23.09.2020, 19.21 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Spannung nach der BV-Wahl: Wer wird Bezirksbürgermeister/-in?

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Geht sie ins Tal oder bleibt sie im Dorf und kandidiert für das Amt der Cronenberger Bezirksbürgermeisterin: SPD-Chefin Miriam Scherff könnten sich überraschenderweise zwei Optionen bieten. | Foto: Jens Grossmann

Die CDU siegt, verliert aber einen Sitz / Auch SPD verliert leicht /Grüne und FDP mit starken Zuwächsen / Spannende Fragen: Wer wird Cronenberg-Bürgermeister/-in / Kommt Miriam Scherff (SPD) doch in den Rat?

Während bei der Ratswahl die SPD in ganz Wuppertal die Nase vorn behielt, lief es bei der Wahl der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg (die CW berichtete) anders rum: Im Dorf konnte sich die CDU behaupten, mit 29,4 Prozent blieben die Dörper Christdemokraten im Dorf die stärkste Partei. Mit 25,1 Prozent landete die SPD auf Platz 2. Der Cronenberg-Sieg der CDU fiel allerdings nicht strahlend aus: Die Christdemokraten im Dorf büßten 5,5 Prozent ein und damit etwas höhere Verluste als die CDU in Cronenberg bei der Ratswahl beziehungsweise in ganz Wuppertal (jeweils -4,9%). Die letzte BV-Wahl 2014 eingerechnet haben die Christdemokraten im Dorf rund zehn Prozent ihrer Stimmen verloren.

Auch die Cronenberger SPD ließ mit einem Minusvon 1,5 Prozent bei der BV-Wahl Federn. Der Verlust fiel ebenfalls leicht stärker aus als bei der Ratswahl im Stadtbezirk und in ganz Wuppertal. Allerdings hatten die Dörper Sozialdemokraten vor sechs Jahren ein Plus von über vier Prozent zu verzeichnen gehabt. Als ein Sieger bei der BV-Wahl durften sich auch die Grünen fühlen: Im Dorf wurden sie mit 22,4% sogar noch etwas stärker als die Grünen in ganz Wuppertal (19,6%). Nun verzeichneten sie in Cronenberg mit vier Prozent den größten Zuwachs. Bei der letzten BV-Wahl hatten die Grünen noch ein leichtes Minus eingefahren.

CDU: Erneut die meisten Stimmen, aber einen BV-Sitz weniger

Konsequenz des Zuwachses nun: In der Bezirksvertretung legen die Grünen einen Sitz zu, künftig werden sie mit drei Abgeordneten im Stadtteilparlament vertreten sein. Die CDU-Fraktion schrumpft dafür von fünf auf vier Vertreter. Freuen konnte sich auch die Cronenberger FDP: Die Liberalen legten im Dorf 3,3 Prozent auf 8,4 Prozent zu und machten damit ihre Verluste von vor sechs Jahren (-2,34%) mehr als wett. Jennifer Schunck erzielte für die FDP im Dorf dabei ein besseres Ergebnis als die Liberalen in der Gesamtstadt (7,2%). Einen Zugewinn bei der BV-Wahl strich zudem die AfD ein, die um einen Prozentpunkt auf 5,8% zulegte. Verluste mussten indes die Linke (-1%) auf 5,2% und die Freien Wähler (-0,4%) auf 3,7% einstecken.

Bürgermeister-Wahl: Von Wenczowsky will kandidieren

Im künftigen Stadtteilparlament werden weiterhin sieben Parteien vertreten sein: CDU und SPD werden jeweils vier Mitglieder und die Grünen drei Abgeordnete stellen. Weiterhin mit je einem Mitglied werden FDP, AfD, Linke und Freie Wähler der Bezirksvertretung Cronenberg angehören. Gespannt sein darf man, wer in der konstituierenden Sitzung des Cronenberger Stadtteilparlamentes am 25. November 2020 zum Bezirksbürgermeister/in gewählt wird.

Nachdem sich die bisherige Bürgermeisterin Ulla Abé (SPD) aus der Politik zurückgezogen hat (die CW berichtete), kündigte ihr bisheriger Vize, Michael-Georg von Wenczowsky (CDU), gegenüber der CW seine Kandidatur an: „Wenn ich als Spitzenkandidat Wahlkampf mache, dann werde ich auch antreten.“ Von Wenczowsky bekleidete das Amt des Cronenberg-Bürgermeisters bereits von 2009 bis 2014. Hätte das sogenannte „Kernbündnis“ aus CDU/Grünen im Tal auch in Cronenberg Bestand, fehlte Michael-Georg von Wenczowsky nur eine Stimme.

Grüne und FDP wollen CDU-Kandidaten nicht wählen

Allerdings gilt dieser Automatismus offenbar nicht im Dorf: Die Grünen kündigten jedenfalls auf CW-Nachfrage an, dass sie CDU-Kandidat Michael-Georg von Wenczowsky nicht wählen werden: „Wir hatten hier schon immer Bauchschmerzen mit dem Kernbündnis“, erläutert Regina Orth: „Wir machen hier grüne und Cronenberger Politik.“ Auch die FDP stellt klar, nicht für von Wenczowsky stimmen zu wollen: „Das haben wir schon vor der Wahl gesagt“, so Cronenbergs FDP-Chef René Schunck, der frischgebackener Ratsherr ist. Bei der SPD war auf CW-Nachfrage noch offen, wer für das Bürgermeister-Amt kandidieren wird. Man wolle zunächst mit anderen Fraktionen Gespräche zu einem gemeinschaftlichen Kandidaten führen, ließ SPD-Vorsitzende Miriam Scherff wissen.

„SPD-Kuriosum“: Rückt Miriam Scherff in den Rat nach?

Wie die CW erfuhr, ist noch offen, ob Miriam Scherff überhaupt der BV Cronenberg angehören wird. Zwar verpasste die SPD-Politikerin im Wahlkreis Cronenberg-Nord knapp den Einzug in den Rat. Eventuell erhält sie aber doch einen Sitz im Ratssaal. Der Hintergrund ist einigermaßen kurios: Ein gewählter SPD-Politiker wird sein Mandat eventuell nicht annehmen können, da er bei der Stadt beschäftigt ist – beides ist unvereinbar, wie Oliver Pfumpfel, der Leiter der Wahlbehörde, gegenüber der CW bestätigte.

Sollte betreffender SPD-Genosse sein Mandat nicht annehmen können, würde Miriam Scherff als Erste auf der Reserveliste ins Rathaus nachrücken. In diesem Fall dürfte dann Oliver Wagner erster SPD-Anwärter auf eine Kandidatur für das Amt des Cronenberger Bezirksbürgermeisters sein…