18.03.2021, 18.38 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Wuppertaler Krisenstab fordert: „Schulen sofort wieder schließen!“

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Update (18.43 Uhr):
Wie die Stadt gerade eben mitteilt, hat sie heute Nachmittag beim Land beantragt, dass der Präsenz-Unterricht an den weiterführenden Wuppertaler Schulen bis zu den Osterferien wieder ausgesetzt wird. Grundlage dafür ist ein neuer Erlass des Landes, der den Städten nun doch eine Grundlage für den Übergang in den Distanz-Unterricht eröffnet.

Mit einer Antwort auf ihren Antrag rechnet die Stadt für den morgigen Freitag, 19. März 2021. Sollte das Land dem Wuppertaler Antrag zustimmen, würde der Präsenz-Unterricht an den weiterführenden Schulen in der Stadt bereits ab Montag zunächst bis zu den Ferien ausgesetzt. „Die Entwicklung des Infektionsgeschehens in Wuppertal erfordert aus unserer Sicht den Wechsel der weiterführenden Schulen in den Distanzunterricht als Teil unseres Gesamtkonzeptes zur Senkung der Infektionsraten“, erläutert Oberbürgermeister Uwe Schneidewind dazu: „Es muss unbedingt verhindert werden, dass Schülerinnen und Schüler auch außerhalb der Schulen das Virus weitertragen.“

Wie die Stadt weiter mitteilt, waren von Montag bis Mittwoch an 21 Schulen Corona-Fälle aufgetreten: „Wir erhoffen uns einen Zeitgewinn bis nach den Ferien, um Klarheit über eine effektive Test- und Impf-Strategie zu bekommen“, so Oberbürgermeister Uwe Schneidewind abschließend.

Erstnachricht:
Nachdem die Stadt-Inzidenz seit Freitag vergangener Woche nicht nur über der „Notbremse-Marke“ von „100“ liegt, sondern auch kontinuierlich steigt, fordert der Wuppertaler Krisenstab die Rückkehr zum Distanz-Unterricht an den Wuppertaler Schulen – erst am Montag waren alle Schüler in einem rollierenden System in die Klassenräume zurückgekehrt. Nicht nur die „eklatanten Fallzahlsteigerungen“ sind der Grund dafür: Die Stadt berichtet auch von einer zunehmenden Belegung von Krankenhaus-Betten.

Mit der umgehenden Schließung der Schulen für den Präsenz-Unterricht soll bis zu einem Neustart nach den Osterferien die Zeit geschaffen werden, um eine verlässliche Test- und Impf-Strategie zu entwickeln. Weiter hat der Krisenstab beschlossen, dass alle Öffnungsanträge aus Wirtschaft, Kultur, Sport und allen sonstigen Bereichen ausgesetzt werden sollen: „Aus allen Bereichen, von Chören über Schwimmbäder bis zum Autohaus, kommen Bürgerinnen und Bürger mit zusätzlichen Lockerungswünschen“, sagt dazu Krisenstabs-Leiter Johannes Slawig: „Die sind angesichts eines Inzidenzwertes über 146 völlig ausgeschlossen.“

Geschäfte sollen geöffnet bleiben – noch…

Die Rücknahmen der Lockerungen im Einzelhandel fordert der Krisenstab (noch) nicht: Die Geschäfte sollten nicht dafür bezahlen müssen, dass die Impf- und Test-Strategie von Bund und Land ins Wanken geraten sei. Vielmehr sollen nun Selbsttests für die Kitas und priorisierte Teile der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt werden. Eltern von Kita-Kindern sind allerdings weiterhin aufgerufen, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen.

Die Beschlüsse des Krisenstabes müssen nun mit dem Land abgestimmt werden. Alle Forderungen aus anderen Städten nach Schul-Schließungen wurden von der NRW-Landesregierung aber bislang abgelehnt. Der Krisenstab wird aufgrund der alarmierenden Lage nun alle zwei Tage zusammenkommen. Bereits Freitag könnten bei einer weiteren Verschärfung der Infektionslage also weitreichendere Schritte beschlossen werden: „Im schlimmsten Fall steht die Rücknahme aller Lockerungen im Raum“, teilt die Stadt mit.

Britische Virus-Variante setzt sich zunehmend durch

„Solange es in den Schulen nicht mehr Sicherheit durch umfassende Schnelltests und eine abgeschlossene Impfung der Lehrkräfte gibt, wirkt Präsenzunterricht aus unserer Perspektive vor Ort ganz klar als Infektionsbeschleuniger“, betont OB Uwe Schneidewind die aus Stadt-Sicht notwendige Schließung der Schulen: „Zumal alle aktuellen Erkenntnisse dafür sprechen, dass die neuen Virus-Varianten deutlich ansteckender auch für junge Menschen sind.“ Laut Schul-Dezernent Stefan Kühn macht die britische Virus-Variante an manchen Tagen das Infektionsgeschehen bis zu 90 Prozent aus.

„Wir verzeichnen erstmals, dass in den Kitas in NRW die Zahl infizierter Kinder die der infizierten Erzieherinnen und Erzieher übersteigt“, berichtet Kühn zudem, dass es von Montag bis Mittwoch 21 neue Fälle an Schulen gegeben habe: „Das alles nährt den Verdacht, dass die Mutationen, anders als das Wild-Virus, auch für jüngere Menschen sehr infektiös sind.“