13.05.2022, 19.59 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Svitlana T.: „Tief beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft“

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Wilma und Viktor Schiffer (re.) haben Svitlana T. und ihren beiden Kindern aus der Ukraine in ihrem Haus am Sudberg ein sicheres Heim während des Krieges gegeben. | Foto: Matthias Müller

Das Schicksal der ukrainischen Kriegsflüchtlinge, welche unfreiwillig ihre Heimat vor dem russischen Angriffskrieg verlassen müssen, bewegt auch Wilma und Viktor Schiffer. Das Ehepaar hat ein Haus in Sudberg, ihre drei Kinder sind längst ausgezogen. In den vergangenen Wochen sind aber drei Bewohner hinzugekommen: „Uns haben die vielen Meldungen im Fernsehen sehr aufgewühlt“, erklärt Wilma Schiffer. Die beiden spendeten erst einmal Geld, „aber wir hatten den Eindruck, man köne auch mehr tun“, ergänzt Ehemann Viktor. Über die Caritas erfuhren die Sudberger, dass besonders Wohnungen für Flüchtlinge gesucht werden – und da kam das traute Heim ins Spiel.

Abschied vom Ehemann an der polnischen Grenze

Währenddessen war Svitlana T. mit ihrer Tochter Kira (6) und dem fast vier Jahre alten Sohn Roman auf dem Weg Richtung Deutschland. Das kleine Haus in Kiew, in dem sie mit Mann und Mutter wohnte, war zwar nicht zerstört, die Einschläge russischer Bomben rückten aber näher. Daher entschloss sich ihr Mann bereits am 25. Februar, Svitlana und die Kinder in Richtung Westen in Sicherheit zu bringen. Aufgrund der vielen Flüchtenden und der langen Staus brauchten sie für die 600 Kilometer der ersten Zwischenetappe zu einem Onkel ganze 24 Stunden.

Drei Tage blieb die Familie dort, nach unendlichen Stunden weiterer Fahrt erreichte man am 2. März die ersehnte polnische Grenze. Dort musste der Ehemann zurückbleiben, Svitlana T. kam mit den Kindern einige Tage bei einer entfernten Verwandten unter. Eine andere Verwandte ihres Mannes, die schon viele Jahre in Wuppertal lebt, holte die drei schließlich ab und brachte sie nach Deutschland. Mit elf Personen in einem Haus wohnte man zunächst für einige Tage, bis schließlich am 9. März das Ehepaar Schiffer auf das Schicksal von Svitlana, Kira und Roman aufmerksam wurde.

Aktuell im Ewalde-Kita, vielleicht bald in der Schule

Das Trio aus der Ukraine hat sich inzwischen – natürlich den Umständen entsprechend – in Sudberg eingelebt. Es ist eine fröhliche WG entstanden, die sich das Bad und die Küche teilt, Englisch miteinander spricht und viel Zeit miteinander verbringt. Ob Behördengänge, Impftermine oder Einkaufen – viel ist zu erledigen, die Schiffers helfen natürlich dabei. Kira und Roman gehen in den Kindergarten Hl. Ewalde, die Tochter wird bald aber schon eingeschult. Sie vermisst ihren Vater sehr. Auch wenn der Krieg in Sudberg weit weg ist, so hält Svitlana T. natürlich Kontakt zu ihrem Mann, der aktuell in Lemberg (Lwiw) lebt und Luftalarm sowie Bunkernächte erleben muss. Mutter und Kinder sind in Sudberg in Sicherheit – und glücklich über die große Hilfsbereitschaft.

Rührende Hilfe: Sogar blau-gelbe Plätzchen gebacken

Am 11. März hatten Kinder in Sudberg Dinge verkauft, um den Geflüchteten zu helfen. Sie backten sogar Plätzchen mit blau-gelbem Zuckerguss – das hat Svitlana sehr berührt. Ob die vielen kleinen Häuser in Cronenberg, die Aktivitäten bei den NaturFreunden Cronenberg oder auch die Eiersuche an Ostern („So etwas gibt es in der Ukraine nicht“) – „das alles werde ich nie vergessen“, erklärt Svitlana. Dennoch: So schnell wie möglich will die Mutter mit ihren Kindern zurück in ihre Heimat. Zurück zu Mann und Vater, in ein Land ohne Krieg und Bomben.

Das Ehepaar Schiffer freut sich unterdessen jeden Tag über seine Gäste und übernimmt alle anfallenden Kosten: „Sonst hätten wir gespendet“, meint Viktor Schiffer. Und auch Svitlana brennt noch etwas auf der Seele: „Ich bin beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft. Man schafft in einem Tag alles herbei, was gebraucht wird. Auch wenn ich nicht alle Namen kenne, möchte ich doch auf diesem Wege jedem, der geholfen hat, meinen herzlichen Dank sagen.“