16.11.2022, 19.07 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Zugeparkt“: Feuerwehr & Ordnungsamt gingen auf „Probefahrt“

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Zentimeterarbeit: Ein Löschfahrzeug der Feuerwehr Wuppertal bei der Informationsfahrt in einer der zugeparkten, ohnehin engen Straßen in der Südstadt. | Foto: Johannes Schlottner

Immer wieder wird es für die Feuerwehr Wuppertal „brenzlig“: Auf der Fahrt zu Einsatzstellen behindern parkende Autos das reibungslose und schnelle Anrücken der Retter – im schlimmsten Fall kann das lebensgefährlich sein…! Um auf extreme Behinderungen durch Falschparker aufmerksam zu machen und zugleich die dringliche Notwendigkeit zu Veränderungen aufzuzeigen, luden die Wuppertaler Feuerwehr und das Ordnungsamt der Stadt zu einer Informationsfahrt ein.

Von der Feuerwache an der Theishahner Straße ging es dabei am ersten November-Donnerstagabend in die engen Straßen der Nordstadt – und zuvor in die Südstadt. Um 18 Uhr rückte der besondere Feuerwehr-Tross aus. Der Zeitpunkt war bewusst so gewählt, da zu dieser Zeit viele BewohnerInnen zu Hause vermutet wurden – es sollte sich bewahrheiten…! Per Löschfahrzeug mit elf Meter langer Drehleiter wurde zunächst eine Einsatzfahrt in der Elberfelder Südstadt simuliert. Ohne Martinshorn und Blaulicht wurden die ohnehin schmalen Straßen im Bereich Kölner Straße (Suitbertuskirche), aber auch in den Bereichen Gerstenstraße angefahren.

Die Retter mussten nicht lange nach „Brennpunkten“ „fahnden“: An Straßenecken geparkte Motorräder, aber auch Pkw führten zu massiven Behinderungen des Feuerwehrfahrzeuges. Das begleitende Ordnungsamt ermittelte noch vor Ort die Falschparker – diesmal kamen sie ohne Bußgeld davon, wurden aber ermahnt: Das Parken in Kreuzungsbereichen ist mit einem Abstand von mindestens fünf Meter zu den Schnittpunkten der Einmündungen, bei parallel verlaufenden Radwegen sogar acht Metern, nicht erlaubt. Zumal der Leiterwagen inzwischen das Blaulicht eingeschaltet und durch den zwangsläufigen Stillstand für Staus und Gesprächsstoff über die allgemeine Parksituation gesorgt hatte, bestiegen die „Parksünder“ scheinbar „reumütig“ ihre Fahrzeuge.

Feuerwehr-Sprecher: „Im Notfall ziehen wir durch…“

Kein Einzelfall: Ähnliche Bilder zeigten sich auch in der Nordstadt, am Rott, in Heckinghausen oder auch in Wichlinghausen, erläuterte Feuerwehr-Pressesprecher Manuel Packhäuser – im Ernstfall könne es um jede Minute gehen, zugeparkte Kreuzungs- oder Kurvenbereiche oder auch zugeparkte Hydranten gefährdeten also Menschenleben: „Erst am 26. September kam es in der Nordstadt zu einem verheerenden Brand bei dem eine Familie mit einem Säugling kurz davor war, aus dem Fenster zu springen, weil es durch die sehr erschwerte Anfahrt zu Verzögerungen kam“, berichtete der Feuerwehr-Sprecher und stellte klar: „Im Notfall ziehen wir durch und müssen dann auch Sachbeschädigungen einkalkulieren, auch an unseren über 900.000 Euro teuren Löschfahrzeugen – Menschenleben haben absoluten Vorrang“, so Packhäuser eindringlich.

Feuerwehr & Rettungsdienst: Täglich über 200 Einsätze in der Stadt

Täglich werden die Retter zu etwa 200 Rettungs- und 30 Brand-Einsätzen in der Stadt gerufen – in allen Situationen ist kühler Kopf und schnelles Entscheiden gefordert, um Mensch, Tier oder auch Hab und Gut zu retten. Feuerwehr und Ordnungsamt nutzten die besondere Pressefahrt, um den schwierigen Alltag der Rettungskräfte aufzuzeigen – bis hin zu Beschimpfungen. Eindrucksvoll wurde klar: Ist der Parkraum zum Beispiel in der Südstadt auch knapp, ein kleiner Fußweg nach Hause ist besser, als direkt vor der Haustür (falsch) zu parken und damit die Retter zu behindern – Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienste verdienen auch in dieser Hinsicht volle Unterstützung, zumal: Jeder kann zum Einsatzort werden – auch du und ich…!                              | Johannes Schlottner