15.07.2022, 14.06 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Dt.-französischer Kindergarten: Pionier der Elysée-Kitas in NRW

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Thomas Weckelmann, Abteilungsleiter im NRW-Familienministerium (.v.r.), und Theresa Strümpfel von der NRW-Staatskanzlei (li.) überreichten die Plakette, welche den Deutsch-Französischen Kindergarten Wuppertal an der Jägerhofstraße neuerdings als Elysée-Kita ausweist. | Foto: Meinhard Koke

Selbst im (Frankreich-)fernen Mecklenburg oder Sachsen-Anhalt gab es bereits zertifizierte „Elysée-Kitas“, Nordrhein-Westfalen war bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte der zertifizierten Kindergärten mit einem bilingualen Angebot auf Deutsch und Französisch. Nun ist das anders: Neben zwei Kindertagesstätten in Bonn und Düsseldorf wurde kürzlich auch der Deutsch-Französische Kindergarten Wuppertal ausgezeichnet – drei „Elysée-Kitas“ gibt’s damit nun in NRW.

Thomas Weckelmann, der Abteilungsleiter im NRW-Familienministerium, kam dabei nicht ohne Grund gemeinsam mit Theresa Strümpfel aus der NRW-Staatskanzlei an die Jägerhofstraße, um die entsprechende Plakette für die Kita-Fassade zu überreichen: Das Amt mit dem sperrigen Namen „Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit“, welches unter den 16 Bundesländern rolliert, hat aktuell NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst inne – Anlass genug also, die Landkarte der „Elysée-Kitas“ durch Einrichtungen in NRW zu bereichern.

Zumal der Deutsch-Französische Kindergarten in der oberen Südstadt ja seit über 25 Jahren alle Voraussetzungen dafür bietet: Nach dem Umzug in einen schmucken Neubau an der Jägerhofstraße (die CW berichtete) werden in der Elterninitiative insgesamt 73 Kinder im Alter von vier Monaten bis sechs Jahre zweisprachig betreut. Wie Kindergartenleiterin Maike Bauermann sowie die deutsch-französische Koordinatorin Francoise Ruel und Geschäftsführerin Dagmar Gusek erläuterten, will die Elterninitiative alles andere als eine elitäre Einrichtung sein. Hier wird auch nicht einem (Mode-)Trend zu mehrsprachiger Erziehung gefolgt, vielmehr werden die Schützlinge an der Jägerhofstraße ganz ungezwungen im Kindergarten-Alltag durch Spiel, Gesang, Geschichten und auch durch die Einbeziehung der Eltern in Deutsch und Französisch betreut.

Nicht nur Frankreich ist Trumph – auch die Kulturen anderer frankophoner Länder

Dabei geht es nicht nur um die Heranführung an deutsche beziehungsweise französische Kultur: Vor dem Hintergrund, dass die Südstädter Kita von insgesamt etwa 20 Nationalitäten besucht wird, schreibt die Elterninitiative interkulturelle Erziehung und konfliktarmes Zusammenleben ganz groß – im Kontakt mit der jeweils anderen Sprache und Kultur sollen Neugier, Lust, Toleranz und Sympathie geweckt werden. So erklingt zum Beispiel nicht nur Musik aus frankophonen Ländern, die Multikulturalität geht auch durch den Magen, denn auch Essen aus den verschiedenen Hintergrundländern der Kinder kommt auf den Tisch – natürlich auch in Form von typisch französischen Crepes…!

„Es ist in der heutigen Zeit eine ganz wichtige Aufgabe, zur deutsch-französischen Verständigung beizutragen“, sagte Ministeriums-Vertreter Thomas Weckelmann gewiss mit Blick auf die (deutsch-französische) Feindschaft von einst und die von heute im Osten Europas: „Wir freuen uns sehr über das mehrsprachige Angebot – man kann nicht früh genug mit dem Französischen in Kontakt kommen“, unterstrich Staatskanzlei-Vertreterin Theresa Strümpfel. Und die „Freude“ scheint auch in Wuppertal da zu sein: Wie Kita-Leiterin Maike Bauermann berichtet, ist der Andrang groß und die Warteliste von Eltern, die ihre Kinder in die erste „Elysée-Kita“ Wuppertals schicken möchten, lang. Mehr Infos gibt’s unter deutsch-franzoesischer- kindergarten.de online.

Hintergrund der „Elysée-Kitas“

Der Label-Name „Elysée-Kita“ beruht auf dem Elysée-Vertrag, der 1963 zwischen der Bundesrepublik und Frankreich geschlossen wurde. Im Rahmen der deutsch-französischen Kulturkooperation wurde im Jahr 2010 eine „Agenda 2020“ beschlossen. Ziel ist ein konstruktiver Beitrag zu einem Europa der Mehrsprachigkeit. Die Charta sah bis 2020 die Einrichtung von mindestens 200 bilingualen Kindertageseinrichtungen/Écoles maternelles auf deutscher und französischer Seite vor. Mit den jüngsten drei Elysée-Kitas in NRW sind inzwischen über 197 Einrichtungen in Deutschland und rund 275 in Frankreich zertifiziert. Weitere Infos online unter www.land.nrw/kulturbevollmaechtigter/elysee-kitas.