17.05.2022, 15.10 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

BUGA: Kaum Kritik, mehr Zuspruch beim Bürgerverein Küllenhahn

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Michael Gehrke von der Stadt Wuppertal erläuterte vor den Mitgliedern des Bürgervereins Küllenhahn die bisherigen BUGA-Pläne. | Foto: Meinhard Koke

Die Tagesordnung der Mitgliederversammlung des Bürgervereins Küllenhahn (die CW berichtete) war relativ schnell abgehakt. Dass es dennoch ein längerer Abend wurde, lag am Thema „danach“: Michael Gehrke von der Stabsstelle Freiraumentwicklung und Stadtökologie der Stadt stellte die Wuppertaler Bewerbung für die Bundesgartenschau (BUGA) 2031 vor. Der Ortsteil ist von den BUGA-Plänen indirekt betroffen: Abseits des „Kernareals Tesche“ in Vohwinkel betreffen nämlich die beiden weiteren Hauptschauplätze die Küllenhahn-Nachbarschaft, genauer: die Königshöhe.

So soll im Rahmen des „Kernareals Grüner Zoo“ eine Seilbahn auf die Königshöhe gebaut werden. Von hier aus gelangt man zum dritten „Kernareal Wupperpforte“. Spektakulärer Mittelpunkt im Schatten des Von-der-Heydt-Turms ist eine 700 Meter lange Hängebrücke. Diese soll nicht nur eine direkte Verbindung zum Waldpark Kaiserhöhe schaffen. Der Brückenschlag könnte auch ein spektakulärer Lückenschluss sein: und zwar für einen Rund-um-Wuppertal-Radweg. Denn gepaart mit einem Südhöhen-Radweg sind als „BUGA plus“-Ideen über die Hängebrücke auch Anschlüsse an Sambatrasse beziehungsweise Nordbahntrasse geplant sowie die Fortführung der Sambatrasse in die Steinbeck – „das sind auch Themen, um die wir uns kümmern“, unterstrich Planer Michael Gehrke.

Kontra BUGA: „Das gibt kein Durchkommen mehr für uns Anwohner“

Der Bürgerverein hatte den BUGA-Vortrag zuvor nicht angekündigt, um keinen „Auflauf“ von BUGA-Gegnern zu provozieren, und tatsächlich: Es wurde nur wenig Ablehnung im Gemeindehaus Küllenhahn laut. So gab ein Zuhörer seiner Befürchtung kund, dann nicht mehr an der Königshöhe mit dem Hund Gassi gehen zu können. Ein anderer kritisierte, dass für Brücken-Fundamente und Seilbahn „sicher nicht nur ein paar Bäume“ fallen müssten. Auch würden der idyllische Wald sowie die Anwohner an der Königshöhe und am Küllenhahn durch die Baumaßnahmen sowie die Besucherströme belastet: „Das gibt kein Durchkommen mehr für uns Anwohner“ – überall würden Autos stehen.

Pro BUGA: „Ich hoffe, dass ich das noch erlebe…“

Ansonsten war unter den Bürgervereins-Mitgliedern aber nur Zustimmung zu vernehmen. „Toll, ich hoffe das noch zu erleben“, bekannte eine Zuhörerin allerdings ebenfalls Sorge bezüglich des Verkehrskonzeptes. Mit diesen Zweifeln stand die Küllenhahnerin nicht allein und auch Michael Gehrke räumte ein, dass mit der BUGA Belastungen verbunden sein würden und die Lenkung der Besucher eine Herausforderung sei. Klar sei: Mit der Anbindung der Kernareale Tesche und Zoo an den ÖPNV würden Schwebebahn, S-Bahn sowie Shuttlebusse das Rückgrat bilden. Am Zoo-Stadion, so berichtete Gehrke, seien ein Reisebus-Parkplatz möglich sowie ein Parkhaus denkbar, das nach der BUGA weiter für Entlastung im Zoo-Viertel sorgen könnte. Auch sei am Wochenende die Nutzung von Parkplätzen von Discountern, Firmen oder auch der Uni angedacht.

