31.08.2022, 13.54 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Miriam Scherff: Dörper Bürgermeisterin ließ sich „portraitieren“

Artikelfoto

Martin Probach (li.) und Martin Fleuß baten zuletzt mit Miriam Scherff die Bezirksbürgermeisterin Cronenbergs zum „Portrait“. | Foto: Meinhard Koke

Seit November 2020 ist Miriam Scherff Cronenbergs Bezirksbürgermeisterin. Die junge SPD-Politikerin geht nach eigenen Worten sehr gerne auf Veranstaltungen und Feste im Dorf, pandemiebedingt fiel jedoch vieles aus – in den ersten beiden Jahren nach ihrem Amtsantritt konnte sich die 33-Jährige also kaum wo „blicken“ lassen und sich bekannt machen. Insofern war dieser Abend wie ein „Corona-Aufholpaket“: In der Reihe „Portrait“ war Miriam Scherff im Gemeindehaus Küllenhahn zu Gast. Gastgeber Prof. Dr. Martin Fleuß und Martin Probach konnten dabei sogar die komplette Cronenberger „Stadtspitze“ an der Nesselbergstraße begrüßen: Neben Miriam Scherff hatte in den Zuhörerreihen mit Regina Orth (Grüne) die Dörper Vize-Bürgermeisterin Platz genommen.

Beide hatten keinen weiten Weg: Sowohl Scherff wie auch Stellvertreterin Orth wohnen am Küllenhahn. Insofern wusste Co-Gastgeber Martin Probach von persönlichen „Überschneidungen“ zu berichten: Ebenso wie Miriam Scherff war auch er nicht nur Grundschüler der damaligen Gelben Schule, sondern auch Schulkamerad am Carl-Fuhlrott-Gymnasium. Sie sei nicht die beste Schülerin gewesen, bekannte die Cronenberg-Bürgermeisterin, habe aber dennoch nur gute Erinnerungen an ihre Zeit am „Süd“: Der damalige CFG-Chef Karl W. Schröder sei ein „Super-Schulleiter“ gewesen.

Eigentlich wollte sie Drogenfahnderin werden

Ob für sie klar gewesen sei, was sie nach dem Abi machen würde, wollte Martin Probach wissen: Auf jeden Fall nicht studieren, „ich wollte aktiv was machen“. Und das bedeutete: „Ich wollte immer Polizistin werden“, berichtete Miriam Scherff – gesundheitliche Probleme indes standen nicht nur ihrer Karriere als Leichtathletin im Weg, sondern auch der als Drogenfahnderin. Stattdessen absolvierte die Politikerin eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau, um dann einige Jahre später doch zu studieren. Neben der Versicherungsbetriebswirtin legte Miriam Scherff auch den Bachelor in Insurance Management nach – mittlerweile ist sie Leiterin des Produktmanagements eines Kölner Software–Entwicklers. Nicht wegen ihres Amtes als Bezirksbürgermeisterin allerdings aktuell reduziert: Nachdem sie zwischenzeitlich Mutter wurde, befindet sich Miriam Scherff in Elternzeit. Acht Stunden, so berichtete sie, sei sie (aktuell) wöchentlich im Büro, im Amt beschäftigt ist sie indes einige Wochenstunden mehr.

Polit-Engagement wurde in die Wiege gelegt

Exakt 54,6 Stunden im Monat nehme das Amt einer Bezirksvorsteherin durchschnittlich in Anspruch, wusste Martin Fleuß aus einer Studie, um zu fragen, wie sie den Spagat „Beruf-Ehrenamt-Familie“ schaffe? „Das klappt sehr gut“, antwortete Miriam Scherff, zumal sie ein „sehr pflegeleichtes Kind“ habe. Dass sie ihre Freizeit für den Ortsteil investieren, dafür könne man Miriam Scherff wie allen ehrenamtlichen Kommunalpolitikern nicht genug danken, betonte Martin Fleuß, übrigens selbst eine Zeit lang Mitglied der Bezirksvertretung: „Kommunalpolitik ist ganz harte Arbeit – die Übernahme eines kommunalen Ehrenamtes ist hochanerkennenswert“, würdigte Fleuß. Miriam Scherff bekannte, dass ihr das Engagement in die Wiege gelegt war: Ihr zwischenzeitlich verstorbener Vater Dieter Scherff war einst ebenfalls Vorsitzender der SPD Cronenberg und Mitglied der BV, am Tisch daheim sei daher häufig Politik Thema gewesen.

