19.04.2022, 14.03 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Bürgerbüro-Einlenken: Dank für breiten Widerstand und Solidarität

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Die dauerhafte Schließung ist vom Tisch: Nachdem es mehr als zwei Jahre coronabedingt geschlossen war, wird das Bürgerbüro im Rathauscenter Croenberg ab dem 3. Mai 2022 je einen Tag in der Woche wieder seine Pforten öffnen. | Foto: Meinhard Koke

Wie berichtet, ist die von der Stadt-Spitze angepeilte Schließung des Bürgerbüros Cronenberg wie auch der Stelle in Langerfeld vom Tisch: Ab Mai werden die Büros in beiden Stadtteilen wieder für je einen Tag in der Woche ihre Pforten öffnen – somit wird der Status quo wieder hergestellt: Vor der pandemiebedingten Schließung im März 2020 war die Bezirksverwaltungsstelle am Rathausplatz ebenfalls einen Tag pro Woche geöffnet.

Über 3.500 Unterschriften für SPD-Petition

Möglich machten das Einlenken die Proteste zum Beispiel aller Wuppertaler BezirksbürgermeisterInnen, der Cronenberger Bürgervereine oder auch des Stadtverbandes der Wuppertaler Bürgervereine und nicht zuletzt die Online-Petiton der SPD Cronenberg: Hier kamen über 3.500 Unterschriften für den Bürgerbüro-Erhalt zusammen – jeder Sechste Cronenberger unterschrieb also auf der Petition-Plattform change.org beziehungsweise in der CW-Geschäftsstelle für die Stadt-Stelle am Rathausplatz.

„Wir waren ganz einverstanden mit dem Verwaltungsvorschlag und haben uns gefreut“, berichtet Vize-Bezirksbürgermeisterin Regina Orth (Grüne), die in Vertretung von Bürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) an der entscheidenden Zoom-Konferenz aller Bezirksbürgermeister mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, Stadtdirektor Johannes Slawig und dem zuständigen Dezernenten Matthias Nocke teilnahm.

Regina Orth: Dank für Solidarität aus Ronsdorf und Vohwinkel

Zugleich dankt die Dörper Grünen-Politikerin ausdrücklich Vohwinkels Bürgermeister Georg Brodmann und Ronsdorfs Bürgermeister Harald Scheuermann-Giskes (beide SPD): Beide hatten angeboten, auf Öffnungstage ihrer Bürgerbüros zugunsten der Wiederöffnung der Stadt-Stellen in Cronenberg und Langerfeld zu verzichten. Wenig Verständnis hat Regina Orth indes für Kritik aus Ronsdorf: CDU und Grüne dort hatten den dortigen Bürgermeister Scheuermann-Giskes für sein Zugeständnis gerügt – der SPD-Politiker hatte sogar den Verzicht von zwei Bürgerbüro-Tagen in Ronsdorf für möglich erklärt.

Dass der Südhöhen-Nachbar dafür von CDU und Grünen im Stadtteil Kritik einstecken muss, lässt Regina Orth den Kopf schütteln: „Ich bin sehr überrascht über diese Reaktion“, unterstreicht die Dörper Grünen-Politikerin im CW-Gespräch: „Warum sollten die Ronsdorfer Bürger bevorzugt werden – wir sind doch keine Bürger zweiter Klasse in Cronenberg.“ Orth kündigte an, mit Bezirksbürgermeisterin Scherff nach deren Rückkehr dazu eine Reaktion abzustimmen.

Miriam Scherff: „Tolle Zusammenarbeit – danke!“

Aus ihrem Urlaub betonte Miriam Scherff, dass der Rückzieher der Stadt nicht nur der Solidarität von Vohwinkel und Ronsdorf geschuldet gewesen sei: „Der Schulterschluss über alle Bezirke hinweg, parteiübergreifend, hat den Druck auf die Stadtverwaltung erhöht“, betont Scherff auf der Facebook-Seite der CW auch, dass der Vorschlag der Stadtverwaltung niemals eine Mehrheit im Rat gefunden hätte: „Tolle politische Zusammenarbeit – danke!“, so Scherff abschließend.

Oliver Wagner: „Hauptsache, wieder ein Angebot“

„Damit konnte man ja anfangs gar nicht rechnen“, zeigt sich auch Oliver Wagner, Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Cronenberg und Initiator der Unterschriften-Sammlung gegen die Schließung, zufrieden: „Das liegt sicher auch an dem breiten Protest.“ Warum die Büros in Ronsdorf und Vohwinkel häufiger geöffnet haben, erschließt sich zwar auch Wagner nicht. Der eine Öffnungstag in Cronenberg sei zunächst aber besser als gar keiner: „Wir haben jetzt wieder ein Angebot“, freut sich der SPD-Sprecher besonders für Senioren oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität: „Für sie war es ja eine Zumutung, nach Ronsdorf oder Barmen zu müssen.“

Linke: „Einwohnermeldeamt nicht ins 3. Rathaus“

Ebenso begrüßt die Linke das Bürgerbüro-Einlenken als „ein Ergebnis der Solidarität aller Bezirksvertretungen“, dankt Heinz-Georg Zehnpfennig, Linke-Bezirksvertreter in der BV Cronenberg, besonders den Bezirksbürgermeistern von Ronsdorf und Vohwinkel: „Es zeigt sich, dass der Widerstand in den Bezirken Erfolg hat.“ Susanne Herhaus, Fraktionsvorsitzende der Linke-Ratsfraktion unterstreicht, dass die Verwaltung „nah an den Bürger*innen bleiben“ müsse. Nun gelte es sich dafür „einzusetzen, dass das Einwohnermeldeamt nicht ins 3. Rathaus nach Elberfeld ziehen muss und in Barmen bleibt“.

Cronenberg: Suche nach Nutzungen für Bürgerbüro-Räume

Cronenbergs Vize-Bürgermeisterin Regina Orth kündigt derweil an, dass man nun nach Nutzungsmöglichkeiten suchen werde, damit die Bürgerbüro-Räumlichkeiten im Cronenberger Rathaus-Center nicht sechs Tage die Woche leerstehen: „Das ist der nächste Schritt“, so Orth im CW-Gespräch: Musikschule, Angebote der Familienbildungsstätte oder auch die Freigabe von Räumen für Cronenberger Vereine – vieles sei möglich, findet Regina Orth.