24.05.2022, 15.47 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Wahl-Nachlese: CDU und Grüne gewinnen – SPD holt die Mandate

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Josef Neumann unterlag zwar im Stadtbezirk Cronenberg, gewann aber den gesamten Wahlkreis Wuppertal III - Solingen II und zieht damit zum dritten Mal für die SPD in den Düsseldorfer Landtag ein. | Foto: Meinhard Koke

Die NRW-Wahl hatte landesweit zwei Sieger: CDU und Grüne. Ob SPD, FDP, AfD oder die Linke – alle Parteien außer Schwarz und Grün mussten am 15. Mai 2022 Einbußen im Land hinnehmen. Die SPD erreichte dabei ihr historisch schlechtestes Ergebnis im Land, die Grünen fuhren ihr Best-Resultat in der NRW-Geschichte ein. Während die Christdemokraten bei einem Zugewinn von 2,8 Prozent mit 35,7% stärkste Kraft wurden, katapultierten sich die Grünen mit einem Plus von 11,8% auf landesweit 18,2% der Zweitstimmen – das ist fast eine Verdreifachung.

Ähnlich und doch etwas anders ging die Wahl in Wuppertal aus: Auch hier ging die CDU mit 30 Prozent (+3,2%) bei den Zweitstimmen vor der SPD mit 28,3% (-3,9%) ins Ziel. Bei den Erststimmen indes gewann die SPD trotz Verlusten (-3,5%) mit 32,7% vor der CDU, die auf 29,5% (-0,5%) kam. Entsprechend verteidigte die SPD alle drei Wahlkreise: In Wuppertal I zog Andreas Bialas (SPD) erneut in den Landtag ein, im Wahlkreis Wuppertal II tritt Dilek Engin (SPD) in die Fußstapfen von Dietmar Bell (SPD) und im (Cronenberger) Wahlkreis Wuppertal III – Solingen II schaffte Josef Neumann zum dritten Mal den Sprung an den Rhein (die CW berichtete).

Josef Neumann: Wahl-Sonntag war eine Zitterpartie

Der Wahl-Sonntag war für Neumann indes eine Zitterpartie: Zwar lag er in den Erstmeldungen durchweg vorne, zum Schluss pirschte sich CDU-Herausforderin Anja Vesper-Pottkamp allerdings immer näher heran – letztlich nur knapp mit einem Vorsprung von 0,8% verteidigte SPD-Platzhirsch Neumann (31,8%) seinen Landtagssitz vor Vesper-Pottkamp (31%). Bei den Zweitstimmen indes ging die Wahl umgekehrt aus: Wie im Land gewann die CDU mit 31,6% auch im Wahlkreis vor der SPD (27,9%). Ebenso wie im Land erzielten die Grünen auch im Wahlkreis ein Top-Ergebnis: Bei den Erststimmen holte Eva Miriam Fuchs 19,2%, bei den Zweitstimmen kamen die Grünen auf 19,3% – jeweils also Ergebnisse über dem NRW-Resultat der Grünen, aber etwas schwächer als ihr Wuppertal-Abschneiden (19,8%).

Auch in Wuppertal: FDP-Ergebnisse „desaströs“

Der von FDP-Chef Christian Lindner proklamierte „traurige Abend“ galt auch für die Wuppertaler Liberalen: Bei den Erststimmen hielt sich das Minus (-2,9%) noch in Grenzen, bei den Zweitstimmen aber büßte die FDP satte 6,8% ein und halbierte sich auf 5,9%. Mit einem ebenfalls starken Zweitstimmen-Minus (-3,8%) halbierte sich die Linke in Wuppertal auf 3,1%, die AfD verlor 2,5% und kam in der Stadt noch auf 6,0% der Wuppertaler Zweitstimmen. Etwas anders als in Wuppertal und im Dörper Wahlkreis Wuppertal III -Solingen II fiel das Ergebnis im Stadtbezirk Cronenberg aus. Nicht nur bei den Zweitstimmen (34,7%), auch bei den Erststimmen (34,2%) im „Dorf“ legte die CDU zu. Allerdings: Während die Christdemokraten im Landestrend bei den Zweitstimmen zulegten (+3,8%), büßte Kandidatin Anja Vesper-Pottkamp 1,3% gegenüber der Wahl 2017 ein. Die SPD musste bei den Zweitstimmen (-3,9%), stärker sogar noch Josef Neumann bei den Erststimmen (-4,7%) Verluste hinnehmen. Dennoch fuhr der wiedergewählte Landtagsabgeordnete in Cronenberg mit 29,1% ein Ergebnis ein, das über dem Zweitstimmen-Resultat der SPD ausfiel (26,2%).

