“, sprich mehr Investitionen von Stadt und öffentlicher Hand…