15.06.2022, 15.52 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Musik auf dem CronenBerg“: „Birdhoven“ war ein Geniestreich

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Begeisterten mit ihrem „Birdhoven“-Mix aus Klassik und Jazz beim Restart-Konzert im Zentrum Emmaus: „Musik auf dem CronenBerg“-Initiator Werner Dickel (3.v.r.) sowie Wolfgang Schmidtke (hi. mi.) sowie seine weiteren musikalischen Gäste des außergewöhnlichen Mai-Konzertes. | Foto: Matthias Müller

Spektakulär und tongewaltig meldete sich die Konzertreihe „Musik auf dem Cronenberg“ Mitte Mai 2022 im Zentrum Emmaus zurück. Selbst Mitinitiator Werner Dickel konnte nicht genau sagen, ob das letzte Konzert bereits 2018 verklungen war. Dafür ging das erste nach der Corona-Zwangspause wohl in die Annalen der Musikreihe ein! „Ludwig van Beethoven meets Charlie Parker“, lautete das Motto. Der Titel „Birdhoven“ gab ein Rätsel auf, das aber schnell gelöst werden konnte – nur Jazz-Enthusiasten hätten es wohl gewusst: Der Spitzname Parkers war „Bird“. Der Bühnenaufbau verriet es schon: Hier wird Musik geboten, die es an dieser Stelle noch nie gab.

Wolfgang Schmidtke (Saxofon), Ryan Carnaux (Trompete), Sebastian Sternal (Flügel), Bernd Oezsevim (Schlagzeug) und Haro Heller (Kontrabass) waren die Akteure des Abends, für die Klassik trat Werner Dickel mit Viola auf. Hinzu kamen Niklas Liepe (Violine) und Mufei Feng (Violoncello). Über 80 Zuhörer erfuhren von „CronenBerg“-Mitbegründer Werner Dickel, dass die Musik dieses Ensembles schon in Wien aufgeführt wurde, in dem zwei unangepasste Genies (Parker und Beethoven) gemeinsam zu Gehör kamen. „Ich mag es, verschiedene Genres zu verbinden, und den spielerischen Umgang mit Musik“, begründete Wolfgang Schmidtke sein Werk. Er ist Jazzmusiker, Komponist und Spezialist für Charlie Parker.

Was dann folgte, hätte möglicherweise keiner so erwartet: Zu Beginn war die Klassik wohl nur das „Salz in der „Suppe“, doch das Klassiktrio verschaffte sich mehr und mehr Gehör. Man merkte: Jazz und Klassik – das geht zusammen! Die Kombination passte virtuos, jeder der acht Musiker war auch ein Solist. Klassisch, jazzig und manchmal sogar atonal gaben sich die Musiker gegenseitig ihren Freiraum, um ebenso als Einzelinterpreten ihr Können zu zeigen. Ryan Carnaux klang mit seiner Trompete zuweilen wie Till Brönner und Wolfgang Schmidtke am Saxofon wie Jazz-Legende Klaus Doldinger.

Klassik & Jazz – das kann sogar harmonisch sein!

Doch auch die „Klassiker“, die es in ihrer Lautstärke ab und zu etwas schwer hatten, zeigten Perfektion. Dennoch waren die Rollen gut verteilt, wenn sich Viola, Violine und Violoncello eindrucksvoll zurückmeldeten. In die lieblichen Töne der Streicher platzten dann plötzlich Jazzklänge. Doch es war harmonisch. Erstaunlich, wie ein Beethoven-Motiv angespielt wurde und Jazzgenie Parker es auf seine Art übernahm und weiterführte. Es war kein Wettstreit zwischen E- und U-Musik, sondern ein Zusammenspiel, das kurzweilig war, neue musikalische Einblicke gab und dazu spannende Akzente setzte. Einem heute lebenden Beethoven hätte diese Kombination wohl auch gefallen.

Das erste „CronenBerg“-Konzert nach dem Pandemie-Restart war ein außergewöhnliches Konzert. Hier swingten ebenso die Zuhörer 90 Minuten lang mit und genossen einen unterhaltsamen wie genussreichen Abend. Toll, was Musik gepaart mit Mut so alles möglich machen kann! Mehr Infos zu der Konzert-Reihe online unter musikaufdemcronenberg.jimdofree.com.