08.01.2021, 19.48 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Hans-Hermann Bock: Genscher zapfte in seiner Küche ein Bierchen

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Hans-Hermann Bock blickt dankbar auf ein über 40-jähriges Engagement in der Cronenberger Stadt(teil)-Politik zurück. | Foto: Meinhard Koke

Während ein 78-Jähriger in zehn Tagen als neuer US-Präsident vereidigt wird, hat sich in Cronenberg ein anderer im insofern besten „präsidialen“ Alter aus der Politik verabschiedet: Hans-Hermann Bock (79) trat bei der Kommunalwahl im vergangenen September nicht erneut für die FDP Wuppertal an. Vielmehr gab er den Staffelstab mit Jennifer und René Schunck an die nächste Liberalen-Generation in Cronenberg weiter.

Nach 40 Jahren in der Politik im Stadtteil beziehungsweise im Stadtrat fiel Bock der Abschied nach eigenen Worten überhaupt nicht schwer: „Das ist absolut in Ordnung“, bekennt das liberale Urgestein ohne jede Wehmut – mit 79 Jahren erneut für die Bezirksvertretung zu kandidieren, das müsse nicht sein, so Hans-Hermann Bock nüchtern. Den Freidemokraten gehört der Wahl-Cronenberger nicht „erst“ seit vier Jahrzehnten an: Bereits 1965, so blickt der im niedersächsischen Kreis Diepholz geborene Bock zurück, trat er der liberalen Partei bei.

Stadtrat & Prinz: Kommunalpolitik und Karneval
Grund dafür sei auch gewesen, dass er sich parteiintern gegen den umstrittenen damaligen FDP-Vorsitzenden Erich Mende habe engagieren wollen, berichtet der gelernte Bankkaufmann. Bock, der sich selbst als „Wirtschaftsliberaler mit sozialem Touch“ bezeichnet, war Anhänger von Walter Scheel. Dieser löste Mende schließlich 1968 an der FDP-Spitze ab und schloss 1969 die erste sozialliberale Koalition von SPD/FDP.

Hans-Hermann Bock erlebte diese Zeit des Umbruchs in der FDP als Schatzmeister des Liberalen-Kreisverbandes Hannover Land. Nachdem seine Ehefrau Ingeborg ihn 1971 nach Cronenberg gelotst hatte, engagierte sich Bock hier zunächst weniger politisch. Bedingt durch eine berufliche Einladung lernte der damalige Banker vielmehr den (Kölner) Karneval kennen – und blieb diesem bis heute treu: Hans-Hermann Bock stieg zum Oberstleutnant der Kölner Prinzengarde auf, begleitete das Dreigestirn jahrelang als Wache in der fünften Jahreszeit durch die Festsäle oder ging zu Fuß im Kölner Rosenmontagszug mit.

Wahlabend-Feier mit FDP-Ikone Genscher
Nicht zuletzt engagierte sich der Ehrensenator der Weinberger Funken auch im Karneval seiner Wahlheimat: In der Session 1979/80 waren Ingeborg und Hans-Hermann Bock das Wuppertaler Prinzenpaar. Nachdem das jecke Zepter dann übergeben worden war, übernahm Hans-Hermann Bock das der Cronenberger FDP: Im Jahre 1980 wurde er Vorsitzender der Dörper Liberalen – mit Unterbrechungen war Bock bis 2017 insgesamt 25 Jahre lang Chef des Cronenberger FDP-Ortsvereins. Zwischenzeitlich gehörte der Dörper Liberale von 1989 bis 1994 dem Stadtrat an, war unter anderem erster Vorsitzender der städtischen Wirtschaftsförderung und kandidierte auch für den Landtag.

Der Sprung nach Düsseldorf gelang zwar nicht, dafür aber holte Hans-Hermann Bock für ein paar gesellige Stunden die „große Politik“ nach Cronenberg: Mit dem damaligen Bundesaußenminister und FDP-Vorsitzenden Hans-Dietrich Genscher, der seinen Heimat-Wahlkreis in Wuppertal hatte, wurde ein erfolgreicher Wahlabend in den 1980er-Jahren im Haus Bock in Unterkirchen gefeiert – sein Bierchen habe sich Genscher in der Küche selbst gezapft, blickt Hans-Hermann Bock gerne auf den denkwürdigen Abend mit dem ganz und gar bodenständigen „Staatsgast“ zurück.

Hoffnung auf die Session 2021/22
Im Jahre 2009 schließlich zog Bock in die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg ein: „Ich würd’s wieder tun“, blickt Bock zwar auf sein Engagement im Dörper Stadtteilparlament zurück, fügt aber an: „Allzu viel kann man in der BV nicht bewegen.“ Die Tagesordnungen der künftigen BV-Sitzungen will er nun auch weiterhin studieren und – so ihn ein Thema interessiert – auch mal im Zuhörerbereich Platz nehmen. Vielmehr aber auch nicht, schließlich sieht er die Dörper Liberalen nach seinem Ausscheiden bestens aufgestellt.

Seine beiden Nachfolger Jennifer Schunck (Bezirksvertretung) und René Schunck (Cronenberger FDP-Vorsitz und Stadtrat) bezeichnet Hans-Hermann Bock jedenfalls als „Glücksfall für die FDP und mich“. So ist der Polit-Ausstieg denn auch leichtgefallen – auf ein „Comeback“ im Kölner Karneval in der Session 2021/22 hofft Hans-Hermann Bock indes für das neue Jahr…