16.06.2020, 20.06 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Baupläne an der Museumsbahn: Sorge um den Möschenborn-Bach
Der Rat der Stadt befasst sich am 22. Juni mit dem Offenlegungsbeschluss zum Projekt „An der Museumsbahn“ / Die Bürgerinitiative Landschaftsschutz Greuel-Möschenborn fürchtet, dass ein Quellgebiet zerstört werden könnte.
Wie berichtet, beschäftigt sich der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 22. Juni mit dem Offenlegungsbeschluss zur geplanten Bebauung einer städtischen Wiese an der Greueler Straße. Der betreffende Bebauungsplan 1229 („An der Museumsbahn“) sieht auf einer rund 6.700 Quadratmeter großen Fläche bis zehn Grundstücke für Ein- beziehungsweise Zweifamilienhäuser vor. Wie viele Häuser errichtet werden könnten, lässt die städtische Vorlage offen. Christoph Frielingsdorf und Werner Eberhardt ist das auch relativ egal: Die beiden Anwohner der Hofschaften Greuel und Möschenborn sind grundsätzlich dagegen, dass auf dem im Volksmund „Stadtwiese“ genannten Areal überhaupt gebaut wird.
Denn: Die Fläche sei eines der Quellgebiete für den Möschenborn. Wenn dieses bebaut würde, liefen die Keller der Neubauten voll, während der Möschenborn-Bach versiegen könnte, befürchten Christoph Frielingsdorf und Werner Eberhardt. Christoph Frielingsdorf erscheint mit einem Ordner voller Unterlagen oder Zeitungsberichte zum Ortstermin mit der CW. Diese haben sich in fast 30 Jahren angesammelt – seit 1993 kämpft Frielingsdorf in der „Bürgerinitiative Landschaftsschutz Greuel-Möschenborn“ gegen verschiedene Bebauungsideen in den beiden Hofschaften. Seine Haare, gibt der 65-Jährige zu, seien in fast drei Jahrzehnten grau und licht geworden; seine Kampfeslust gegen das Bauvorhaben ist indes nicht „ergraut“.
„Wir trocknen hier aus – und die Häuslebauer gehen unter…“
Zumal der engagierte Anwohner, der zehn Jahre lang als sogenannter „Sachverständiger Bürger“ dem Bauausschuss des Rates angehörte, quasi vor der eigenen Haustür mitbekommen hat, was es bedeuten kann, wenn in einem Quellgebiet gebaut wird. Gegen Widerstände wurde am Möschenborn ein Mehrfamilienhaus aus dem Boden gestampft – nach dem Aushub konnte man in der Baugrube mit einem Schlauchboot paddeln, erinnert sich Christoph Frielingsdorf. Nach Fertigstellung standen die Keller und eine Souterrain-Wohnung nach Regenfällen bis zu 20 Zentimeter unter Wasser. Bis heute, so vermutet der 65-Jährige, laufen dort Pumpen, damit die Bewohner keine nassen Füße bekommen. Ähnliches sieht Frielingsdorf im Zuge der Baupläne auch am Greuel drohen.
Mitstreiter Werner Eberhardt, der unterhalb der „Stadtwiese“ ein schmuckes Eigenheim bewohnt, unterstreicht, dass er grundsätzlich nichts gegen Neubauten in der Hofschaft habe. So habe man sich mit der auf zwei Neubauten abgespeckten Bebauung der grünen Wiese an der Museumsbahn-Endhaltestelle oberhalb des NaturFreunde-Hauses einverstanden erklärt.
Eine Bebauung der Stadtwiese aber, noch dazu eine derart massive, ist für Anwohner Eberhardt und Mitstreiter Frielingsdorf aber ein „No-Go“: „Dadurch wird ein Quellgebiet des Möschenborn zerstört“, schütteln beide Umweltschützer auch angesichts der neuerlichen Trockenheit die Köpfe: „Es kann doch nicht sein, dass wir in 2020 noch unsere natürlichen Wasserspeicher zerstören“, befürchtet Christoph Frielingsdorf – „wir trocknen hier aus“, unterstreicht Werner Eberhardt.
Alle Einwände abgelehnt: „Die Stadt will hier bauen…“
Beziehungsweise könnten nach einer Versiegelung der Stadtwiese bei Starkregen-Ereignissen auch untergehen. Dieses Szenario klingt jedenfalls ein paar Meter talwärts an. Die Eigentümerin eines „Alt-Einfamilienhauses“, welches auf einem Hanggrundstück zur Greuel-Möschenborner Talwiese steht, wettert, dass ihr Haus schon jetzt bei kräftigen Regenfällen in Gefahr sei, weil es entlang der Greueler Straße keine Regenwasser-Kanalisation gebe: „Dann gehen wir hier unter“, zeigt sich die Anwohnerin im Falle einer Bebauung der „Stadtwiese“ überzeugt. Ebenso befürchtet sie Nachteile für den Möschenborn, der hinter ihrem Haus aus dem Hang heraus plätschert.
Ob der Trockenheit führe der Bach ohnehin nur spärlich Wasser. Bebaute man die Quell- und Versickerungswiese oberhalb, würde er ganz trocken fallen, zeigt sich die Anwohnerin überzeugt. „Die Stadt verfolgt nur wirtschaftliche Interessen und keinen Naturschutz“, kritisiert Christoph Frielingsdorf, dass alle Einwendungen der Bürgerinitiative bislang „abgeschmettert“ worden seien: „Man will hier bauen und legt es sich so zurecht wie man es braucht.“ Locker lassen will die Bürgerinitiative nicht: Im Rahmen der wahrscheinlichen Offenlegung habe man ja neuerliche Einsspruchsrechte – und die wollen Christoph Frielingsdorf, Werner Eberhardt und ihre Mitstreiter nutzen…