07.06.2022, 13.52 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Gemeinde Hl. Ewalde: Zwei Anzeigen nach dem Abend-Gottesdienst

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Die Regenbogenfahne weht seit März 2021 vor der Pfarrkirche Hl. Ewalde in Cronenberg. Nach zwei Anschlägen zuvor wurde das Symbol für Zoleranz und Vielfalt an der Hauptstraße nun entwendet. | Foto: Archiv

Ein außergewöhnliches Nachspiel hatte der Vorabend-Gottesdienst, der am Mittwoch vor dem Himmelfahrt-Feiertag, 25. Mai 2022, in der katholischen Pfarrkirche Hl. Ewalde stattfand: eine Anzeige wegen Störung der Religionsausübung und eine weitere wegen Diebstahls. Das war geschehen: Wie der Vorsitzende des Kirchenvorstandes der katholischen Gemeinde berichtet, betrat ein Unbekannter während des Gottesdienstes (Beginn: 19 Uhr) die Kirche an der Hauptstraße. Zunächst setzte sich der Mann ohne die vorgeschriebene Corona-Maske auf eine hintere Bank, um dann weiter vorne Platz zu nehmen.

Hier sprach er einen Besucher auf eine Bibel an. Als dieser ihn an die Küsterin weiter vorne verwies, ging der Unbekannte zu ihr und ließ sich von ihr ein Exemplar holen. Im Anschluss blätterte der Störenfried die Bibel durch, kurz vor Gottesdienst-Ende ging er dann zu dem leitenden Pater Paul in den Altarraum.
Wie der Kirchenvorstand weiter berichtet, redete der Mann zunehmend erregt auf den Pater ein und trat dabei immer näher an den Geistlichen heran. Der Pater versuchte, den Mann zu beruhigen – dieser verließ dann plötzlich die Kirche.

Nicht der erste Flaggen-Vorfall in Hl. Ewalde

Nach Abschluss des Gottesdienst gegen 19.45 Uhr war nicht nur nichts mehr von dem Unbekannten zu sehen. Die Besucher der Messfeier stellten auch fest, dass die Regenbogenflagge vor Hl. Ewalde verschwunden war. Dass ein Zusammenhang zwischen Gottesdienst-Störung und Fahnen-Diebstahl besteht, liegt nahe: Schließlich hatte der Mann den Pater zuvor aufgefordert, die Regenbogenflagge (die CW berichtete) abzuhängen – diese würde gegen die Bibel verstoßen. Er habe sich bedroht gefühlt, berichtete der Pater weiter. Der Flaggen-Vorfall ist übrigens keineswegs der erste in der Dörper Gemeinde: Nachdem die Regenbogenflagge im März 2021 gehisst worden war, wurde sie bereits letztes Jahr einmal gestohlen. Vor wenigen Wochen erst, Ende März, war sie angezündet worden. Die Gemeinde will nun eine neue Regenbogenfahne anschaffen – man lasse sich nicht unterkriegen, so heißt es von der Hauptstraße.

Die Regenbogenfahne gilt weltweit ebenso als Symbol für Aufbruch, Veränderung und Frieden wie als Zeichen für Toleranz und Vielfalt, sprich der Akzeptanz unterschiedlicher Lebensformen. Aus Protest gegen das Verbot des Vatikans, homosexuelle Paare zu segnen, hissten Kirchengemeinden in ganz Deutschland die Regenbogenfahne, um damit zu demonstrieren: „Liebe ist keine Sünde – wir sind bunter als der Vatikan.“

Beschreibung & Hinweise

Der Beschreibung nach soll der Gottesdienst-Störer etwa 50 Jahre alt und circa 1,80 Meter groß und schlank sein. Der Mann hat schütteres, kurzes und blondes Haar und war unpassend leger für einen Gottesdienst mit Shorts und ein T-Shirt bekleidet. Er soll fließend Deutsch gesprochen haben und „bibelfest“ sein. Hinweise zu dem Unbekannten nimmt die Polizei unter Telefon (02 02) 247 13 90 (Cronenberg) oder (02 02) 284-0 (Präsidium) entgegen.