Anregung: Plädoyer für Burgholz-Express auch als BUGA-Express

„Es wird Konzepte geben“, kündigte der BUGA-Experte an. Aktuell sei man ja noch ganz am Anfang, für den Fall, dass der Bürgerentscheid scheitert und die BUGA kommt, werde man in die konkreten Untersuchungen und Planungen einsteigen: „Ziel ist, dass möglichst viele Besucher per ÖPNV kommen.“ Ein Zuhörer, der sich als Mitglied des Fahrgastverbandes Pro Bahn vorstellte, hatte einen ÖPNV-Vorschlag parat: Die seit Jahren geforderte Busverbindung „Burgholz-Express“ von Ronsdorf über Küllenhahn nach Vohwinkel – „wir werden dazu nerven“, kündigte der Küllenhahner an. Bürgervereinsvorsitzender Michael Ludwig mahnte zwar, dass der Autoverkehr auf Zeppelinallee und Schwarzer Weg minimiert werden müsse. Trotz zu erwartender Fällungen, Baustellenverkehr oder auch Besucherandrang outete sich der Bürgervereinschef aber pro BUGA: „Wir wissen, was wir haben, aber wir müssen auch was machen“, äußerte sich Ludwig überzeugt, dass die Gartenschau die Südhöhe und ganz Wuppertal noch vorne bringen werde.

Flammender Appell von Ex-Oberbürgermeister Peter Jung

In ein ähnliches Horn stieß Ex-Bürgervereinsvorsitzender Peter Jung. Er hatte die Prüfung einer Wuppertaler BUGA-Bewerbung als damaliger Oberbürgermeister im Jahr 2014 auf den Weg gebracht, nun hielt er einen flammenden Appell: „Eine Stadt wie Wuppertal braucht so etwas – die Bundesgartenschau ist ein ganz wichtiges Projekt für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt“, warb Jung um ein „Nein“ beim Bürgerentscheid – denn das wäre ein „Ja“ zur Bundesgartenschau! Planer Michael Gehrke räumte ein, dass es für sieben BUGA-Monate zu Einschränkungen kommen werde. Das sei die Schau aber wert: „Wir haben die Möglichkeit, uns schön zu machen“, bezeichnete Gehrke die BUGA als „Aufbruch und Antreiber für die Gesamtstadt“: „Der Ausstrahlungseffekt wird dafür sorgen, dass Wuppertal ganz anders wahrgenommen wird.“ Der Chef der BUGA-Gesellschaft in Bonn habe sich „hellauf begeistert“ von der Stadt und den Plänen gezeigt: „Er hat gesagt, wir sollen das unbedingt machen.“

Wupperpforte /Hängebrücke

An der Seilbahn-Mittelstation soll ein Berg-Eingang zum Zoo entstehen, sodass Besucher von hier aus den Tierpark bergab erkunden könnten. Von der Seilbahn-Endstation auf der Königshöhe geht’s zum „Kernareal Wupperpforte“. Im Zuge dessen sind nicht nur die Entwicklung des historischen Waldparks Königshöhe/Kiesberg zum Beispiel mit klimagerechten Anpflanzungen oder auch eine temporäre Waldbühne geplant, sondern auch die Hängebrücke. Diese soll mindestens 1,80 Meter, möglichst sogar zwei Meter breit werden – (schiebender) Begegnungsverkehr von Spaziergängern und Radfahrern wäre also möglich. Bis zu 2.000 Personen zeitgleich könnten auf der Brücke sein, das Bayer-Werksgelände würde nicht tangiert und auch nur zwei Privathäuser wären betroffen: „Diese Brücke ist machbar“, verweist Experte Michael Gehrke auf einen grandiosen Ausblick von dem BUGA-Brückenschlag und auf dessen Magnetwirkung. Die Geierlay-Hängebrücke, so Gehrke, liege „im Nirgendwo“ im Hunsrück und ziehe dennoch jährlich 300.000 Besucher an: „Das wird für Wuppertal ein Highlight wie die Schwebebahn.“

Infos für und gegen die BUGA 2031 sowie zum Bürgerentscheid

Mehr Infos zum  Verein der „Freunde und Förderer der Bundesgartenschau Wuppertal 2031“ gibt es hier, die Initiative der BUGA-Gegner ist derweil hier erreichbar. Informationen der Stadt zur Wuppertaler BUGA-Bewerbung sind indes hier aufrufbar. Der Bürgerentscheid zur Wuppertaler BUGA-Bewerbung geht bis zum 29. Mai 2022 – bis 16 Uhr muss der Abstimmungszettel bei der Stadtverwaltung eingegangen sein. Die Fragestellung ist leicht verwirrend: Wer gegen die BUGA ist, muss „Ja“ ankreuzen, wer für die BUGA stimmen möchte, kreuzt „Nein“ an! Wer seine Unterlagen zur Abstimmung noch nicht erhalten hat, kann sich bei der Stadt unter Telefon (02 02) 563-90 09 oder per Mail an wahlen @ stadt.wuppertal.de melden.

Die bisherigen CW-Berichte zum Thema BUGA 2031 in Wuppertal sind hier abrufbar.