19.08.2020, 16.14 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Baupläne im Möschenborn-Quellgebiet: Zugeständnisse an Reiche?

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OB-Kandidat Uwe Schneidewind (2.v.l.) und die Ratskandidaten Holger Reich (CDU, 2.v.r.) sowie Dagmar Liste-Frinker (Grüne, li.) am Möschenborn mit Vertretern der Bürgerinitiative. | Foto: Matthias Müller

Der schwarz-grüne OB-Kandidat Uwe Schneidewind schaute auf Einladung der dortigen Bürgerinitiative im Quellgebiet Greuel-Möschenborn vorbei.

Nachdem sich wenige Tage zuvor schon Vertreter von „Die Linke“ informiert hatten (die CW berichtete), kamen nun auch Prof. Uwe Schneidewind, der gemeinsame Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters von CDU und Bündnis 90/Die Grünen, sowie Vertreter der Cronenberger Christdemokraten am Greuel vorbei. Unter der Überschrift „Naherholungspark statt Luxuswohnbau – Keine Häuser im Quellgebiet“ machen Anwohner in einer Bürgerinitiative (BI) seit Jahren schon mobil gegen geplante Bebauungen in den Hofschaften.

Etwa zehn Häuser sollen nun im Quellhang des Möschenborns entstehen (die CW berichtete ebenfalls). „Wenn man versiegelt, ist auch der Möschenborn-Bach verschwunden“, ist Christoph Frielingsdorf von der BI sicher. „Wie man damit umgehen will, wenn Quellwasser in einer Baugrube steht, dazu gibt es bei der Stadt keinerlei Informationen.“ „Solche Konflikte, wie hier in Cronenberg, finden sich auch an ganz vielen anderen Stellen der Stadt“, gab OB-Kandidat Uwe Schneidewind zu Protokoll. „Es ist eine Abwägung zwischen Landschafts-, Klima- und Naturschutz auf der einen Seite und Wuppertal als attraktivem Wohnort mit den damit verbundenen wirtschaftlichen Effekten auf der anderen Seite.“ Die Stadt sei eben in einem Dilemma im Verhältnis zwischen Arm und Reich.

Christoph Frielingsdorf wertete diese Aussage als ein Zugeständnis an „Reiche“: Um Geld in die Stadt zu holen, würde auf schützenswertem Gebiet zu Lasten von Umweltschutz und Landschaft gebaut. „Es gibt andere Möglichkeiten, die Kassen der Stadt sogar viel effektiver zu füllen“, hielt Frielingsdorf dagegen – zum Beispiel durch Bebauung von Brachen und bereits erschlossenen Gebieten. Uwe Schneidewind machte zumindest darauf Hoffnung, dass er nach seiner möglichen Wahl die Stadtentwicklung überdenken wolle.

CDU-Ratskandidat Reich: „Erst Pläne her, um dann Kompromisse ausloten zu können…“

Cronenbergs kommissarischer CDU-Chef und Ratskandidat Holger Reich empfand die Vorstellungen der BI als „nicht deckungsgleich“ mit den Ansichten seiner Partei: „Es ist gut, wenn sich Bürger interessieren“, meinte Reich zwar, „aber die Vorstellungen der Bürgerinitiative sind nicht der geschickteste Ansatz“. Reich plädierte auf jeden Fall für die Errichtung eines Parkplatzes für Wanderer aus der Region. „Ich bin für einen übergeordneten Plan für Cronenberg mit der Frage: Was macht Sinn?“, forderte Reich zudem ein Gutachten zu dem Quellgebiet: „Wir müssen die Bürger ernst nehmen. Die Stadt schließt die Bürger bei Entscheidungen oft aus.“

Für das Gebiet Greuel-Möschenborn, so forderte Holger Reich, müssten erst Pläne her, um dann Kompromisse finden zu können. „Die Verwaltung setzt auf das Prinzip Hoffnung und vertraut darauf, dass am Ende alle Einnahmen die Kosten decken werden. So was ist unseriös“, bemängelte BI-Vorsitzender Frielingsdorf derweil auch, dass der Bebauungsplan keine Kostenrechnung enthielte. „Das in rasanter Geschwindigkeit voranschreitende Aussterben seltener Tier- und Pflanzenarten ist die direkte Folge systemgefährdender Eingriffe des Menschen in unser geschlossenes Ökosystem Erde“, kritisierte Frielingsdorf überdies.