19.07.2021, 15.44 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Tag 5 nach dem Hochwasser in der Kohlfurth: „Wir schaffen das!“
Die Aufräum-Arbeiten nach der Hochwasser-Katastrophe in der Kohlfurth dauern unvermindert an. Wer Ende letzter Woche dort war, sieht auf den ersten Blick: Am Tag 5 nach dem Unwetter ist viel geschafft! Zwar wird hier und da noch gepumpt, zahlreiche der betroffenen Häuser und Firmen sind aber schon leergeräumt und notdürftig von den Schlammmassen gereinigt. Vielfach sind Bautrockner zu hören und es wird repariert – zwar türmen sich hier und da noch Berge an den Straßenrändern, viel Sperrmüll ist aber bereits abtransportiert. Stück für Stück erhalten die einzelnen Häuser auch wieder Strom.
Sachspenden und Aufräum-Hilfen
Bei einem Rundgang am heutigen Montag-Vormittag, 19. Juli 2021, berichteten die allermeisten Anwohner der CW, dass sie aktuell keine Aufräum-Hilfe mehr benötigten, auch weil sie Unterstützung durch Familie, Freunde und Bekannte erhielten. Wer erfahren möchte, ob und wo in der Kohlfurth noch Hilfe notwendig ist, sollte daher auch weiterhin bei Wolfgang Wandel unter Telefon 01 72 217 91 08 anrufen. Für Sachspenden (keine Kleiderspenden!) steht derweil Bart Wolters von der Kleiderhalle von „Willkommen in Cronenberg“ unter Telefon 01 76 243 421 26 zur Verfügung.
Wolters sammelt bereits seit Tagen Sachspenden, sehr viel Hilfe ist schon in der Kleiderhalle an der Hastener Straße eingetroffen. Unter der angegebenen Nummer können sich natürlich auch Betroffene melden, die Sachhilfe benötigen. Ebenso benötigt Bart Wolters Unterstützung: Wer bereit ist, in der Kleiderhalle beim Sortieren der Sachspenden zu helfen, kann sich ebenfalls gerne bei ihm melden!
Evangelische Gemeinde koordiniert
Die Evangelische Gemeinde Cronenberg versucht derweil, die Hilfe für die Kohlfurth zu koordinieren: Unter Telefon (02 02) 47 74 49 nimmt Barbara Hettig Hilfegesuche von Betroffenen aus der Kohlfurth entgegen. Unter der Rufnummer (02 02) 247 14 10/12 sowie per E-Mail an prasch @ evangelisch-wuppertal.de sammelt das Gemeindeamt derweil Hilfsangebote für die Kohlfurth. Im Rahmen der spontanen Spenden-Aktion sind inzwischen rund 18.000 Euro eingegangen: Auf der Plattform GoFundMe belaufen sich die Spenden mittlerweile auf über 12.000 Euro, auf dem Spendenkonto der evangelischen Gemeinde summieren sich die Spenden auf rund 6.000 Euro.
Weiterhin Spenden erbeten
Wer kurzfristige Nothilfe benötigt, kann sich über die genannten Kontakte oder auch unter Telefon 01 57 316 321 21 bei Pfarrer Thomas Hoppe melden: „Wir versuchen, sofort und unbürokratisch zu helfen, wo aktute Not ist“, unterstreicht Thomas Hoppe. Weitere Spenden sind entweder über die GoFundMe-Aktion willkommen – diese werden von den Initiatoren, Lara und Ruben Altmeier, an die Gemeinde weitergeleitet. Das Spendenkonto der Gemeinde lautet: Evangelischer Gesamtverband Wuppertal, IBAN DE 72 3305 0000 0000 2946 37 (Verwendungszweck: „Hochwasserhilfe Cronenberg“).
Jürgen Hardt: „Soforthilfe ist notwendig…
Heute Mittag verschaffte sich der Cronenberger Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (CDU) einen Eindruck von der Lage in der Kohlfurth: Geführt von Cronenbergs CDU-Vorsitzendem Holger Reich, der auch persönlich durch das Starkregen-Hochwasser betroffen wurde, machte sich Hardt ein Bild von den Schäden. Gegenüber der CW sagte Hardt, das Allerwichtigte sei nun, dass Bund und Land jetzt schnellstmöglich Hilfe für die Betroffenen auf den Weg bringen – die Bundesregierung werde Mitte der Woche zu Soforthilfen beraten.
