25.02.2020, 16.05 Uhr   |   Oliver Grundhoff   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Unterdahl: Gemeinsam gegen die Wildschweinplage

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Wollen die Schäden der Wildschweine nicht mehr länger tatenlos hinnehmen: Alex Küpper und Daniela Neddermann planen, sich mit anderen Betroffenen zusammenzuschließen. | Foto: Oliver Grundhoff

Alex Küpper hat – auf Deutsch gesagt – die „Schnauze voll“: Seit Monaten wird sein Grundstück immer wieder von einer Rotte Wildschweinen heimgesucht. Angefangen hatte alles im Jahr 2019. Zunächst war es nur eine Sau, die mit ihren Jungen auf seinem Parkplatz für Unordnung sorgte. Mittlerweile sind es mehrere ausgewachsene Schweine, die zusammen mit ihrem Nachwuchs sein komplettes Grundstück auf links drehen. Circa 2.000 Quadratmeter angelegte Rasenfläche haben die Wildschweine mittlerweile in einen Kartoffelacker verwandelt. „Selbst meine Maulwürfe sind mittlerweile ausgewandert“, erklärt er gegenüber der CW. Seinen Nachbarn geht es genauso. Gut ein Dutzend Gärten sind inzwischen von den Untrieben der Schweine heimgesucht worden.

In befriedetem Gebiet darf nicht geschossen werden

So auch bei Daniela Neddermann, deren 800 Quadratmeter großes Grundstück fast völlig verwüstet wurde. Auf Anfragen bei der zuständigen Jagdbehörde hieß es nur: „Da können wir nichts machen.“ Sämtliche Versuche wie Maschendrahtzaun, Holzzaun oder auch elektrische Zäune halfen nicht. Die Säue schubsten diese einfach um. Auch Musik-, Duft- und Lichtinstallationen hielten die Wildtiere nicht ab. Und da die Schweine mittlerweile alle drei Tage im Unterdahl vorbeischauen, macht es für die Anwohner auch keinen Sinn, ihre Schäden zu beseitigen. Bejagen oder Fangen dürfen sie die Schweine nicht – das verbietet das Jagdgesetz. Der zuständige Jagdpächter zuckt auch nur mit der Schulter und verweist darauf, dass er in befriedetem Gebiet nicht schießen darf.

„Wildschweine sind schlau und anpassungsfähig“, erklärt Torsten Freund gegenüber der CW. Der Dachdecker ist selbst Jäger und hatte jahrelang eine Pacht im Hunsrück. „Letztlich ist das nur Hobby und ein großes Minusgeschäft“, weiß er aus eigener leidvoller Erfahrung zu berichten. Denn während Privatpersonen auf ihren Schäden sitzen bleiben, müssen die Jagdpächter für Schäden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen aufkommen. Wohlgemerkt aus eigener Tasche, denn ein Versicherung gibt es dafür nicht. „Das Problem sind zum einen die milden Winter“, berichtet Freund weiter, „die Schweine finden bei diesen Temperaturen genügend Äsungen und vermehren sich besonders stark.“ Was ihn vor allem stört ist jedoch die Politik. Die Verschärfung des Jagdgesetzes macht den Jägern das Leben unnötig schwer. Sie dürfen zum Beispiel nicht mit Nachtzielgeräten arbeiten, was die Jagd im Prinzip auf die Vollmondphasen beschränkt. „Wie soll man mitten ins Dunkle schießen?“

Rund 300 Wildschweine halten sich in Wuppertaler Wäldern auf

Auch sogenannte Kirrungen, um die Schweine an Stellen zu locken, wo sie problemlos geschossen werden könnten, interessieren diese kaum. Wie auch, denn was ist schon ein Liter Mais, den die Schweine umständlich aus Holzkisten raussuchen müssen, gegenüber einer reich gedeckten Tafel in den Vorgärten. Schätzungsweise bis zu 300 Wildschweine sind es mittlerweile, die sich in den Wuppertaler Wäldern aufhalten. „Es macht eigentlich nur Sinn, wenn man auch die Frischlings-Bachen jagen würde“, erklärt uns ein ehemaliger Jagdaufseher, der jedoch aus Angst vor Anfeindungen lieber anonym bleiben möchte, „denn diese werden mittlerweile bereits von den Keilern besprungen.“ Was den Betroffenen als Rat gegeben wird: Ein zwei Meter hoher Metallzaun, der zudem 50 Zentimeter in die Erde gesetzt werden müsste. „Finanziell gar nicht machbar“, heißt es hierzu von Alex Küpper, bei dessen Grundstücksfläche die Summe weit ins Fünfstellige gehen würde. Mittlerweile trifft man die Schweine bei Dämmerung sogar auf den Straßen im Unterdahl an. „Wir haben Angst, unsere Kinder im Dunklen vor die Tür zu lassen“, erklärt Daniela Neddermann hierzu.

Alles in allem fühlen sich die Unterdahler von der Politik im Stich gelassen. Deswegen wollen sie sich nun mit anderen Betroffenen zusammenschließen. Nach dem Motto „Gemeinsam ist man stärker“ wollen sie eine Lösung für die Plage finden. „Wünschenswert wäre ein runder Tisch mit der Politik und den Jagdpächtern“, heißt es hierzu von Alex Küpper. Andere Betroffene dürfen sich gerne bei ihm per E-Mail melden unter der Adresse ktmkuepper @ gmx.de.