20.07.2021, 14.23 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Wupperverband: Unwetter nicht vorhersehbar – keine Versäumnisse

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Alles unter Wasser: So sah die Straße Kohlfurther Brücke nach dem Starkregen-Hochwasser am 14./15. Juli 2021 aus. | Foto: Meinhard Koke

Hätte der Wupperverband nach den Unwetter-Warnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die Talsperren frühzeitig ablassen müssen, um für das Starkregen-Hochwasser vom 14. Juli 2021 Stauraum freizumachen? Neben der Frage, ob vor dem Hochwasser rechtzeitig gewarnt wurde, wird unter anderem auch das in der Ortschaft Kohlfurth, welche durch die Wupper-Fluten in großen Teilen unter Wasser gesetzt wurde, heiß diskutiert.

Der Wetterdienst hatte zunächst in einer Vorabinformation am Montag-Vormittag, 12. Juli, für die Zeit vom folgenden Dienstag bis Donnerstag vor heftigem/ergiebigem Regenmengen von insgesamt bis zu bis zu 200 Litern pro Quadratmeter für Wuppertal gewarnt. Am späten Montag-Nachmittag erließ der DWD dann eine Amtliche Unwetterwarnung. Hier wurden ebenfalls Regenmengen von bis zu 200 Litern/Quadratmeter für möglich gehalten. Am Unwetter-Mittwoch schließlich verschärfte der DWD um 7.14 Uhr am Morgen seine Warnung auf die Höchststufe 4. Infolge des möglichen „extrem ergiebigen Dauerregens“ wurde vor Hochwasser an Bächen und kleineren Flüssen sowie Überflutungen von Straßen und Erdrutschen gewarnt.

Ein Zehntel des Jahresniederschlags: „Zu keinem Zeitpunkt eine seriöse Vorhersage“

Der Wupperverband kontert, man habe die DWD-Prognosen in sein Handeln einbezogen. Diese seien aber am 12. Juli noch zu Ort, Zeit und Menge „mit deutlichen Unsicherheiten behaftet“ gewesen. Am Dienstag, so der Wupperverband, hätte die DWD-Prognose für einen Streifen vom östlichen Münsterland bis in die Eifel von Regenmengen von über 100 Litern gesprochen. Tatsächlich aber habe es Regenmengen bis 160 Liter/ Quadratmeter im Wupper-Gebiet gegeben: „In dieser Dimension und flächendeckenden Ausbreitung gab es zu keinem Zeitpunkt eine seriöse Vorhersage“, teilt der Wupperverband mit.

Zudem habe man gehandelt: Ab Montag sei vermehrt Wasser aus den Brauchwassertalsperren oberhalb der Wupper-Talsperre und auch aus dieser selbst abgegeben worden. Mit etwa einem Zehntel der durchschnittlichen Jahresmenge im Wuppergebiet seien die Niederschlagsmengen dann allerdings so extrem gewesen, dass die Wupper-Talsperre in kürzester Zeit um mehr als die Hälfte des Stauinhalts hätte entleert werden müssen: „Um eine solche gewaltige Menge ohne schädliche Wirkung für die Unterlieger in Wuppertal abzuführen, reichte die Zeit von Montag an nicht aus“, stellt der Wupperverband klar.

Talsperren-Hochwasser wie statistisch alle 10.000 Jahre

Die Regenmengen hätten die Pegel aller Bäche und der Wupper auf historische Marken anschwellen lassen, die bisherigen Höchstmarken seien an manchen Stellen um mehr als das Doppelte übertroffen worden. In die Talsperren flossen laut Wupperverband so hohe Wassermengen zu wie noch nie zuvor. Bis zum Erreichen ihrer Stauziele hätten die Talsperren enorme Wassermengen aufgenommen und so die Hochwasser-Welle gepuffert: „Ohne diese Maßnahme wäre der Pegel der Wupper deutlich schneller angestiegen und in der Spitze auch deutlich höher ausgefallen“, unterstreicht der Wupperverband, dass die Überflutungen und Zerstörungen dann weit größer ausgefallen und Wupper-Anrainer in Lebensgefahr gebracht worden wären

Durch die Abgabe aus der Wupper-Talsperre sei die Lage indes zu keiner Zeit verschärft worden. Aus der Wupper-Talsperre sei in der Spitze am frühen Donnerstagmorgen eine Wassermenge von rund 190 Kubikmeter pro Sekunde abgegeben worden – die Talsperre habe mehr geleistet, als für ein Hochwasser bemessen war, das statistisch alle 10.000 Jahre auftritt.

Alle bisherigen CW-Berichte zu der Hochwasser-Katastrophe und auch eine Chronologie der Unwetter-Nacht finden Sie hier.