30.03.2021, 19.17 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Ingeborg Alker: Videos statt Festsaal – und Impftermin zum 80sten!
Cronenbergs Alt-Bürgermeisterin Ingeborg Alker beging ihren 80. Geburtstag – natürlich anders als gedacht, aber dennoch war sie sprachlos…
Im „Steinhaus“ des Cronenberger Festsaales hätte sie gefeiert, mit Freunden und Weggefährten – und der großen Familie, natürlich! Gemeint ist Ingeborg Alker: Die frühere Cronenberger Bezirksbürgermeisterin beging am 22. März 2021 ihren 80. Geburtstag. Und zwar in junggebliebener Frische, aber nicht im „Steinhaus“ von Cronenbergs guter Stube, sondern daheim – coronabedingt ist die große Feier selbstverständlich verschoben, wird aber nachgeholt. Ingeborg Alker hätte gerne gefeiert, es in dieser besonderen Zeit nicht zu tun, brauchte keine Verordnung; Vorsicht, Zurückhaltung oder die Einhaltung der Auflagen sind Selbstverständlichkeiten für die Christdemokratin, die zehn Jahre lang erste Bürgerin Cronenbergs war.
Viele Video-Grüße – sogar vom Kult-Kommandanten!
Zumal ihr Geburtstag dennoch „eine runde Sache“ war: Die Familie, allen voran auch die vier Enkel, sorgten dafür, dass sie sich kräftig gefeiert fühlen durfte. Alle gingen zum Testzentrum, berichtet Ingeborg Alker begeistert, um ihr dann „beruhigt“ gratulieren zu können. Die Enkel hatten zudem bei zahlreichen Weggefährten oder auch „Honoratioren“ Video-Grüße angefragt – so konnte ein halbstündiges Video mit einem bunten Strauß vieler Gratulationen auf den Geburtstagstisch gelegt werden – „sagenhaft“, freut sich die Jubilarin. Obendrein gab’s ein weiteres Video-Bonbon: des Kommandanten der Altneihauser Feierwehrkapell’n. Weniger weil Ingeborg Alker Ehrenbrandmeisterin der Feuerwehr Cronenberg ist, verfolgte sie den Video-Gruß staunend „mit offenem Mund“…
Vielmehr sind Ingeborg und Eberhard Alker „Fans“ der „Fastnacht in Franken“ („Die einzige Karnevalssitzung, die wir uns ansehen“) – und der „Altneihauser Feierwehrkapell’n“. Die Formation hat es in den vergangenen vier Jahrzehnten in der fränkischen Fastnacht zu Kultstatus gebracht – auch bei den Alkers im fernen Cronenberg! Dass ihre Enkel auch ein persönliches Gruß-Video des „Kommandanten“ Norbert Neugirg „organisiert“ hatten, ließ Ingeborg Alker die verschobene Feier endgültig vergessen. Ein Blumenstrauß verblühe, sagt sie, in die Videos könne sie immer wieder reinschauen: „Ich fand das alles so umwerfend – meine Familie hat mir einen tollen Tag beschert.“
„Jetzt erst recht“ lautete das Motto der Prunksitzung 2021 des Fastnacht-Verbandes Franken – es gilt auch für Ingeborg Alker: Die Dörper Ex-Bürgermeisterin lässt sich von der Pandemie nicht unterkriegen. Den Dauercamper-Platz im fränkischen Dollnstein, wo Ehemann Eberhard für seine 25-jährige Mitgliedschaft in der CSU sogar zum „Bayern ehrenhalber“ ernannt wurde, haben die Alkers schon vor Corona aufgegeben. Dass es coronabedingt nichts mit dem Treffen mit den Dollnsteiner Camping-Freunden oder auch mit dem Urlaub an der Küste in Neuharlingersiel gab, findet Ingeborg Alker zwar schade, es sei aber kein Weltuntergang.