…und auch gesetzliche Versicherungspflicht“
In späteren Schritten müssten dann zum Beispiel auch gesetzliche Änderungen zum Thema „Elementarversicherungen“ auf den Weg gebracht werden: Eine Pflicht-Versicherung müsse her, forderte Hardt vor dem Hintergrund, dass sich viele Betroffene nicht gegen Unwetter- beziehungsweise Hochwasserschäden absichern konnten: „Das muss gesetzlich geregelt werden“, so Hardt. Zudem, so der CDU-Bundestagsabgeordnete weiter zur CW, müsse auch darüber gesprochen, werden, ob seitens des Wupperverbandes Fehler gemacht wurden.
Anwohner-Kritik an Wupperverband
Zahlreiche Anwohner in der Kohlfurth äußerten gegenüber der CW die Meinung, dass die Höhe des Hochwassers und damit der Schäden nicht so verheerend ausgefallen wäre, wenn die Talsperren bereits bei Bekanntwerden der Unwetter-Warnung abgelassen worden wären. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte seine Amtliche Unwetter-Warnung am Montag-Nachmittag, 12. Juli, veröffentlicht. Auch kritisieren die Bewohner, dass sie zu spät beziehungsweise gar nicht vor der Höhe des Hochwasser gewarnt wurden, in der Kohlfurth habe es auch keine Warn-Sirenen gegeben: „Man hat uns im Stich gelassen“, sagte ein Anwohner zur CW.
Riesen-Dankbarkeit für überwältigende Hilfsbereitschaft
Zugleich sind die Betroffenen vor allem eins: Zutiefst dankbar für und überwältigt von der Hilfsbereitschaft: Ob Freunde, Bekannte, die Feuerwehr oder die Hilfsorganisationen und Firmen sowie viele Freiwillige aus ganz Wuppertal, ja sogar aus anderen Städten – „die Hilfsbereitschaft war super, das war Gold wert“, betonten Andrea und Thomas Büchel. Und die Inhaber des Strandcafes, dessen Biergarten ebenso wie der des Café Hubraum gegenüber in den Wupper-Fluten versunken war, sehen nun auch wieder Land: Ihr Biergarten sieht schon wieder so aus, als könnte man hier morgen schon vielleicht ein Bierchen trinken, zumal die Wupper zurück in ihrem Bett ist und zwar immer noch höher als normal, aber wieder „friedlich“ vorbeifließt – „wir sind sehr erleichtert und glücklich“, danken sie für die viele Hilfe am Wochenende.
Berger-Chef Andreas Groß: „Das sind tolle Menschen…!“
Dr. Andreas Groß, dessen Firma Berger-Gruppe ebenfalls schwer getroffen wurde, zeigte sich ebenfalls beeindruckt: Noch in der Nacht seien 13 Berger-Mitarbeiter zu Hilfe geeilt– auf diese Weise habe ein noch schlimmerer Schaden verhindert werden können. Auch an den folgenden Tagen hätten seine Mitarbeiter bis zur Erschöpfung gearbeitet: „Das sind tolle Menschen“, zeigt sich Andreas Groß gegenüber der CW geradezu berührt.
„Wir schaffen das…“
„Hier kann sich keiner beschweren, keine Hilfe bekommen zu haben“, lobt auch Raphaela Geisler-Wirth. Mit ihrer Ehefrau war sie gerade erst vor drei Wochen in ihr frisch kernsaniertes Fachwerkhaus gegenüber der Kohlfurther Brücke eingezogen. In den Hochwasserfluten sei sie zunächst verzweifelt, nun hat die 50-Jährige wieder Kraft und Zuversicht geschöpft. Auch wenn sie ihr gesamtes Erspartes in die etwa 100.000 Euro teure Sanierung gesteckt habe, auch wenn der Schaden riesig sei: „Wir schaffen das“, ist Raphaela Geisler-Wirth nun fest überzeugt…!
Alle bisherigen CW-Berichte zu der Hochwasser-Katastrophe sind hier aufrufbar.
Eine Galerie mit CW-Fotos vom heutigen Montag kann weiter unten durchgeklickt werden.