22.01.2020, 18.04 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Ortsmitte-Planung: Wesentlich günstiger als bislang gedacht?

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Was könnte die Ortsmitte-Planung eigentlich tatsächlich kosten? SPD-Bezirksvertreter Oliver Wagner fragte einfach mal bei dem Ingenieurbüro nach, welches 2003 das Dörper Gutachten erstellt hatte, welches jetzt aktualisiert werden soll. Oliver Wagner ist auch Mitinitiator der Intiative „Cronenberg wil mehr!“. | Foto: Meinhard Koke

Wie berichtet durfte sich Cronenberg bereits kurz vor Weihnachten freuen: In seiner letzten Sitzung des Jahres bewilligte der Rat der Stadt 250.000 Euro für eine Erneuerung der Ortskern-Planung. Die Fraktionen von CDU, Grünen und Freien Wählern beziehungsweise von SPD hatten zuvor in getrennten Anträgen die Bereitstellung von Finanzmitteln für ein Update der Dörper Planung von 2003 gefordert.

Nachdem die Viertelmillion damit im städtischen Doppelhaushalt 2020/21 verankert ist, kann sich Cronenberg zum Beginn des neuen Jahres zusätzlich freuen. Denn: Wie SPD-Ratskandidat Oliver Wagner herausgefunden hat, könnte eine Fortschreibung der Ortsmitte-Planung „nur“ mit bis zu 150.000 Euro zu Buche schlagen – mindestens also etwa 100.000 Euro der vom Rat bewilligten Gelder blieben also übrig.

Nach dem Rats-Votum hatte sich Oliver Wagner einfach mal an seinen Computer gesetzt und das Aachener Stadt- und Verkehrsplanungsbüro angemailt, welches im März 2003 das Konzept zur Dörper Ortskernplanung vorgestellt hatte. Wie hoch sie die Kosten für ein „Update“ ihrer Planung von 2003 schätzten, fragte Wagner bei den Aachener Experten an: Da sich die wesentlichen Verkehrsparameter in Cronenberg ja kaum verändert hätten, wäre eine Aktualisierung doch vermutlich mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich.

Wenige Tage später fand der SPD-Bezirksvertreter eine Antwort in seinem virtuellen Briefkasten. Und sie überraschte ihn: Die Kosten für eine Fortschreibung seien natürlich abhängig von „Art und Umfang des Leistungsbildes“, ließ Dr. Ralf Kaulen, der Chef des Planungsbüros wissen: Ein bloßes Update würde bis zu 50.000 Euro kosten, eine Fortschreibung bis zu 150.000 Euro, schätzte Ralf Kaulen – inklusive einer neuen Verkehrszählung und eines Verkehrsmodells.

Dass ein „Update“ der Ortsmitte-Planung womöglich wesentlich weniger als die bislang veranschlagten 250.000 Euro kosten könnte, das erfreut Oliver Wagner natürlich. Andererseits zeigt sich der SPD-Politiker von der „frohen Schätzung“ aus Aachen auch verblüfft: Bis zu 200.000 Euro weniger als veranschlagt – „das gibt es doch gar nicht“, zeigt sich der Dörper Bezirkspolitiker überrascht: „Ich bin sehr verwundert, dass da offenbar niemand von der Stadt auf die Idee gekommen ist, mal bei dem Büro nachzufragen“.

Die Stadtverwaltung hatte die Kosten für eine neue Machbarkeitsstudie Ende 2018 noch auf etwa 250.000 Euro geschätzt – daher auch die Mittelansätze in den Rats-Anträgen von CDU/Grünen/FW beziehungsweise SPD. Auf CW-Nachfrage ließ das Büro Kaulen wissen, dass eine Verkehrszählung in der Ortsmitte grundsätzlich auch mit Hilfe von ehrenamtlichen Helfern durchgeführt werden könnte – auf diese Weise könnten „Cronenberg will mehr!“ beziehungsweise die Bürgervereine die Kosten zusätzlich im Rahmen halten.

SPD-Politiker Wagner stellt die Notwendigkeit für ein neues Verkehrsmodell sowieso in Frage: So viel habe sich am Verkehr im Dorf seit 2003 nicht verändert, findet Wagner – „will man für einen bescheidenen Zusatzgewinn so viel Geld mehr ausgeben“, fragt er daher: „Das soll man lieber in konkrete Maßnahmen stecken.“ Ob eine mögliche Ersparnis von bis zu 200.000 Euro anderweitig in der Ortsmitte, zum Beispiel für Veränderungen von Park-Markierungen, die Einrichtung einer Fahrradspur oder zusätzliche Querungen, verwendet werden könnte, ist allerdings fraglich.

Nach CW-Informationen soll die Stadt ihre Kostenschätzung an dem Verkehrsgutachten für die Heckinghauser Straße orientiert haben – nur dafür seien 150.000 Euro fällig geworden.