25.01.2021, 19.05 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Michael Kellersohn: Im „Süd“ die besten Jahre des Berufslebens
Beliebter Schulverwaltungsassistent des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums ist in den Ruhestand gegangen | Trotz des Lockdowns wurde Michael Kellersohn herzlich verabschiedet.
„Er war eine Legende“, erinnert sich ein früherer Schüler des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (CFG) an Michael Kellersohn. Drei weiterführende Schulen besuchte der 23-Jährige, der seinen Namen nicht in der CW lesen möchte, bis zum Abi am CFG – am Küllenhahner Gymnasium sei er auf eine Menge toller, engagierter Lehrer getroffen, blickt der Ex-CFGler voll des Lobes zurück. Nahtlos eingereiht in diese Riege hat sich für ihn Schulverwaltungsassistent Michael Kellersohn: „Er war immer für uns da – wir haben bei unserer Abi-Motto-Woche sogar für ihn gesungen.“
Nach Wiederbeginn der coronabedingt verlängerten Weihnachtsferien blieben nun nicht nur die Fuhlrott-Schüler „auf Distanz“, auch Michael Kellersohn blieb zu Hause: Die „CFG-Legende“ ist nach über 45 Berufsjahren in den Ruhestand gegangen. Mit 64 Jahren sagte Michael Kellersohn vorzeitig „Ich bin dann mal weg“ – er möchte mehr Zeit für seine Familie und die drei Enkel („Eins netter als das andere“) haben: „Aber in Gedanken werde ich noch eine ganze Weile im Schulzentrum Süd herumwandeln.“ Das ist keine Floskel: „Ich habe hier sehr, sehr viel Wertschätzung erfahren“, resümiert Michael Kellersohn seine fast 13 Jahre am Jung-Stilling-Weg: „Das hier waren die besten Jahre meines Berufslebens!“
Und das will was heißen, schließlich war der gelernte Diplom-Finanzwirt zunächst in der Finanzverwaltung des Landes NRW in Schloss Nordkirchen, auch das „Westfälische Versailles“genannt, tätig. Bis 2008 brachte Michael Kellersohn insbesondere seine IT-Kenntnisse für die Landesfinanzen ein, nahm als Beamter des Bauministeriums in Düsseldorf auch an mancher Ausschuss- und Landtagssitzung teil, 2008 machte Kellersohn einen Schnitt: Er bewarb sich für die Stelle als Schulverwaltungsassistent am Fuhlrott-Gymnasium. Stellen als Schulverwaltungsassistenten waren erst ein Jahr zuvor von der damaligen Schulministerin Barbara Sommer eingerichtet worden, um Schulleitungen und Lehrer von administrativen Aufgaben zu entlasten.
„Kontakt mit SchülerInnen war ein Highlight…“
„Ich fand die Idee interessant“, dass die Kellersohn-Wahl „nur“ wegen der Nähe zu seinem Wohnort Velbert-Tönisheide auf das CFG fiel, erwies sich als Glücksfall: Sein Vorstellungsgespräch mit dem damaligen CFG-Leiter Karl W. Schröder habe ihn sehr beeidruckt: „Man wollte mich haben.“ Dieser Eindruck sollte sich in den folgenden zwölf Jahren bestätigen. Würden Lehrer in den Augen von Finanzbeamten vielfach argwöhnisch beäugt („Weil sie selbst bei der Steuererklärung alles besser zu wissen glauben“), so erlebte der Seiteneinsteiger die Lehrerschaft im Schulzentrum ganz anders.
„Das ist ein sehr gutes Miteinander hier“, bezieht Kellersohn ausdrücklich auch die Nachbarn von der Friedrich-Bayer-Realschule in sein Loblied mit ein: Er habe im Miteinander der Lehrer sowie mit den Schülern und Eltern ein ganz hohes Maß an Wertschätzung erlebt. Gerne erinnert er sich auch an die Abiturfeiern in der Historischen Stadthalle und zum Beispiel die Gespräche mit Eltern: „Ich war positiv erstaunt, was die Schüler- Innen alles zu Hause über mich erzählten. Überhaupt war der Kontakt mit den SchülerInnen ein Highlight.“
Hoffnung auf ein Abschiedsgrillen im Sommer
Insgesamt habe er Schule am „Süd“ ganz anders kennengelernt: „Ich habe richtig Respekt vor Lehrern bekommen“, unterstreicht Michael Kellersohn. Und dieser Respekt bestätigte sich für ihn auch zu seinem Abschied. Um die Schulgemeinde in der Pandemie vor einem zusätzlichen „Stimmungsdämpfer“ zu bewahren, habe CFG-Leiter Reinold Mertens die Ankündigung seines Ausscheidens auf die (noch) verhältnismäßig entspannte Corona-Zeit im Herbst geschoben, und obwohl jetzt kein feierlicher Ausstand möglich war, legte sich das CFG dennoch ins Zeug: Coronakonform mit kleiner Delegation empfing man Michael Kellersohn am Eingang und führte ihn an einen gedeckten Frühstückstisch.
„Da musste er dann zwar allein frühstücken, aber für Abwechslung lag ein eigens für ihn erstellter Bildband bereit. Zudem überreichte eine Delegation des Abschluss-Jahrganges Q2 einen Präsentkorb: „Man hat sich Gedanken gemacht, wie man mich trotz Corona würdigen kann“, freut sich Michael Kellersohn über seinen Abschied „auf Abstand“: „Schöner kann man nicht ausscheiden.“ Und insofern wird Michael Kellersohn zwar das Miteinander mit den Menschen im „Süd“ vermissen, mit seinem Ausscheiden aber hadert „die Legende“ nicht. Auch wenn das platt klinge, „wenn es am schönsten ist, soll man gehen“: „An die vielen vertrauensvollen und von Wertschätzung geprägten Gespräche denke ich wohl noch lange zurück.“ Im Sommer möchte sie Michael Kellersohn auffrischen: Dann hofft er, sich ohne Abstand verabschieden zu können – mit einem Grillen und vielen guten Gesprächen…
Als „Möglichmacher“ empfunden
Ein Schulverwaltungsassistent entlastet die Schulleitungen und Lehrer von administrativen Aufgaben. Die Verwaltungskräfte haben keine feste Aufgabenstellung. Sie dürfen mit allem beschäftigt werden, was nicht Unterricht ist und nicht zu den Aufgaben des Schulträgers zählt. Michael Kellersohn bezeichnet sich selbst als „Mädchen für alles“: Ob ein technisches Gerät einen Defekt, ein Schüler Probleme beim Kopieren hatte, ob Q1-Schüler Lagerraum für ihre Moria-Pakete benötigten oder sich jemand einfach mal an seiner Schulter ausweinen wollte – „ich habe mich als Möglichmacher empfunden“, erläutert Michael Kellersohn sein Tätigkeitsbild: „Ich habe immer überlegt, wie man eine Lösung finden kann.“