30.05.2022, 19.31 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Mister SSV Germania 1900“: Glückwunsch, Friedhelm Bursian!

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Rund 40 Jahre im Verein und seit 16 Jahren der Geschäftsführer des SSV Germania 1900: Friedhelm Bursian wurde jüngst 75 Jahre alt. | Foto: Meinhard Koke

„Beamter im Ruhestand“, so lautet die Definition von Pensionär. Friedhelm Bursian ist einer, er ist aber alles andere als ein Ruheständler, als Geschäftsführer des SSV Germania 1900 erledigt er vielmehr die Tagesgeschäfte eines der größten Breitensportvereine Wuppertals. Täglich zweimal ist Bursian auf der Bezirkssportanlage Freudenberg präsent, zudem hält Ehefrau Ilona im heimischen Büro am Friedenshain stets eine längere Rückruf-Liste für ihn bereit, er schaut bei Vereinsangeboten in verschiedenen Hallen vorbei und führt die „Walking Football“-Truppe der Germanen an – und, und, und…

Das hatten die Germanen-Legenden Hilmar Krüger und Gerd Leimbach ihm etwas anders geschildert: Als sie Bursian 2006 den Vereinsjob antrugen, war von etwa einer Stunde täglich die Rede. Dass der Pensionär als Germania-Geschäftsführer nun einen „Full-Time-Job“ hat, ist ein ziemlicher Unterschied, hängt aber vielleicht auch etwas mit Friedhelm Bursian selbst zusammen: Der Südstädter kann nicht anders, wenn er was macht, dann aber richtig, und zwar mit Engagement und Volldampf: „Ich bin kein Sofasitzer“, unterstreicht Bursian: „Wenn ich mal sterbe, dann bestimmt nicht auf der Couch.“

Zum Geburtstag: „Wir sind dann mal weg…“

Am vorletzten Freitag, 20. Mai 2022, war dem „Antreiber“ ganz besonders zu wünschen, dass er noch lange, lange gesund und so voller Tatendrang bleiben möge: Friedhelm Bursian feierte da seinen 75. Geburtstag – kaum zu glauben, wenn man ihn trifft! Aber der Jubilar tut ja auch was dafür: Täglich sitzt er auf dem Fahrrad und schwimmt im Neuenhof Bahnen, dazwischen geht’s zum Freudenberg oder ins Büro daheim – von nichts kommt eben nichts. Zu dem besonderen Jubeltag macht es sich „Mister Germania“ aber ganz ruhig: Nein, er blieb nicht auf dem Sofa, sondern machte sich „weg“ („Wohin, sag‘ ich nicht“). Schließlich hatte Ehefrau Ilona am Samstag drauf Geburtstag – gemeinsam und ohne große Fete wollte das Ehepaar Bursian zu zweit doppelt feiern – seine Germanen haben ihm die kurze Auszeit sicher gegönnt.

A-Trainer-Lizenz: Calmund und Assauer saßen in seinem Büro

Zumal Bursian nicht nur in den seit inzwischen 16 Jahren als Geschäftsführer Vollgas gibt. Auch die Bursian-Vita zuvor ist ziemlich „lebendig“: Der frühere Fußballer des TSV Ronsdorf erwarb nach seiner aktiven Zeit als Spieler unter anderem die A-Lizenz als Fußballlehrer – in seiner Zeit als Berufssoldat wurde Friedhelm Bursian zur Sportfördergruppe nach Köln versetzt, wo er von der deutschen Meisterin über Nationalspieler und Olympiasieger reihenweise Top-Sportler verschiedenster Sportarten unter seinen „Fittichen“ hatte. Und zum Beispiel auch die Manager-Legenden Rainer Calmund oder Rudi Assauer in seinem Büro Platz nahmen: „Das war eine geile Zeit“, blickt Bursian zurück: „Das hätte ich bis 100 machen können.“ Er hängte zwar vier Jahre dran, „leider aber“ musste der Oberstabsfeldwebel mit 52 Jahren aus dem Dienst ausscheiden.

Für die Eltern die Trainer-Karriere beendet

Auch als Trainer war Bursian ordentlich im Bergischen rumgekommen: Mit Stationen wie TSV Ronsdorf, WSV, FC Wülfrath, Bayer Wuppertal oder auch Union Solingen bietet seine Trainer-Vita viele Adressen, die im hiesigen Fußball-Land einen guten Klang haben. 1997 stand Bursian auch beim Cronenberger SC (CSC) an der Linie, 1998 war an der Hauptstraße aber schon wieder Schluss. Bursian ging aber nicht in den Ruhestand. Um seine Eltern pflegen zu können, war vielmehr Schluss mit Fußballtrainer: Bis zu ihrem Tode begleitete er seine Eltern zwei Jahre lang – „darauf bin ich am meisten stolz“, blickt er zurück. Diese Feststellung spricht Bände zum Menschen Friedhelm Bursian: Hinter der Fassade des vermeintlich robusten Machers, dessen „Bundeswehr-Ton“ manchen, der ihn nicht kennt, gelinde ausgedrückt „irritieren“ kann, steckt ein großes Herz gepaart mit viel Treue, Pflichtgefühl und Leidenschaft.

„Ich rede frei heraus, aber auf mich kann man sich 100%ig verlassen – alles, was ich verspreche, wird gehalten“, unterstreicht der Germanen-Geschäftsführer: „Dafür stehe ich – und dafür steht auch der SSV Germania 1900.“ Ausdruck dessen ist, dass sich die Bezirkssportanlage Freudenberg in einem Topzustand befindet – bis auf die Laufbahn, die zur Empörung von „Mister Germania“ mal wieder „leckt“…! 2014 hatte die Stadt den Blau-Weißen die Schlüsselgewalt für die Anlage übertragen: „Wenn das ein Verein leisten kann, dann ist es der SSV Germania“, dieser Satz des damaligen Oberbürgermeisters Peter Jung klingt Friedhelm Bursian noch immer wohl in den Ohren – ein Ritterschlag!

Angela Merkel „schuldet“ noch den Mitgliedsantrag

Apropos: Unvergesslich in 16 Jahren Germania-Geschäftsführung ist auch geblieben, dass Angela Merkel im Jahre 2013 das „Bursian-Wohnzimmer“ als Landeplatz nutzte. Vor einem Wahlkampf-Auftritt in der Stadthalle landete ihr Hubschrauber auf dem Freudenberg-Rasen (die CW berichtete): „Das war schon was, das hat man nicht alle Tage“, blickt Friedhelm Bursian auch gerne auf diesen Freitagabend im September zurück, weil sich die damalige Bundeskanzlerin bereitwillig Zeit für ein paar Worte und Fotos mit den Zaungästen nahm. Vergessen hat Friedhelm Bursian aber auch nicht, dass Merkel die Eintrittserklärung für den SSV Germania 1900, welche er ihr in die Hand drückte, bis heute nicht ordnungsgemäß ausgefüllt zurückgeschickt hat – zumal sie ja jetzt als Ex-Kanzlerin mehr Zeit hat – oder auch nicht…

Nach dem Germanen-Jubiläum soll aber Schluss sein

Bis 2025 kann Angela Merkel ihr Versäumnis noch wettmachen: Bis zum 125-jährigen Jubiläum des SSV Germania 1900 möchte Friedhelm Bursian noch weitermachen – bis dahin kann die „ewige“ Ex-Kanzlerin den „Mister Germania“ noch in seinem „Wohnzimmer“ Freudenberg erreichen…