14.04.2020, 19.08 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Corona-Heldin“: Linienbus-Fahrerin Petra Wendelin „hält Kurs“

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Auch sie „wuppen“ die Corona-Krise: Dirk, Stephan, Jürgen, Thomas, Frank sowie Ralf und Mohamed von der WSW-Werkstatt. | Foto: WSW

Zuerst hinter Flatterband, jetzt hinter  Folientüren steuern die Fahrer der WSW-Busse ihre Gäste durch die Krise – auch mit einem offenen Ohr für ihre Sorgen…

Es gibt viele Helden in der aktuellen Corona-Krise, zuvörderst erhalten die Mitarbeiter in den medizinischen und in Pflegebereichen mehr Wertschätzung denn je, zumal sie ihre Jobs vielfach ohne die optimalen Schutzmittel leisten und somit auch ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen. „Corona-Helden“ sind aber zum Beispiel auch die Mitarbeiter der Feuerwehren, in den (Super-) Märkten und Geschäften, bei der Polizei oder beim Ordnungsdienst und, und, und… im Prinzip alljene, die aktuell noch arbeiten müssen / dürfen und dabei (über die Kontakt-Sperre hinaus) weiter mit einer Vielzahl fremder Menschen in Kontakt kommen.

„Corona-Helden“ sind in diesem Sinne auch alle Busfahrer, die den Öffentlichen Nahverkehr durch die Krise „auf Kurs“ halten. Zunächst mit kurzfristig improvisierten Schutz-Absperrungen per Flatterband, mittlerweile durch Folientüren gesichert, steuern die Fahrer/-innen der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) die Busse durch die Stadt, und natürlich auch durchs CW-Land. Eine Heldin von ihnen ist Petra Wendelin: Seit fast 20 Jahren fährt die 52-Jährige die Linie 633, den so genannten „Rentner-Express“, durchs Dorf.

Ist die „633-Fee“: WSW-Busfahrerin Petra Wendelin steuert den Dörper „Rentner-Express“, die Buslinie 633, durch Cronenberg. | Foto: privat

Ist die „633-Fee“: WSW-Busfahrerin Petra Wendelin steuert den Dörper „Rentner-Express“, die Buslinie 633, durch Cronenberg. | Foto: privat

Und natürlich auch in dieser Krisen-Zeit – in der so vieles nicht mehr ist wie es mal war – ist Petra Wendelin eine Konstante für die 633-Nutzer. Vielfach hat sie in den zwei Jahrzehnten – über den üblichen Fahrgäste-Busfahrerin-Kontakt hinaus – ein (mitunter) sogar persönliches Verhältnis zu Fahrgästen entwickelt. Schon in „normalen“ Zeiten, erzählt die 52-Jährige, gibt’s von manchen „633-Stammgästen“ hier und da mal eine Packung Kekse als süßes Dankeschön – aktuell bekommt Petra Wendelin nicht mehr Süßes, aber sie erlebt eine große Dankbarkeit: „Besonders die älteren Fahrgäste sind so froh, dass wir weiter unterwegs sind“, berichtet die „633-Fee“.

Senioren leiden – auch beim „Schwarzfahren“…
Petra Wendelin weiß, dass „ihre“ Senioren derzeit vielfach leiden: Weil die Zeiten so ungewiss sind, weil sie sich (natürlich auch) Sorgen um ihre Gesundheit machen, weil sie nicht wissen, ob die Busse weiter fahren, oder auch, weil sie auf Bus-„Odysseen“ zu Supermärkten gehen müssen, um an Toilettenpapier zu kommen: „Die Älteren leiden sehr unter den Hamsterkäufen.“ Schwer falle den 633-Senioren aber auch der „Hinten-Einstieg“: Da aktuell in Cronenberg keine Fahrkarten zu kaufen sind und beim Fahrer keine mehr gelöst werden können, erlauben die WSW das Mitfahren ohne Ticket verbunden mit der Bitte, die Fahrkarte bei nächster Gelegenheit am Automaten nachzulösen. De facto also ist das geduldetes „Schwarzfahren auf Vertrauensbasis“ – „ich habe so viele Fahrgäste, die trotzdem bezahlen wollen – die Älteren haben wirklich ein Problem damit“, weiß Petra Wendelin.

Er steht zwar in der Grube, Kurt fällt aber in kein Corona-Loch… | Foto: WSW

Er steht zwar in der Grube, Kurt fällt aber in kein Corona-Loch… | Foto: WSW

Sie kutschiert ihre Fahrgäste indes nicht nur „krisenfest“ durchs Dorf. Petra Wendelin ist auch über das Lenkrad hinaus Stütze: Ihr Sohn, so berichtet die „Corona-Heldin“, habe sich angeboten, für Senioren die Einkäufe zu übernehmen – nichts Besonderes für Wendelin und ihren Spross: „Wir helfen uns eben untereinander im Dorf!“ Und dazu gehört auch, dass Petra Wendelin (natürlich auf Abstand) nun umso mehr ein offenes Ohr für die Sorgen ihrer Fahrgäste hat: Für die Beschwernisse der ohnehin gehandicapten Alten und Kranken beim Einkaufen; für die Mütter, die aktuell die Kinder daheim bei Laune halten und zudem noch arbeiten müssen; für allejene, die sich (vielleicht sogar zusätzlich) Sorgen um ihren Job machen müssen – auch Fahrgäste, die sie bislang nicht näher kannte, klagen Petra Wendelin jetzt ihr Leid.

WSW-Maßnahmen: „Ich fühle mich hier gut aufgehoben…“
Und sie selbst, hat Petra Wendelin auch Sorgen oder gar Angst? Angst sei (jetzt) immer dabei, berichtet die „633-Fee“, aber insgesamt fühlt sich Petra Wendelin am Steuer weiter wohl. Und zwar nicht nur mit ihren Fahrgästen, auch mit den Stadtwerken: Schnell hätten die WSW die Schutzmaßnahmen für ihre Fahrer umgesetzt, schneller als anderswo; Sicherheit, Hygiene und Fahrplan-Anpassungen würden bei den WSW groß geschrieben, attestiert Wendelin (dankbar) ihrem Arbeitgeber: „Ich gehe gerne arbeiten, ich fühle mich hier gut aufgehoben!“

Die WSW und ihre Fahrgäste dürfen dankbar sein, von solchen Fahrern wie Petra Wendelin durchs Land kutschiert zu werden – wer in dieser Krise mit so viel Herzblut (weiter) dabei ist, darf sich als „Corona-Held“ fühlen…!