21.07.2020, 20.17 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Belzer-Gelände: Stadt greift für Verkauf noch mal tief in die Tasche

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Muss abgerissen werden, um die städtische Teilfläche vermarkten zu können: das technisch überholte Hochregallager auf dem Belzer-Gelände an der Hastener Straße. | Foto: Meinhard Koke

Der Rat der Stadt hat im Juni seinen Segen dazu gegeben: Wie bereits berichtet, soll das Stadtarchiv in einen Teil der ehemaligen Belzer-Verwaltung am Cronenfeld verlagert werden. Im Laufe des nächsten Jahres, so die Planung, soll das „Wuppertaler Gedächtnis“ von der Friedrich-Engels-Allee an die Hastener Straße umziehen. Das ist nicht die einzige Veränderung rund um das insgesamt etwa 45.000 Quadratmeter große Areal.

Erst jüngst wurde der Mietvertrag für die städtische Unterkunft für Geflüchtete, welche im Verwaltungstrakt zur Hauptstraße gelegen ist, auf drei Jahre verlängert. Und nun biegt auch der Verkauf einer Teilfläche des Belzer-Areals im Stadtbesitz auf die Zielgerade ein. Wie Dirk Baumer, der stellvertretende Leiter des Gebäudemanagements Wuppertal (GMW) auf CW-Nachfrage berichtet, sei man sich mit der Firma Knipex dazu grundsätzlich einig. Dass der Verkauf der rund 25.000 Quadratmeter großen Teilfläche bislang scheiterte, hatte vor allem zwei Gründe.

Zum einen hat die Stadt in den vergangenen 20 Jahren einzelne Flächen des Gewerbehofes veräußert, sodass ein Käufer nicht so einfach tun und lassen könnte, was er möchte: „Das ist ein sehr komplexes Grundstück“, beschreibt es GMW-Vize Baumer: „Das ist alles nicht so einfach.“ Und überhaupt nicht einfach ist es auch mit dem Hochregallager, das auf dem Belzer-Areal steht. Das Regalsystem, erläutert Dirk Baumer, ist überholt, der mächtige Lagerbau insofern nicht mehr zu gebrauchen – „es ist eigentlich abgängig“, stellt der stellvertretende GMW-Leiter klar. Dass sich ein Käufer einen solchen Klotz nicht ans Bein binden will, ist klar.

Überholtes Hochrregallager: Bis zu 1,5 Millionen Euro Abrisskosten

Nun soll die Delphin Vermögensverwaltung, in deren Büchern die Belzer-Teilfläche steht, die Kuh aber vom Eis holen: Die Stadt-Tochter wird das Hochregallager abreißen lassen und das Areal damit verkaufsreif machen. Auf etwa 900.000 Euro schätzt Dirk Baumer die Abrisskosten. Wobei: Weil es in der Abrissbranche boome „kann es also auch noch teurer werden“, befürchtet der GMW-Vize bereits. In einer städtischen Vorlage ist jedenfalls schon von bis zu 1,5 Millionen Euro Kosten die Rede. Fast egal: Nachdem die damalige Wuppertal GmbH 1999 neun Millionen D-Mark für die gescheiterte Standort-Sicherung in den Sand gesetzt hatte, weil Belzer 2004 dennoch die Koffer packte, galt ohnehin die Devise: Außer Spesen nichts gewesen.

Aus einer Vorlage der Verwaltung geht jedenfalls hervor: Auf bis zu 2,3 Millionen Euro wird der Gesamtverlust aus der gescheiterten Standortsicherung beziffert. Dirk Baumer vom Gebäudemanagement hofft daher mit Grund, dass mit dem Verkauf des Teilareals das Kapitel „Belzer“ ad acta gelegt und die glücklose Delphin Vermögensverwaltung dann abgewickelt werden kann. Noch in diesem Jahr soll mit dem Abriss des Hochregallagers begonnen werden: „Wenn das vorbei ist, werden alle Beteiligten froh sein“, ist GMW-Vize Dirk Baumer sicher.

Knipex: Mitarbeiterzahl um rund ein Drittel gewachsen

Das gilt auch für Zangen-Weltmeister Knipex: Seit Ende 2016, so berichtet Knipex-Chef Ralf Putsch, sei man sich mit der Stadt einig über die Eckpunkte. Ob der langen Dauer seitdem übt sich Ralf Putsch nun aber auch lieber in Zurückhaltung, was eine „Vollzugsmeldung“ angeht: Es sei noch nichts unterschrieben, aber: „Wir kommen voran – unsere Hoffnung ist, dass wir das in den nächsten Wochen schaffen.“

Nach Worten von Ralf Putsch wäre das Luftlinie einen Steinwurf unterhalb des Stammsitzes liegende Belzer-Areal, wo Knipex bereits ein Stahllager unterhält, eine existentielle Erweiterungsfläche. Zumal man in den vergangenen Jahren stark gewachsen sei: Allein in den vergangenen vier Jahren habe man rund 500 Neueinstellungen zu verzeichnen. Aktuell beschäftigt Knipex etwa 1.350 Mitarbeiter an der Oberkamper Straße. „Wir brauchen Platzreserven“, sagt Ralf Putsch und betont, dass man das Belzer-Areal zu marktüblichen Konditionen ankaufen wolle.

Konkrete Pläne für das Belzer-Areal gebe es aber noch nicht.