31.01.2022, 18.44 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Tierdrama“: „Von vorne bis hinten anders“, sagt Pony-Besitzerin

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Ein angebliches „Tierdrama“ sorgt dafür, dass es mit der idyllischen Beschaulichkeit in der Hofschaft Hipkendahl aktuell vorbei ist – zumindest im sozialen Netzwerk Facebook. | Archiv-Foto: Meinhard Koke

Ein Feuerwehr-Einsatz schlägt seit dem gestrigen Sonntag-Nachmittag, 30. Januar 2022, Wogen der Emotionen im sozialen Netzwerk Facebook. Hintergrund ist ein Pony, welches in der Hofschaft Hipkendahl eingeschläfert werden musste und eine Pressemitteilung dazu: In dieser hieß es, ein Landwirt habe die Einsatzkräfte der Feuerwehr beschimpft und zudem gesagt, „man könnte das Tier schließlich auch einfach erschießen“.

Insbesondere zu einer Online-Meldung unter der Überschrift „Tierdrama am Hipkendahl“ überschlugen sich die Netz-Kommentare: Rund 350 Facebook-Nutzer meldeten sich zu Wort (Stand 18.15 Uhr). Manche Nutzer bekundeten ihre Traurigkeit über den tragischen Vorfall, zahlreiche andere gingen mit dem betreffenden Landwirt ins Gericht. Und zwar mehr oder minder hart: „Was für ein Bauer“, lautete ein Kommentar der harmlosen Sorte, andere Nutzer forderten Anzeigen oder auch ein Tierhalteverbot für den Mann.

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Auch wird der Landwirt als „Tierquäler“ oder „gefährlicher Psychopath für die gesamte Gesellschaft“ bezeichnet, er gehöre „in die Klapse“ schreibt jemand und auch dieser Kommentar ist zu lesen: „Man könnte auch einfach den Landwirt der gepöbeld hat erschissen…“ Ein weiterer von zahlreichen Beispielen für den Shitstorm ist dieser Kommentar: „Ich hoffe der Landwirt stirbt schmerzhaft und alleine!“ Auf CW-Nachfrage betont der Landwirt (dessen Namen wir ausdrücklich nicht nennen), dass sich der Vorfall gar nicht so abgespielt habe wie in der Pressemeldung beschrieben.

„Schon aus der Haut gefahren, aber nicht die Feuerwehr beschimpft“

Ja, sagt der er zur CW, er sei er aufgeregt gewesen („Das wäre ja wohl jeder“). Als er erfuhr, dass ein Großaufgebot der Feuerwehr bei ihm angerückt sei, habe er befürchtet, Haus und Hof würden brennen. Als er dort eintraf und sich herausstellte, dass es um das Pony ging, habe er schon rumgeschimpft, räumt der Landwirt ein. Er habe den Einsatz für übertrieben gehalten, das Tier hätte zudem eher von seinem Leiden erlöst werden müssen: „Ich bin aus der Haut gefahren, aber ich habe nicht die Feuerwehr blockiert oder sie beschimpft.“

Die Besitzerin des Ponys bestätigt nicht nur die Version des Landwirtes. Die Nachbarin schildert auch eine ganz andere Version des vermeintlichen „Tierdramas am Hipkendahl“. Was in der Pressemitteilung zu lesen ist, bezeichnet sie als „Quatsch“: „Das stimmt alles von vorne bis hinten nicht.“ Richtig sei vielmehr, dass sich das etwa 30 Jahre alte Pony in einer Hütte des Landwirtes befand und nicht im Sumpf feststeckte, als die Feuerwehr am Sonntagvormittag anrückte. Am Abend zuvor habe es sich zunächst in einem Zaun verfangen und sei dann in sumpfiges Terrain geraten – mit vereinten Kräften habe man es schließlich in die Hütte verfrachtet, der Landwirt habe sogar Stroh und Futter gebracht, berichtet die 60-Jährige gegenüber der CW.

Facebook-Shitstorm: „Das ist ja der Hammer“

Sie habe noch am Abend nach einem Tierarzt telefoniert, erst Sonntagnachmittag aber sei ein Veterinär aus Burscheid gekommen. Nachdem die Feuerwehr das Pony mit Spezialgurten aus dem Stall auf eine Wiese gebracht hatte, habe sie bis zuletzt gehofft, dass es sich wieder berappeln würde. Trotz aller Versuche aber habe sie schließlich einsehen müssen, dass das Tier eingeschläfert werden musste. Dass im Sozialen Netzwerk nun der Landwirt an den Pranger gestellt wird, „das ist der Hammer“, nimmt die 60-Jährige ihren Nachbarn in Schutz.

„Er ist nicht schuld“, betont die Pony-Besitzerin. Dass der Landwirt geschimpft habe, sei nichts Ungewöhnliches („Man kennt ihn ja“). Es gebe aber keinen Streit, versichert sie, vielmehr bezeichnet sie die Nachbarschaft am Hipkendahl als „eine Gemeinschaft“. Und etwas kann sie auch die Aufregung des Landwirtes verstehen: Der Feuerwehr-Aufgalopp sei schon übertrieben gewesen, findet die 60-Jährige – wer die Einsatzkräfte überhaupt gerufen hat, weiß sie nicht.

Nach Morddrohungen eine unruhige Nacht

Der Landwirt hat übrigens am heutigen Montag eine Rechtsanwältin eingeschaltet. Zumal es auch Morddrohungen gegeben habe, habe er in der vergangenen Nacht stündlich auf seinem Hof nach dem Rechten gesehen. Der Landwirt berichtet weiter, dass es zum Glück auch Zuspruch gebe: Kunden oder auch Kollegen erkundigten sich erst einmal zu dem Vorfall und hielten auch im sozialen Netzwerk dagegen. Nein, Angst habe er nicht, aber zu dem Facebook-Shitstorm sagt der Landwirt auch: „Ich bin ein gestandener Mann, aber das lässt einen nicht kalt.“ Insbesondere seine Tochter habe in den vergangenen Stunden gelitten.