14.06.2022, 11.51 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Satire-Heimatpflege: „Talfahrt“-Rückblick spät, aber nicht zu spät!

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Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag und Ulrich Rasch strapazierten wieder herrlich die Lachmuskeln im Knipex-Forum. | Foto: Matthias Müller

Auch Corona konnte die Herren Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag und Ulrich Rasch nicht stoppen: War ihr satirischer Jahresrückblick 2020 pandemiebedingt ausschließlich digital zu erleben, so ging es diesmal zwar wieder „live“ auf „Talfahrt“. Corona machte den Cronenberg-Gastspielen aber im Januar einen Strich durch die Rechnung – so gab es erst vor wenigen Wochen im Knipex-Forum den „spätesten Jahresrückblick ever“. „Endlich wieder auf der Bühne“, freuten sich die drei „Heimatpfleger“. Wieder ausgerüstet mit einem großen Bildschirm, auf dem sie ihren „Opfern“ deren „Sünden“ in Form von Zeitungs-Artikeln, Fotomontagen und Kurzeinspielern „um die Ohren hauten“, hatten die drei Herren kräftig „eingepackt“, was sie in rund zwei „Talfahrt“-Stunden satirisch auspackten. „Besser als das Jahr selber!“ sollte der Rückblick werden – und sie hielten Wort…

OB Schneidewind klaschte tapfer Beifall

Auch wenn Oberbürgermeister Uwe Schneidewind mit Mund-Nasen-Schutz „maskiert“ – und vielleicht daher gefühlt inkognito – im Publikum saß, wurde er sofort geoutet: „Es ist der Uwe, er schneidet den Wind!“ An das Publikum appellierten Scheugenpflug und Neutag: „Sie dürfen trotzdem lachen, obwohl er da ist!“ Natürlich wurde „Onkel Uwe“ nicht geschont. In einem „Liebeslied“ spottete das „Talfahrt“-Trio: „Der Neustart verpufft – er macht nicht viel falsch, aber auch nichts richtig.“ Schneidewind hatte laut eines Zeitungsartikels gesagt, das Amt des Oberbürgermeisters sei „nicht so wichtig“ – eine Steilvorlage für Jürgen H. Scheu­genpflug: „Das wissen wir auch. Sonst hätten wir einen genommen, der es kann!“ Zum Hit der „Ärzte“ dichtete das Trio: „Wahlen sind Scheiße! Wir wollten mal was Neues und wählten Uwe Schneidewind.“

Zu einer Briefmarke mit OB-Konterfei fiel den Herren nur „Leck mich!“ ein – die Zuschauer im vollen Knipex-Forum kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus, während der OB tapfer Beifall klatschte. Johannes „Heesters“ Slawig war zwar nicht anwesend, musste dennoch viel einstecken: „Er klebt am Amt und verdient dafür 60.000 Treuepunkte“, unkten Neutag & Co. – dafür bekäme man sogar einen Hauptschulabschluss, wurde gelästert: Der Greis sei heiß – und Slawig mache den „Li-La-Launebär“. Überdies bekam der (nun doch ausscheidende) Stadtdirektor ein „vergiftetes Liebeslied“. Ebenfalls aufs Korn genommen wurde die Datenschutz-Affäre um Matthias Nocke: „So dumm kann einer nicht sein“, wurde Nocke als doppeltes Lottchen gezeigt. Dass Jürgen Hardt nur mittels Überhangmandat wieder in den Bundestag einzog („Ist da jemand, der den Hardt versteht? Ist da jemand, der ihn wirklich braucht? Ist da jemand, der da an ihn glaubt?“) war ebenso gefundenes „Fressen“ für die „Talfahrer“…

„Asi-Runde“ durchs Tal: „Oberbarmen ist mausgrau“

Auf einer satirischen „Asi-Runde“ durchs Tal wurde unter anderem am Döppersberg Halt gemacht: „Wenn ich die Mauer wäre und von Herrn Meyer beobachtet würde, würde ich sofort aufhören zu bröckeln“, hieß es in Richtung des zuständigen Baudezernenten Frank Meyer. Aber auch der Osten der Stadt bekam traditionell sein Fett weg: „Oberbarmen ist mausgrau“, die Schwarzbach sei im neuen Sprachgebrauch wohl ein „maximalpigmentierter Bachlauf“. Fazit: „Besuchen Sie mal Barmen, so lange es noch steht!“ „Schwamm drüber“, lautete aber das „Talfahrt“-Resümee – schließlich ist Wuppertal ja Schwammstadt…

Auch Cronenberg musste bei dem spätesten Jahresrückblick „ever“ einiges über sich ergehen lassen: Ob Gartenhallenbad-Sanierung („Wie planen die da eigentlich? – Unter Alkoholeinfluss!“) oder der neue „Platz für alle“ am Fuße der Reformierten Kirche („Der ist sogar für Sudberger“) – wie sich das kongeniale Trio um Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag und Ulrich Rasch auch in diesem Jahr durch sein buntes Programm kalauerte, sang und witzelte, war auch aus Dörper Sicht wieder einzigartig. Die „Talfahrt 2021“ bewies trotz der „Verspätung“ im nunmehr 14. Jahr: Mit diesen drei „Heimatpflegern“ wird Wuppertal wohl nie langweilig werden…