30.10.2021, 14.17 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Stefan Hüfner: Mit Abbado & Scala-Sängern beim Lausitz-Festival
Der Co-Chef des TiC-Theaters wirkte mit seiner Band „Stefan Huefner’s Zappata“ bei dem Projekt-Finale „Falstaff“ des Lausitz-Festivals 2021 mit.
Während im TiC-Theater erst Mitte Januar die Pandemie-Zwangspause endet (die CW berichtete), hob sich für Co-Theaterchef Prof. Stefan Hüfner nun andernorts wieder ein Vorhang: Im Rahmen des Lausitz-Festivals 2021 stand der musikalische TiC-Leiter mit auf der Bühne. Stefan Hüfner wirkte an dem Projekt-Stück „Unendlicher Falstaff“ mit, das zum Finale des Festivals an der Grenze zu Polen aufgeführt wurde. Die sogenannte „Erzählung in sieben Teilen von Shakespeare, Verdi, Welles und Zappa“ rankt sich um die literarische Figur des Sir John Falstaff. Shakespeare verarbeitete sie in „Heinrich IV.“ und „Die lustigen Weiber von Windsor“. Als Prototyp eines dicken Angebers und Genießers wurde Falstaff nicht nur zum geflügelten Wort, sondern unter anderem von Verdi in seiner gleichnamigen Oper oder auch von Orson Welles in dem Film „Glocken um Mitternacht“ aufgegriffen.
„Falstaff“-Projekt: Shakespeare, Verdi, Welles & Frank Zappa
Wie Stefan Hüfner erläutert, hatte Festival-Direktor Daniel Kuehnel die Idee, die Shakespearsche Figur mit der Verdi-Oper und dem Welles-Film genreübergreifend in einem Stück zu verbinden. Er betraute – neben der Cottbuser Schauspieldirektorin Ruth Heynen – einen Namen mit Weltklang mit der Realisierung: Opern-Regisseur Daniele Abbado, Sohn des weltbekannten Dirigenten Claudio Abbado. Wie Stefan Hüfner dabei „ins Spiel“ kam? Heynen und Abbado hatten die Idee, US-Kultmusiker Frank Zappa als eine Art „Falstaff der Moderne“ in das Stück einzubinden. Dass dann bei Hüfner das Telefon klingelte, liegt an „Stefan Huefner’s Zappata“. Abseits seiner Tätigkeit am TiC-Theater hat der Professor für Integrative Komposition an der Folkwang-Uni eine musikalische Hommage an die Rock-Legende arrangiert. 2018 brachte Hüfner sie mit seiner gleichnamigen Band auf die Bühne – mit dabei: Napoleon Murphy Brock, Sänger, Saxophonist und Flötist der Zappa-Band „The Mothers of Invention“ (die CW berichtete ebenfalls).
Die gefeierten Auftritte von „Stefan Huefner’s Zappata“ hallten bis in die Lausitz: Ruth Heynen und Daniele Abbado holten Hüfner in ihr Falstaff-Boot, mit coronabedingt abgespeckter Band reiste er in die ostdeutsche Provinz. Zurück im heimischen Sudberg zeigt sich der TiC-Co-Chef begeistert. Und zwar nicht nur, weil er Cottbus („fantastische Innenstadt“) und die Lausitz („sehr, sehr schöne Gegend“) als „eine Reise wert“ kennengelernt hat. Ebenso wie das Festival-Publikum feiert auch Hüfner das „Falstaff“-Projekt, das gleichsam experimentell in einem Hangar des denkmalgeschützten Cottbuser Flughafens aufgeführt wurde: Die Zusammenarbeit mit Daniele Abbado („ohne Allüren“), den Schauspielern der renommierten Kunsthochschule Ernst Busch und vor allem den Sängern der Mailänder Scala haben es dem Cronenberger Theaterchef und Musik-Professor nachhaltig angetan.
„Falstaff“-Projekt: Zugabe-Rufe und Standing ovations
„Immer wenn sie sangen, hatte man das Gefühl, aus dem Hangar zu fliegen“, zeigt sich Hüfner von Intonation und Stimmfärbung der Scala-Sänger geradezu gefesselt: „Das war der Hammer.“ Das befand das Publikum zum gesamten Stück: Eine Zugabe hatten „Stefan Huefner’s Zappata“ vorbereitet, ohne eine zweite wollten die Standing Ovations in der Flugplatz-Halle nicht verhallen: „Die Leute sind einfach nicht gegangen, da haben wir noch was aus dem Hut gezaubert“, freut sich Stefan Hüfner über den Erfolg, der auch bundesweit in den Feuilletons beschrieben wurde. Und noch etwas beeindruckte Stefan Hüfner: die Zusammenarbeit mit Schauspielern, Sängern und Musikern aus aller Welt. Es sei eine „Binsenweisheit“, Hüfner zeigt sich dennoch fasziniert, „wie gut das funktioniert hat“ – vielleicht in der Gegend, in der die AfD bei der Bundestagswahl auf rund 25 Prozent kam, ein zusätzliches Ausrufezeichen…!
„79 auf einen Streich“: Lausitz ist Mücken-Hochburg
Von möglichen nationalistischen Stimmungen hat Stefan Hüfner nichts bemerkt, im Gegenteil, die Lausitz bleibt auf seiner Reiseliste. Beim nächsten Mal aber wird sich der TiC-Co-Chef besser vorbereiten – und zwar in Sachen Reise-Apotheke: Denn obwohl vom Festival-Organisation mit Spray ausgestattet, herrschte Mücken-Alarm in Cottbus: „An einem Abend habe ich 79 Mücken erschlagen“, blickt das „tapfere Schneiderlein“ weniger stolz, als vielmehr von den Plagegeistern beeindruckt zurück. Daher Hüfners Tipp an alle, die ihm eine Reise an Oder und Neiße nachmachen wollen: Hitzestifte gegen juckende Mückenstiche einpacken!