15.12.2021, 19.44 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Gräber umgepflügt: Wildschwein-Ärger auf Friedhof Solinger Str.
„Da muss was geschehen“, fordert Ulrike Wietzke: „Das ist ja ein Stück weit Grabschändung“, unterstreicht die Südstädterin. Als sie eine Woche nach Totensonntag das Grab ihres Sohnes auf dem evangelischen Friedhof Solinger Straße aufsuchte, erschrak sie: Wildschweine hatten die Ruhestätte „umgepflügt“ – und ebenso benachbarte Grabstellen.
Kein Einzelfall: Wie der zuständige Evangelische Friedhofsverband Wuppertal auf CW-Anfrage berichtet, wurden rund um Totensonntag etwa 100 Gräber auf dem Gottesacker an der Solinger Straße von Wildschweinen verwüstet. Bereits zuvor, aber auch im Anschluss wurden weitere Wildschein-Schäden festgestellt, erläutert Bettina Wallbrecher vom Friedhofsverband weiter – so extrem wie an Totensonntag seien die Schäden allerdings nicht wieder gewesen.
Automatisch werden in solchen Fällen die zuständigen Jagdpächter informiert. Allerdings kommt eine Bejagung der Rotten auf dem Friedhof nicht infrage, erklärt Bettina Wallbrecher weiter – auch wegen der angrenzenden Wohnbebauung gelte der Bereich als sogenannter „befriedeter Bezirk“, in dem nicht gejagt werden dürfe. Man habe alle betroffenen Gräber wieder in Ordnung gebracht und werde bei zukünftigen Arbeiten an der Umzäunung des Friedhofes Maßnahmen zum Wildschwein-Schutz möglichst berücksichtigen, berichtet die Friedhofsverband-Vertreterin weiter.
„Wildschwein-Zaun rund um Friedhof wirtschaftlich nicht leistbar“
Den gesamten Gottesacker an der Solinger Straße aber neu und überdies wildschweinsicher einzuzäunen, das sei aber (finanziell) nicht möglich. Das kostete mindestens einen fünfstelligen Betrag, schätzt Bettina Wallbrecher grob: „Dann müssten wir den Friedhof ja einzäunen wie ein Gefängnis“. Zumal auch auf anderen Friedhöfen derartige Beschädigungen festgestellt wurden und zumal auch Rehe die Gräber-Anlagen „heimsuchen“. Aber: „Wir sind mit der Unteren Jagdbehörde im Gespräch“, versichert Bettina Wallbrecher.
Ulrike Wietzke kann sich damit nicht zufrieden geben: Was, wenn ihre 88-jährige Mutter mit Rollator einem Wildschwein begegnen würde? „Die kommt ja gar nicht weg“, hofft die Südstädterin auf Schutz-Maßnahmen: „Da ist ja jeder gefährdet.“