Auch in Cronenberg: Grünen-Ergebnis fulminant

Während Wahlsieger Josef Neumann mit einem blauen Auge lächeln konnte, hatte Eva Miriam Fuchs Grund zum Strahlen: Mit 20,1% katapultierte die Hahnerbergerin das Grünen-Ergebnis (2017: 8,0%) nicht nur um satte 12,1% in die Höhe. Fuchs fuhr in Cronenberg auch das drittbeste Grünen-Ergebnis in den zehn Wuppertaler Stadtbezirken ein. Zudem zog die Bezirksvertreterin besser als ihre Landespartei – das Zweitstimmen-Resultat der Grünen fiel mit 19,3% schwächer aus. Wie im Land und in Wuppertal „desaströs“ schnitt die FDP auch in Cronenberg ab: Bei den Erststimmen hielt Jessica Bremes mit 6,2% das Minus (-4,3%) noch halbwegs in Grenzen, bei den Zweitstimmen indes gab es für die Liberalen mit einem Minus von 7,8% auf 6,7% mehr als eine Halbierung in Cronenberg. Kaum Grund zum Lachen hatten auch Linke und AfD: Letztere verlor 2,1% Prozent und kam mit einem Zweitstimmen-Ergebnis von 5,5% auf Platz 4, die Linke sackte mit einem Minus von 3,3% auf 1,9% und damit fast in die Bedeutungslosigkeit.

Im Cronenberger Wahlkreis Wuppertal III – Solingen II fiel das Endergebnis der NRW-Wahl etwas anders als im Land aus: Zwar holte auch hier die CDU die meisten Stimmen, allerdings konnte SPD-Amtsinhaber Josef Neumann seinen Sitz im Landtag knapp behaupten. | Foto: Meinhard Koke

Wuppertal: Weiter fünf Abgeordnete im Landtag

Unterm Strich wird Wuppertal im Landtag weiter mit fünf Abgeordneten im Landtag vertreten sein: Zwar konnte sich der Cronenberger Ratsherr Rainer Spiecker, der im vergangenen Jahr für Armin Laschet nachgerückt war, nicht gegen Andreas Bialas durchsetzen, sodass er nicht wieder im Landtag vertreten sein wird. Neben den drei direkt gewählten SPD-Kandidaten Andreas Bialas, Dilek Engin und Josef Neumann zog zudem der Wuppertaler AfD-Kandidat Hartmut Beucker über die Landesliste seiner Partei ins NRW-Parlament ein. Ebenfalls über die Liste schaffte der Wuppertaler FDP-Politiker Marcel Hafke erneut den Wiedereinzug.

Desaströse Wahlbeteiligung – Cronenberg „spitze“

Ein weiterer Verlierer war die Landtagswahl an sich: Während in ganz NRW mit einer Beteiligung von 55,5% der Berechtigten die historisch niedrigste Teilnahme seit der ersten Wahl 1950 registriert wurde, gingen in Wuppertal sogar nur 50,3% an die Urnen – gegenüber der Wahl 2017 (62%) also ein Minus von 11,7%. Mit 52,8% nur leicht besser fiel die Beteiligung im Wahlkreis Wuppertal III – Solingen II aus, Cronenberg indes zeigte sich dabei einmal mehr wahlfreudig. Zwar sackte die Beteiligung auch im Dorf gegenüber 2017 (71,7%) um kräftige 10,9% ab. Mit 60,8% aber gaben in Cronenberg wieder deutlich mehr Wähler als im NRW-Schnitt ihre Stimmen ab. Und auch mehr als irgendwo sonst in Wuppertal: Die Cronenberger liefen diesmal sogar dem üblichen Wahl-Primus Uellendahl-Katernberg (60,7%) denkbar knapp den Rang ab. Die niedrigste Wahlbeteiligung aller Stadtbezirke verbuchte übrigens Oberbarmen mit 40,2%.