02.09.2022, 14.31 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Netto-Infoabend: Magere Resonanz, etwas Kritik und sogar Applaus
Saßen die Cronenberger lieber im Biergarten oder auf der heimischen Terrasse? Dafür, dass an diesem Donnerstagabend, 11. August 2022, mit den Planungen für das Netto-Projekt an der Ecke Amboßstraße/Hauptstraße das wohl aktuell bedeutendste Bauvorhaben in der Ortsmitte Thema war, fiel die Zahl der Interessierten mager aus: Rund 30 Personen kamen zu dem Infoabend der Stadt Wuppertal in die Mensa des Schulzentrums Süd – sind die Baupläne etwa doch nicht so umstritten wie mancher glauben machen möchte…?
Eingangs des Abends, der von Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) moderiert wurde, erläuterten Architekt Markus Rathke (Büro Rathke Architekten) sowie ein Vertreter des Investors einmal mehr die Pläne für die Kombi-Bebauung auf dem sogenannten „Schmitt-Gelände“ sowie angrenzenden Grundstücken. Auch anhand von Animationen, welche auf eine Großbildleinwand projeziert wurden, erfuhren die Zuhörer, dass der geplante Netto-Neubau etwa 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche haben soll. Nebenan, direkt an der Ecke Amboßstraße/ Hauptstraße, soll ein zweites Gebäude entstehen, in dem zum Beispiel ein Bäckerei-Café ansässig sein könnte.
Neben Discounter beziehungsweise Bäckerei soll der bis zu dreigeschossige Gesamt-Komplex etwa 28 Wohneinheiten bieten. Wie bereits berichtet, sollen die allesamt barrierefreien Wohnungen zusammen mit einer Wohnungsbaugenossenschaft errichtet werden, sodass die Mieten bezahlbar ausfallen sollen. Der Komplex soll durchweg mit Gründächern, Tiefgarage sowie Balkonen beziehungsweise Terrassen und neuerdings auch mit Photovoltaik ausgestattet werden.
Kritik an Massivität und drohenden Verkehrsproblemen
Wie Architekt Rathke weiter erklärte, sind überdies Ladesäulen für Pkw und Fahrräder geplant, nun auch für Lastenräder. Um Verkehrsprobleme zu minimieren, ist für die Mieter der Wohnungen eine getrennte Zu-/Abfahrt geplant. Auch ist vorgesehen, die Einmündung Amboßstraße auf insgesamt drei Fahrspuren aufzuweiten, sodass hier eine separate Rechtsabbiegespur auf die Hauptstraße eingerichtet werden kann. Kritische Stimmen, vornehmlich „aus der Ecke“ des Cronenberger Bürgervereins sowie anwesender Architekten, bemängelten die Massivität der Baukörper oder auch eine nicht zum (bergischen) Erscheinungsbild der Ortsmitte passende Gestaltung.
Greis-Gelände gegenüber: „Eine Generalplanung fehlt“
Markus Rathke hielt dem entgegen, dass das Vorhaben inzwischen mehrere Male im Gestaltungsbeirat der Stadt beraten worden sei: „Das, was Sie jetzt sehen, ist der Stand der Beratungen mit dem Beirat.“ „Wir versuchen, das noch tieferzulegen“, sagte der Architekt überdies zu. Mit den Fassadenfarben Antrazith-Weiß nehme man zudem „eine Beziehung“ zu der historischen Bausubstanz in der Umgebung auf.
Thema war auch die Zukunft des gegenüber gelegenen Greis-Geländes: Dass es keine abgestimmte Planung („Man muss im Auge haben, was dort entsteht – es fehlt eine Generalplanung“) mit dieser Fläche im Karree Holzzschneider- /Amboß- /Hauptstraße gebe, wurde ebenfalls bemängelt. Das frühere Firmengrundstück wurde zwischenzeitlich von zwei Cronenberger Unternehmern erworden, die es entwickeln möchten. Ebenso wurde die Verkehrsplanung („Es wird gebaut, gebaut, gebaut und nichts gemacht…“) zu dem Netto-Projekt kritisiert.
Stadt will ein Verkehrsgutachten nachlegen
Die Amboßstraße sei in Stoßzeiten bereits jetzt überlastet, an der Hauptstraße werden Konflikte von ausfahrenden Discounter-Kunden mit zum Bespiel den dort haltenden/anfahrenden Linienbussen befürchtet. Und zudem: Was aus dem Projekt der an der Hauptstraße vorgeschlagenen Fahrradspur werden würde, wollte ein Zuhörer wissen. Eine Vetreterin der Stadt räumte ein, dass eine konkrete Verkehrsplanung coronabedingt, aber auch wegen der damaligen Dauerbaustelle in der Lindenallee / Amboßstraße noch nicht erfolgt sei. Das soll nun geschehen, wenn es fertig sei, werde es der Bezirksvertretung und der Öffentlichkeit vorgestellt – das unterstrich auch Cronenberg-Bürgermeisterin Scherff.
„Machen Sie schnell, meine Lebenszeit ist begrenzt“
Summa summarum hielt sich nicht nur die Anzahl der Interessierten, sondern auch die Kritik in Grenzen. Zum Ende der Infoveranstaltung meldete sich sogar eine Befürworterin zu Wort. Die Cronenbergerin gab zu Protokoll, dass sie sich auch von der geplanten Optik des Vorhabens angesprochen fühle: „Ich freue mich sehr auf dieses zukunftsweisende Projekt“, drängte die Dörperin auf eine baldige Realisierung („Meine Lebenszeit ist begrenzt“): „Die Ortsmitte wird dadurch eine Aufwertung erfahren…“, sagte die Teilnehmerin abschließend – dafür gab’s Applaus aus der Runde…