12.04.2021, 19.11 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Und das in dieser Krise!“: Stadt setzt „Notabene“ auf die Straße

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Reinhard Sturm, der Leiter des Musikschul-Vereins „Notabene“, vor dem Kulturzentrum Borner Schule, aus dem die Musikschule bald ausziehen muss. | Foto: Meinhard Koke

„Ihren Mietvertrag (…) kündige ich gemäß §2 des Mietvertrages zum 30.06.2021“, beginnt das Schreiben. Keine Frage, so formal-nüchtern kann ein Vermieter kündigen. Wenn aber der zu Kündigende seit fast 30 Jahren Mieter ist, noch dazu ein Verein, ließe sich ein etwas anderer Ton erwarten, vielleicht sogar ein Gespräch vorab.

Entsprechend enttäuscht ist Reinhard Sturm: Denn nicht ein an Gewinnmaximierung orientierter Immobilienkonzern von irgendwo schickte dem Vorsitzenden der Musikschule Notabene e.V. die „seelenlose“ Kündigung ins Haus. Nein, die Kündigung, deren einzig Persönliches der Vermerk „Persönliche Zustellung“ in der Adressierung ist, stammt vom Gebäudemanagement Wuppertal (GMW) – und damit einem Eigenbetrieb der Stadt!

Verständnis: „Dass das TiC erhalten bleibt, ist Anliegen aller“

Wie berichtet: Das TiC-Theater möchte seine Räumlichkeiten im ersten Stock des Kulturzentrums Borner Schule umbauen – und erweitern. Unter anderem sollen bis zum Spätsommer zwei kleine Bühnen zu einer größeren zusammengelegt werden und ein großzügigeres Theater-Café entstehen. Dass seine Musikschule Notabene dafür an der Borner Straße 1 weichen muss, versteht Leiter Reinhard Sturm: „Dass das TiC erhalten bleibt, ist ein Anliegen aller“, hadert der Notabene-Chef keineswegs mit dem Vorhaben.

Was Sturm aber aufstößt ist das Verhalten des zuständigen Gebäudemanagements: Erst durch das TiC habe er von den Umbau-Plänen und dem damit verbundenen Notabene-Auszug erfahren. „Wäre es nicht angebrachter gewesen, das Gespräch mit uns im Vorfeld zu führen, um gemeinsam nach alternativen Lösungen zu suchen“, fragte Reinhard Sturm nach Erhalt der Kündigung per E-Mail beim GMW an, verbunden mit der Bitte „um ein schnellstmögliches Lösungsgespräch“.

„Ein Unding, so mit jahrzehntelangen Mietern umzugehen…!“

Bereits am 22. Januar war das – auf eine Antwort wartet Reinhard Sturm bis heute. „Wenn man so lange Mieter ist, ist das ein Unding, so miteinander umzugehen“, findet der Leiter der Musikschule. Notabene ist seit 1994 im Kulturzentrum zu Hause und bietet in seinen insgesamt vier Räumen von der musikalischen Früherziehung bis zum Klavier-Unterricht für ältere Semester Kurse für jedes Alter. „Auch außerhalb der Musikschule tragen wir zum kulturellen Leben in der Stadt bei, wie durch Konzerte in Altenheimen oder auch bei der Cronenberger Werkzeugkiste“, unterstreicht Reinhard Sturm seine Enttäuschung über das GMW-Verhalten.

Zumal der Notabene-Leiter die Kosten für einen Umzug mit mehreren Klavieren und sonstigem Inventar oder auch für schallschutzisolierende Umbauarbeiten in den neuen Räumen auf einen fünfstelligen Betrag beziffert, den der Musikschul-Verein nicht tragen könne: „Und das in einer coronabedingt sowieso schweren Situation für alle Musikschulen“, betont Reinhard Sturm: „So geht man nicht miteinander um.“

Wer weiß was im Dorf? Neue Musikschul-Räume gesucht

Die Musikschule Notabene hat coronabedingt aktuell nur etwa 50 Schüler, in „Normalzeiten“ belegten bis zu 100 Teilnehmer im Alter von etwa zwei Jahren bis zum Rentner die Kursangebote. Notabene bietet Unterricht an Klavier, Gitarre, Bass, Geige und Flöte sowie musikalische Früherziehung. Nachdem seine Bitte um Unterstützung beim Gebäudemanagement bislang verhallte, will sich Reinhard Sturm nun an die Bezirksvertretung Cronenberg wenden.

Der Musikschul-Leiter hofft auch auf Hilfe aus der CW-Leserschaft: Wer eine Idee für neue Notabene-Räumlichkeiten hat, kann sich gerne per E-Mail unter ms-notabene @ gmx.de melden. Gesucht sind zwei/drei Räume, in denen bis in die Abendstunden Musikschul-Unterricht möglich wäre, zur Beruhigung: Schlagzeug ist nicht im Notabene-Angebot…! Aber in Cronenberg möchte Notabene zu Hause bleiben!

Sind Bürgerbüro, Berghauser Schule oder Belzer mögliche Optionen?

Eine CW-Anfrage beim GMW, versehen mit der Nachfrage, ob die Musikschule alternativ in die Stadt-Räumlichkeiten im Belzer-Gebäude, dem Bürgerbüro Cronenberg oder auch der Schule Berghauser Straße umziehen könnte, blieb bis zum Redaktionsschluss unserer letzten Ausgabe unbeantwortet.

Zwischenzeitlich haben wir eine Antwort des GMW erhalten, mehr dazu lesen Sie in unserer nächsten gedruckten Ausgabe am 16. April.