18.05.2021, 19.37 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Tierisches“ Problem gelöst: Keine Sau mehr im Unterdahl…!
Weil Wildschweine sogar am helllichten Tag auf den Terrassen standen und die Gärten umpflügten, gingen die Bewohner der Hofschaft oberhalb des Gelpetales vor einem Jahr auf die Barrikaden / Die neuen Jagdpächter scheinen das Problem mit den Schwarzkitteln in den Griff gekriegt zu haben.
Vor einem Jahr war es mit der beschaulichen Ruhe im Unterdahl vorbei: „Eine Gefahr für Leib und Leben“, hieß es da aus der Hofschaft am Rande des Gelpetales und: „Kinder haben Angst rauszugehen.“ Anwohner gründeten eine Initiative (die CW berichtete), wandten sich mit einer Petition hilfesuchend an die Bezirksvertretung, sogar das WDR-Fernsehen rückte aus, um über das „tierische Problem“ zu berichten.
Wildschweine waren es, welche die Unterdahler derart auf die Barrikaden brachten. Dass die „Schwarzkittel“ selbst am helllichten Tag im Unterdahl auftauchten und die Gärten dort umpflügten, wollten die Anwohner nicht länger hinnehmen. Sie forderten sogar eine Gesetzesänderung, sodass auch in sogenannten „befriedeten Gebieten“ eine Bejagung möglich sein sollte; überdies wurde eine Pirsch mit Nachtsichtgeräten ins Visier genommen, um den Rotten Einhalt zu gebieten.
„Zuerst nur gebaut“: 35 Hochsitze neu errichtet
Ein Jahr später ist Alltag eingekehrt – es herrscht wieder Beschaulichkeit im Unterdahl. Zu verdanken ist das Torsten Bertram und Frank Sobkowiak: Nachdem der bisherige Jagd-Pächter die Flinte ins Korn geworfen hatte, übernahmen die beiden Hildener im Juni letzten Jahres das etwa 400 Hektar große Revier. Und sie haben es bis zum Ende ihrer ersten Jagd-Saison im März „befriedet“: Die Unterdahler haben jedenfalls nun offenbar keine Angst mehr um Leib und Leben, denn: Insgesamt 19 Sauen kamen den beiden erfahrenen Jägern bislang vor die Flinte.
Während die Stadt im Osten Wuppertals eine Treibjagd mit nur mäßigem Erfolg veranstaltete, sich ansonsten aber recht ratlos zeigte, haben Torsten Bertram und Frank Sobkowiak ein recht einfaches Erfolgsrezept: „Viel Sitzfleisch“, so fassen sie kurz und knapp zusammen, wie sie die Wildschwein-Problematik in den Griff gekriegt haben. Dazu gehört nicht nur, dass sie Begehungsscheine für vier weitere Jäger in ihrem Revier ausgestellt haben. Bertram und Sobkowiak haben auch insgesamt 35 Hochsitze errichtet – „zweieinhalb Monate waren wir nur mit Bauen beschäftigt“, berichtet Torsten Bertram.
Seit August letzten Jahres machen die beiden Jagdpächter gemeinsam mit ihren vier Kollegen mit Jagderlaubnisschein den Wildschweinen „Druck“: An durchschnittlich sechs Tagen in der Woche durchstreifen sie das Revier zwischen Bergisch Nizza, der Gerstau und der Alten Rottsieper Straße beziehungsweise sitzen bis in die Nacht auf den Hochsitzen – mit vollem Erfolg. Auch wenn ihnen gerade in Corona-Zeiten verstärkt Spaziergänger, die sogar nachts die Wälder mit Taschenlampen durchstreifen, manche Pirsch durchkreuzen („Wir sitzen 15-mal für eine Sau“) – „wir haben seit drei Monaten keine Sau mehr im Unterdahl gesehen“, berichten Torsten Bertram und Frank Sobkowiak: „Die Situation ist entschärft.“
„Die Wildschweine liegen jetzt in meiner Tiefkühltruhe…“
Das bescheinigt auch Anwohner-Sprecher Alexander Küpper. Während der vorherige Jagdpächter „nichts vollbracht“ habe, hätten die Nachfolger „hier aufgeräumt“: „Sie haben sich direkt gekümmert und die Lage voll im Griff“, attestiert der Unterdahler: „Wir haben seit dem letzten Sommer keine Wildschweine mehr gesehen.“ Oder doch: „Die Wildschweine, die früher in meinem Garten waren, liegen jetzt in meiner Tiefkühltruhe“, lacht Alexander Küpper: „Ich habe denen ja gesagt: ,Wir sehen uns wieder!‘“
Nicht nur die Dankbarkeit von Alexander Küpper ist groß. Für die gesamte Hofschaft sind die beiden Jagdpächter offenbar so etwas wie Helden: Die Anwohner winkten ihnen vielfach zu oder lüden sie zum Kaffee ein, wenn sie durch den Unterdahl gehen oder fahren, freut sich Frank Sobkowiak über den sehr guten Kontakt zu den Hofschaftern. Mitunter sei auch bei dem einen oder anderen Anwohner-Plausch viel „Sitzfleisch“ gefordert. Aber das haben Torsten Bertram und Frank Sobkowiak ja unter Beweis gestellt…!