16.07.2022, 17.00 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Sommerkirche“ 2022: Hass und Wut in der Bibel – und heute

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Altpfarrer Ulrich Weidner, der Initiator der Reihe „Sommerkirche“ der Evangelischen Gemeinde Cronenberg, mit Katrin Steinfeld (li.) und Simone Hauprich vom Ensemble „Nel Vento“, welche den Auftakt-Gottesdienst 2022 musikalisch umrahmten. | Foto: Matthias Müller

Man merkte es Pastor i. R. Ulrich Weidner am vergangenen Sonntag, 10. Juli 2022, richtig an: Der Altpfarrer freute sich auf den Auftakt-Gottesdienst 2022 in der Reihe „Sommerkirche“ der Evangelischen Gemeinde Cronenberg. Sehr zur Freude von Ulrich Weidner zeigte sich auch die Reformierte Kirche gut gefüllt: Überdurchschnittlich viele Besucher für einen Sommerferien-Gottesdienst kamen an die Solinger Straße, um zu hören, was der Altpfarrer zum Einstieg in das Thema 2022, „Krimialgeschichten der Bibel“, vorbereitet hatte.

Natürlich standen Kain und Abel am Anfang der sommerlichen Gottesdienst-Reihe. Ulrich Weidner analysierte, wie das Böse, die Wut und auch die Depression in eine Mordtat münden können. Ob Kain, die Verantwortlichen des „9/11“ in New York oder des „NSU“ in Deutschland und auch im aktuell tobenden Ukraine-Krieg – alle Täter glaubten sich im Recht, selbst wenn sie jenseits von Eden handeln: „Mord beginnt oft mit Hass!“, unterstrich Pastor Weidner, dass Fragen von Tätern wie die von Kain („Soll ich meines Bruders Hüter sein?“) oder das Wort „Kollateralschaden“ zynisch seien – das sei eine differenzierte Wirklichkeit, so der Altpfarrer.

Der „Sommerkirche“-Initiator hob in seiner Predigt weiter hervor, dass auch die Opfer eine Stimme hätten. Und zwar in Form ihrer Botschaften an die Welt verwies Ulrich Weidner auf Anne Frank, Dietrich Bonhoeffer und viele andere: „Wir müssen ihnen eine Stimme geben“, forderte Weidner zum Engagement für Opfer auf, wie dies zum Beispiel „Amnesty International“, der Wuppertaler Verein „Spurensuche“ und andere leisteten, denn: „Taten haben Folgen!“ Zugleich unterstrich der Pastor, dass er mit der Wahl des schweren Themas 2022 nicht belasten wolle. Vielmehr, so betonte Weidner, wolle er „helfen, der Realität standzuhalten und dadurch im Glauben eine Positionierung, eine Wegweisung und Ermutigung zu gewinnen“, gab Ulrich Weidner seinen Zuhörern abschließend mit auf den Weg.

Die weiteren „Sommerkirche“-Themen

Am morgigen Sonntag, 17. Juli, geht es in der Reihe „Sommerkirche“ unter der Überschrift „So tut man nicht in Israel!“ um den Umgang mit sexueller Gewalt. Für die Musik wird der bekannte Wuppertaler Musiker und Komponist Andre Enthöfer sorgen. Thema der letzten Sommerkirche 2022 wird am 24. Juli „Du hast dich verkauft, Böses zu tun!“ sein. Hier wird sich Pastor Weidner mit der unberechenbaren Eigendynamik von Macht ohne Recht beschäftigen. Sigrid und Michael Dembski werden dabei den musikalischen Rahmen gestalten. Beginn der Gottesdienste ist jeweils um 10 Uhr in der Reformierten Kirche an der Solinger Straße 2.