25.11.2022, 14.22 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Manche mögen’s heiß“: Neues TiC-Musical ist einfach „heiß“!

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Begeistern im neuen Musical „Sugar“ im TiC-Theater: Anastasiia Jungk sowie Florian Siegmnund (re.) und Maximilian Leuchter. | Foto: Martin Mazur

„Manche mögen’s heiß“, so heißt das Musical, für das sich am vergangenen Freitag im Atelier des TiC-Theaters erstmals der Vorhang hob. Mögen Sie’s nicht nur heiß, sondern auch unterhaltsam-lustig? Sind sie „heiß“ auf schöne Melodien und auf eine turbulente Geschichte mit beeindruckenden Schauspielern sowie schönen Stimmen, mit tollen Kostümen und einfallsreichen Bühnenbildern – dann sind sie richtig im TiC-Musicaldome in Unterkirchen. Nicht nur manche mochten die Erstaufführung von „Sugar – Manche mögen’s heiß“, das gesamte Atelier-Publikum feierte die TiC-Premiere. Grundlage des Musicals ist ein legendärer Film: „Manche mögen’s heiß“, von Kult-Regisseur Billy Wilder mit Tony Curtis und Jack Lemmon sowie Ikone Marilyn Monroe besetzt, avancierte 1959 zu einem Film-Hit des Jahres, das „American Film Institute“ führt ihn als beste US-Komödie aller Zeiten. Auch die Musical-Adaption wurde ein Erfolg: Ab 1972 lief „Sugar“ 505 Aufführungen lang am Broadway, 1973 war es für einen Tony Award nominiert. Die Handlung: Die beiden klammen Musiker Jerry und Joe werden bei einem Botendienst Augenzeugen eines Mafia-Mordes. Die Killer heften sich an ihre Fersen, um ihnen zu entkommen, schlüpfen Jerry und Joe in Frauenkleider und heuern als Josephine und Daphne in einer Damenkapelle an.

Auf der Flucht vor der Mafia und greisen Millionären

Auf Tournee in Florida wird Daphne zum Objekt der Begierde des Millionärs-Oldies Osgood, während sich Joe in Sängerin Sugar verknallt – und ihr als Millionenerbe Shell jr. Avancen macht. Um das Wirrwarr komplett zu machen, taucht Mafiaboss Spats mit seinen Killern im Sonnenstaat auf, i-Tüpfelchen der turbulenten Komödie sind eine ewig nörgelnde wie am Rande des Nervenzusammenbruchs wandelnde Bandleaderin Sweet Sue und ein stets überforderter wie verzweifelnder Manager Bienstock. Als sich der TiC-Vorhang erstmals hob, staunte das Publikum auch schon: In der Leinwand-Kulisse eines historischen Theaters (Bühnenbild: Jan Bauerdick & Benedikt Fiebig) steht die Frauenkapelle „Sweet Sue & The Society Syncopators“ (Nina Jestel, Saskia Deer, Nicole Gurske und Kerstin Trant) in 20er-Jahre-Kostümen (Noëlle Wörheide eifert dem Oskar-prämierten Orry-Kelly nach) stilecht an Bandpulten und intoniert den Einsteiger-Song „Triffst Du ein Mädchen in Chicago“: Trefflich wird das Publikum zurück in die „Roaring Twenties“ katapultiert – ein verheißungsvolles Opening in Unterkirchen.

Maske, Kostüme & Bühnenbild – als top im TiC-Atelier

Noch als Jerry und Joe stehen anschließend Maximilian Leuchter und Florian Siegmund „ihren Mann“: Wie sie „Brotlos im Dreck“ nicht nur gesanglich stemmen, sondern auch schauspielerisch und tanzend, dafür spendete das Publikum Szenenapplaus. Natürlich avanciert das TiC-Duo zu den Zuschauer-Lieblingen, als es sich in Josephine und Daphne verwandelt und in Stöckelschuhe über die Bühne stolpert: „Ja, diese Art von Schönheit haut den Mann um…“, heißt es in der Musical-Komödie – die TiC-Zuschauer fanden es ebenso umwerfend. Auch weil Elke Quirmbach (Maske) und Kostumbildnerin Noëlle Wörheide alles geben, liegt Florian Siegmund richtig: „Du musst ja kein Kind kriegen…“ Das ist wirklich alles, ansonsten kokettieren Josephine und Daphne mit Bravour mit ihren Paraderollen. Auch das Bühnenbild – gerade noch opulentes Theater, dann schon finstere Garage, Bahnhof, Schlafwagen-Zug, Strand oder auch mithilfe einer Klapp-Wand Jacht – schafft das Tempo des Florida-Trips locker. Ein Bravo auch an die Kostüme: Von Gangster-Outfit über 20er-Jahre-Tanz- beziehungsweise Strandkleid bis hin zum Smoking ist alles dabei – natürlich auch das legendäre weiße Monroe-Kleid.

„Zucker“: Ein „Cronenberg-Globe“ für TiC-Marilyn

Apropos: Sugar Kane hat es zwar in der Gunst des Publukums schwer, es mit ihren vermeintlichen Geschlechtsgenossinen Josephine & Daphne aufzunehmen. Anastasiia Jungk aber spielt den naiv-aufreizenden Charme der Monroe nicht nur ebenso liebreizend – sie steht der Diva auch äußerlich kaum nach. Gesanglich hat sie der Monroe sogar einiges voraus, wie nicht zuletzt der Hit „I wanna be loved by you“ beweist: Wie Anastasiia Jungk die Monroe-Hymne im TiC-Atelier ins Mikro haucht – Chapeau, ihr „Boop-boop-a-doop“ ist ein Sahnehäubchen, wären in Cronenberg Golden Globes zu verteilen, hätte sich auch die Cronenberg-Monroe einen verdient. Zu einem weiteren Liebling avanciert Wolfgang Sprotte: Er gibt nicht nur im Trenchcoat mit tief ins Gesicht gezogenem Hut und Zigarre im Mundwinkel als Mafiaboss eine „coole“ Figur ab. Als Daphne hinterhersteigender Millionärs-Oldie, der sich auch nicht sonderlich daran stört, dass ein Jerry dahinter steckt, fliegen Sprotte die Herzen der Zuschauer zu. Die gelungene Adaption von Ralf Budde (Regie) engültig rund machen die Choreografien Nina Jestel zu den musikalischen Arrangements von Prof. Stefan Hüfner – die temporeiche Musical-Komödie ist in vieler Hinsicht ein unterhaltsamer Grund für einen Abend im TiC-Atelier.

Karten für „Sugar“

„Hier steckt Feuer unter’m Kleid“, heißt es zu den „Society Syncopators“ – das gilt für ganze TiC-Musical, wenn Sie’s heiß mögen, wird ihnen „Sugar“ in Unterkirchen schmecken. Karten für das neue TiC-Musical gibt es unter Telefon (0202) 47 22 11, im TiC-Büro an der Hauptstraße 3 sowie online unter tic-theater.de.