Politik-Frust: „Cronenberg wird abgehängt…!“
Die Pandemie sei „für alle ein Alptraum“,„aber wir sind hier sind ja privilegiert“, sagt die Herzens-Cronenbergerin: Der Garten hinter dem Haus oder das Burgholz vor der Haustür,…: „Uns geht es gut.“ Na klar, gebe es deprimierende Tage, aber grundsätzlich gehe es ihr gut: „Es gibt nichts, was ich vermisse.“ Wohl aber vermisst die Alt-Bürgermeisterin einiges in der Politik: Die Stadt mache zahlreiche Versprechungen, es geschehe aber nichts, der Zustand von Cronenbergs Straßen („wie in Weißrussland“) sei Symbol für die Cronenberg-Politik der Stadt: „Ein Flickwerk – Cronenberg wird abgehängt“, kritisiert Ingeborg Alker. In Cronenberg gebe es so viele gute Steuerzahler und auch in der Gesamtstadt engagierte Unternehmer – „wenn davon mal was aus der Stadt nach Cronenberg zurückkäme“, bedauert die ehemalige Bürgermeisterin: „Es ist schade, dass Cronenberg so vors Knie getreten wird – wir sind auf uns selbst angewiesen.“
„Cronenberg lässt sich selbst nicht im Stich…“
Allerdings schiebt Ingeborg Alker nicht nur Frust, „was mich freut sind die Bürgervereine und ihr Zusammenhalt“, unterstreicht die Ex-Politikerin: „Die Stadt lässt Cronenberg im Stich, aber Cronenberg lässt sich selbst nicht im Stich“, lobt Alker den Zusammenhalt im Dorf. Und dabei denkt sie nicht nur an die Bürgervereine, engagierte Unternehmer oder den Werkzeugkisten-Verein. Alker lobt auch die Eigeninitiative einzelner Cronenberger. Wie zum Beispiel von Sven Steup: Seine Grill-Festivals, die Studiokonzerte oder der Online-Karneval und die erste Kostümsitzung „Cronenberg Alaaf“ im nächsten Jahr – „toll, es hängt viel von Leuten ab, die sich einsetzen“, betont Ingeborg Alker.
Insofern ist Ingeborg Alker zufrieden, mit ihrem Cronenberg – und auch mit ihrem Leben – „es wäre eine Schande zu sagen, mir geht’s schlecht“. Die Gesundheit spiele zwar manchmal einen Streich, „aber wir haben hier ein sicheres Leben, wir vermissen nichts“. Und auch etwas ganz Bestimmtes musste Ingeborg Alker nicht länger missen: Am Tag nach ihrem 80sten durfte sie ins Impfzentrum, um ihre Erstimpfung zu erhalten – die Familie wird nicht böse sein, ihr allerschönstes Geburtstagsgeschenk…!
Zur Person: Ingeborg Alker
Ingeborg Alker war zunächst in einer Cronenberger Apotheke tätig, bevor sie mit der Zusatz-Ausbildung als Schwesternhelferin die Leitung der damaligen DRK-Senioreneinrichtung an der Solinger Straße übernahm. Ehrenamtlich leitete sie über 20 Jahre lang zudem die mittlerweile aufgelöste Cronenberger Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes. Seit 1988 Mitglied in der CDU war die zweifache Mutter von 1989 bis 1999 stellvertretende Bezirksvorsteherin und anschließend von 1999 bis 2009 Cronenberger Bezirksbürgermeisterin.
Zudem setzt sich Ingeborg Alker für die Pflege des Cronenberger Platts ein – stets ist die Herzens-Cronenbergerin eine gerne gesehene Teilnehmerin bei den Plattkaller-Abenden beziehungsweise -Stammtischen der Obrams. Zudem war Ingeborg Alker in der Ausbildung der Ersthelfer der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg engagiert – dafür ehrte die FFC sie als Ehrenbrandmeisterin. Gemeinsam mit ihrer Freundin Erika Wilhelm sammelte sie jahrzehntelang Hausrat und Bekleidung für Bedürfte, zudem engagierte sie sich unter anderem auch im Vorstand des Fördervereins des Städtischen Altenheimes Cronenberg – für ihr vielfältiges Wirken wurde Ingeborg Alker 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Wie sagte Erika Wilhelm, die 2013 das Bundesverdienstkreuz erhielt, in ihren Dankesworten an die Adresse ihrer Mitstreiterin Ingeborg Alker: „Sie steht in allen Lebenslagen zur Verfügung…“