02.12.2022, 19.45 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Bürgervereine-Herbstempfang: „Brandrückschau“ auf OB-Trio

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Die Vertreter der vier Cronenberger Bürgervereine CHBV, BHC, Sudbürger und Küllenhahn bei ihrem Herbstempfang im „Cronenberger Festsaal“. | Foto: Meinhard Koke

Im Oktober 2025 werden die Cronenberger Bürgervereine zum 6. Cronenberger Herbstempfang einladen. Dann wird die (erste) Amtszeit des aktuellen Oberbürgermeisters Uwe Schneidewind (Grüne) vorbei sein – wie werden die Bürgervereine dann wohl auf die Schneidewind-Zeit zurückblicken? Stand jetzt hat der derzeitige Stadt-Chef gute Karten, sich nahtlos in die Riege seiner beiden Vorgänger einzufügen – zumindest laut Rolf Tesche. Der Vorsitzende des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV) blickte beim 3. Herbstempfang 2022 im Cronenberger Festsaal auf die vergangenen fast 20 Jahre und die Amtszeiten der inzwischen drei Wuppertaler Oberbürgermeister zurück – ob Peter Jung (CDU, 2004-2015) oder SPD-Nachfolger Andreas Mucke (2015-2020), aus der Cronenberg-Sicht von CHBV-Chef Tesche kam keiner von beiden gut davon. Und nach zwei Jahren fiel auch das Halbzeit-Zeugnis für Uwe Schneidewind nicht besser aus…

Aufgalopp von Politik und Vereinen im Festsaal

Vor dem kritischen Rückblick gab es indes Grund zur Freude: Das Dörper Bürgervereins-Quartett freute sich, nach zwei Jahren Pandemie-Pause zur dritten Auflage des Herbstempfangs zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens im Stadtteil, aber auch aus der Stadt im „Cronenberger Festsaal“ begrüßen zu können. Ob Politik, Vereine oder Einrichtungen und Unternehmen – die gute Stube Cronenbergs zeigte sich gut gefüllt. Nachdem sich Werkzeugkisten-Vorsitzender Stefan Alker über einen sehr guten Verlauf und Erlös der Werkzeugkiste 2022 gefreut hatte, stellten Vertreter der vier Bürgervereine sich und ihre Vorhaben vor.

Schwarz, rot, grün: „OB-Abrechnung“ der Reihe nach

Rolf Tesche, seit 2003 Vorsitzender des CHBV, schaute anschließend auf seine fast zwei Jahrzehnte zurück und resümierte: „Cronenberg bleibt auf der Strecke.“ Tesche ging in seiner „Brandrede“ die Oberbürgermeister der Reihe nach durch: Unter Peter Jung habe das Erstkonzept zur Ortskernplanung in Cronenberg (2002) auf der Agenda gestanden – sei aber in der Schublade verschwunden. Gut, unter Jung sei die Sambatrasse gekommen, aber auch die Hauptschule Cronenberg geschlossen und das Bürgerbüro „eingestampft“ worden. Und was ist mit dem Jung-Versprechen zu einer Turnhalle in Cronenberg? „Jetzt im Nachhinein muss man sagen, da hatte Andreas Mucke recht“, sagte Rolf Tesche: „Da hat Peter Jung ungedeckte Schecks ausgestellt.“

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Weiter ging’s zum Jung-Nachfolger Andreas Mucke: Rolf Tesche schrieb ihm die Pläne zum Abriss der Berghauser Schule zu, lobte zwar die Bereitstellung von 250.000 Euro für die Ortskernplanung – passiert sei aber wieder nichts: „Wir werden weiter nachbohren müssen.“ Nach dem schwarzen OB und dem roten OB habe man dann mit dem aktuellen grünen OB die Hoffnung verbunden, dass Cronenberg weiter nach vorne rückt: „Das ist – glaube ich – aber wieder nicht der Fall“, zeigte sich der CHBV-Vorsitzende von den ersten beiden Schneidewind-Jahren einigermaßen ernüchtert: „Wir bleiben auf der Strecke.“ Von Schwammstadt und Fahrradstadt sei viel die Rede – für Cronenberg seien gerade 14 Radständer herausgesprungen, den Radfahrstreifen auf der Berghauser Straße hatte Rolf Tesche da wohl vergessen.