„Mein Vater hat immer gesagt, meckert nicht nur, engagiert euch.“ Gesagt, getan: Miriam Scherff trat mit 18 Jahren den Jusos bei. Während sie sich hier eher „zurückhielt“, startete sie in der Bezirkspolitik durch: 2013 wurde sie Mitglied der Bezirksvertretung, 2018 wählte die Dörper SPD sie zur Vorsitzenden, seit 2020 ist sie Bürgermeisterin. „Ich sehe mich als Motivatorin, sodass Menschen Lust haben sich zu engagieren“, erläuterte die 33-Jährige. Um andere für das Engagement zu begeistern, gehe sie auch gerne auf Veranstaltungen. Das gelingt nicht immer: Im Dörper Partei-Ortsverein sei sie mit „33+“ die Jüngste – Jüngere zögen häufig aus Cronenberg weg, politisch sei der Nachwuchs zudem eher bei den Grünen aktiv: „Wir müssen gucken, wie wir sie erreichen.“

Triebfeder trotz Frustrationen: „Dennoch was schaffen“

Mehr frustriert zeigte sich die Cronenberg-Bürgermeisterin von der Zusammenarbeit mit der Stadt und den Möglichkeiten zur Umsetzung von Stadtteil-Projekten. Nachdem Co-Gastgeber Fleuß das doch recht umfangreiche Entscheidungsspektrum der Bezirksvertretung skizziert und ein Zuhörer reklamiert hatte, dass Cronenberg im Rathaus Barmen stiefmütterlich behandelt würde, bekannte Miriam Scherff, dass für Cronenberg tatsächlich nur wenig möglich sei. An den Mitarbeitern läge das aber nicht, nahm die Bezirksbürgermeisterin die Stadtverwaltung in Schutz. Grund dafür seien die knappen Stadtfinanzen: „Sie wollen gerne helfen, können es aber nicht – das ist eine Bankrotterklärung.“

Man versuche daher für Cronenberger Projekte Fördergelder zu finden: „Zum Glück ziehen wir in der Bezirksvertretung parteiübergreifend an einem Strang“, brach Miriam Scherff eine Lanze für das Stadtteilparlament, aber auch die vier Bürgervereine im Stadtteil und die vielen Engagierten in den Vereinen: Darin sei Cronenberg „Stadtspitze“, betonte Scherff: „Ohne bürgerschaftliches Engagement würde wenig laufen.“ Wie sie es trotz aller Frustationen schaffe, sich ehrenamtlich zu engagieren, lautete eine weitere Frage aus dem Publikum: Ebendie seien für sie eine Triebfeder – „ich sehe es als meine Aufgabe, was zu schaffen“, erläuterte die erste Bürgerin Cronenbergs: „Ich versuche, jedem Bürger zu helfen.“

Aufwandsentschidigung geht für Lose auf Festen drauf

Ja, sie ärgere sich manches Mal, „aber das ist dann auch schnell wieder weg – und dann geht’s weiter“. So auch weiter zur letzten Werkzeugkiste, schließlich geht Miriam Scherff gerne auf Dörper Feste. Dass sie ihre Aufwandsentschädigung vor allem für Los-Käufe auf den diversen Festen einsetzt, ließ die Dorf-Bürgermeisterin im Laufe des „Portrait“-Abends unter anderem auch wissen – vielleicht zieht sie ja einmal das „große Los“ und setzt das dann für Cronenberg ein…?!

Erst „Wissenswertes“ zur BUGA, dann Sparkassen-Chef Wölfges im „Portrait“

Am 7. Oktober wird in der Reihe „Portrait“ mit Gunter Wölfges der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Wuppertal zu Gast sein. Zuvor am kommenden Freitag, 2. September 2022, geht es in der Reihe „Wissenswert“ um die Wuppertaler BUGA-Bewerbung: Mit Michael Gehrke wird ab 19.30 Uhr ein Küllenhahner und zugleich städtischer Planer zum neusten Stand berichten. Der Eintritt ist frei.