Sprach beim Herbstempfang 2022 der Cronenberger Bürgervereine Klartext nicht nur zur bisherigen Amtszeit von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (re.) – auch mit dessen Vorgängern jeder Couleur ging CHBV-Vorsitzender Rolf Tesche (li.) kritisch ins Gericht. | Foto: Meinhard Koke

Sprach beim Herbstempfang 2022 der Cronenberger Bürgervereine Klartext nicht nur zur bisherigen Amtszeit von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (re.) – auch mit dessen Vorgängern jeder Couleur ging CHBV-Vorsitzender Rolf Tesche (li.) kritisch ins Gericht. | Foto: Meinhard Koke

Die Cronenberger Bürgervereine unterstützen die geplante Bundesgartenschau 2031, unterstrich der CHBV-Chef, diese gehe aber auf Kosten des Stadtteils: Die BUGA binde Planungskapazitäten, die somit für Cronenberg nicht mehr da seien – „das kann nicht sein, wir bleiben wieder auf der Strecke.“ Zudem kritisierte Tesche, dass im Zuge des Netto-Vorhabens nur an der Ecke Amboß-/Hauptstraße geplant werde, die gesamte Ortsmitte und der Verkehr dort aber nicht im Blick sei: „Das sind immer nur Einzelprojekte, das kann nicht sein.“ Nicht vergaß Tesche auch den Neubau des Cronenberger Löschhauses: Dass dieser auf die Zeit ab 2026 geschoben werden soll, „dafür habe ich kein Verständnis“, bei dem Neubau für die Freiwillige Feuerwehr müsse kurzfristig was passieren, allein schon wegen der Sicherheit der Cronenberger: „Vielleicht kann man die Stadt ja auch verklagen…“

BM Scherff legt Schneidewind „drei Cronenberg-Elfer“ hin

„So, jetzt bin ich durch, jetzt habe ich Luft abgelassen“, sagte der Bürgervereinschef, um das Mikro an Cronenbergs Bürgermeisterin Miriam Scherff weiterzureichen. Und auch die nahm den Oberbürgermeister in die Pflicht: Mit dem Feuerwehr-Neubau, der Ortsmitte-Planung und dem Cronenberger Schlüsselprojekt „Mehrgenerationenpark“ am Ehrenmal habe der OB „drei Elfmeter hingelegt bekommen“: „Machen Sie Tore draus“, forderte Scherff Uwe Schneidewind auf. Der OB nahm den Steilpass auf: Scherff habe ihn wohl noch nie Fußball spielen sehen – ihn zum Elfmeterschützen zu machen, könne ein Eigentor sein… – damit hatte Schneidewind die Lacher im Festsaal auf seiner Seite…

„Cronenberger Lackmustest“

Schneidewind räumte ein: „Mir ist bewusst, was in Cronenberg schlechter gelaufen ist als es sollte.“ Die kommenden Wochen und Monate benannte der OB als „Lackmustest“: Man sei dabei, an einigen Stellschrauben zu drehen, mit Interims-Kämmerer Stefan Kühn werde er ausloten, was an Engpässen und Planungen verbessert werden könne, aber: Die Defizite seien größer als mitunter dargestellt. Um schneller zu werden, wolle man neue (Planungs-) Modelle anwenden, ins Detail wollte Schneidewind nicht gehen: „Sonst glauben Sie mir am Ende auch nichts mehr…“

OB: „Cronenberger sind Bestkönner des Engagements“

Bei allem auch von Schneidewind als verständlich bezeichneten (Cronenberg-)Frust und somit berechtigter Kritik bekannte der OB, mit Freude nach Cronenberg gekommen zu sein. „Sie sind viel Elend aus dem Tal gewohnt, machen Sie aber dennoch mit Ihrem Engagement weiter“, ermunterte Uwe Schneidewind die Cronenberger, mit ihrem Einsatz nicht nachzulassen. Ob 24-Stunden- Schwimmen, Verleihung des Unternehmenspreises an Policks Backstube, Hochwasser-Vorwarnsystem von Berger-Chef Dr. Andreas Groß oder auch Engagement von Knipex-Chef Ralf Putsch und nicht zuletzt TiC-Theater und Cronenberger Werkzeugkiste: „Sie sind die Bestkönner des Engagements“, attestierte OB Schneidewind: „Das strahlt nach ganz Wuppertal aus.“

Er werde sich anstrengen, dass aus seiner Amtszeit „zwei/drei schöne Dinge“ auch für Cronenberg in Erinnerung blieben, zeigte sich Schneidewind zuversichtlich, in „ein/zwei Dingen voranzukommen“ – man darf also auf den Cronenberger Herbstempfang 2025 schon jetzt gespannt sein…!