12.12.2022, 19.47 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Rolf Löckmann: „Mann der Tat“ – und ein „machender“ Künstler!

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Rolf Löckmann in seinem eigenhändig versetzten Fachwerkhaus. Die Holz- decke ist übrigens aus Türen, welche andere wegwerfen wollten...! | Foto: Meinhard Koke

Die Mehrheit der Wuppertaler werde ihn „als Fotografen, als Chronist seiner Bergischen Heimat kennen, die engagierteren Bürger als hartnäckigen Denkmalschützer, als ewigen Kämpfer gegen das endgültige Verschwinden kostbarer, historischer Bausubstanz, vom kleinen Fachwerkhaus bis zur Schwebebahn. Als Mann hat er sich nicht gescheut, zum Abriss bestimmte Häuser behutsam und eigenhändig zu translozieren, was nichts anderes bedeutet, als ein Fachwerkhaus in alle Einzelteile zu zerlegen, durchzunummerieren und an anderer Stelle genauso wieder aufzubauen. Es gibt wenige Fotografen in Nordrhein-Westfalen, die es ihm gleichtun, persönlich kenne ich niemanden, auch keinen Metzger oder Fraktionsvorsitzenden, selbst gelernte Zimmerleute translozieren selten, oft geht die Ausstrahlung des Hauses dabei verloren. Fotografie und Fachwerk, bei diesen Schwerpunkten bleibt es nicht, seit seinem 4. Lebensjahr ist er sozusagen schöpferisch tätig, ob er Klingelanlagen baut, (…) oder ob er malt und zeichnet oder mal eben die Statik eines Hauses errechnet.

„Ein Mann der Tat bleibt ein Mann der Tat“

Ist er bildhauerisch tätig, wie bei Besuchen in Zimbabwe, anlässlich eines Künstleraustauschen (…), bringt er gleich containerweise dort geschaffene Steinarbeiten mit nach Hause, bestimmt hat er trotzdem dort auch noch fotografiert und ein paar bedrohte Häuser versetzt, ein Mann der Tat bleibt eben ein Mann der Tat. Da wundert man sich nicht, dass er auch noch die Zeit fand, mit seiner lieben Friedel so interessante Kinder in die Welt zu setzen…“ So schrieb es der Künstler R.M.E. Streuf in seinem Vorwort zu einem Begleitbuch, das vor rund 20 Jahren erschien. Und zwar zu einer Ausstellung in der Stadtsparkasse Wuppertal: „Löckmann“ hieß diese schlicht, versehen mit dem Untertiteln „Berlin – Wuppertal – Berlin“ sowie „Sohn – Vater – Sohn“. Die Sparkassen-Ausstellung bestritt Rolf Löckmann gemeinsam mit seinen Söhnen Jens und Manuel Löckmann, die genannten einleitenden Worte von R.M.E. Streuf galten dem Vater (und seiner lieben Ehefrau Friedel). Es mag journalistisch unüblich sein, sich für einen Artikel in dieser Länge eines anderen zu bedienen. Warum aber das Rad neu erfinden, wo doch R.M.E. Streuf 2003 so zutreffende Worte für den „Vater“ fand, dürfen diese gewiss „recycelt“ werden, zumal sie unverändert Gültigkeit haben – auch zum inzwischen 80. Geburtstag von Rolf Löckmann.

Von-der-Heydt-Förderpreis und Metschies-Denkmalpreis

Bevor Sie denken, bei der CW wäre „Copy & Paste“ Trumpf, sei auch an unseren Bericht zum 70. Geburtstag des Küllenhahner „Künstlers mit Handwerker-Seele“, so die Überschrift damals, erinnert: Rolf Löckmann wurde darin als Fotograf, Bildhauer und Maler, als „Häuser-Retter“, Autor von Gedichten, Bildbänden und Kalender sowie mitunter „frechen“ Leserbriefen, kurzum als ein Multitalent vorgestellt! Der Von der Heydt-Förderpreisträger 1977 sowie Erstpreisträger des Michael-Metschies-Preises für engagierten Denkmalschutz (2006) sei sicherlich einer der renommiertesten Kunstschaffenden der Stadt, schrieb die CW 2012 – das hat Bestand auch zum 80. Geburtstag von Rolf Löckmann.

An jedem Tag wird im Atelier-Gartenhaus gemalt

Auch wenn in den vergangenen zehn Jahren die Beschwernisse des Alters zugenommen haben, „Vater“ Löckmann ist unverändert „ein Mann der Tat“: Jeden Vormittag geht er von seinem Bilderbuch-Fachwerkhaus, das er zwischen 1979 und 1985 vom Hahnerberg in den Spessartweg translozierte, in ein kleines Fachwerkhäuschen daneben. Aus den „Resten“ anderer Fachwerkhäuschen hat Rolf Löckmann es in den letzten Jahren errichtet, „Gartenhaus“ nennt er das „kleine Schmuckstück“, darin untergebracht hat er sein Atelier. Täglich malt der Künstler hier, ein Bild mit einer Kolonne russischer „Z“-Panzer darauf, ein anderes mit einem geschminkten Hündchen im Brautkleid auf pinkem Grund oder ein weiteres, welches einen wohl genährten hellhäutigen Urlauber am Strand zeigt, der auf ein vorbeifahrendes, überfülltes Schlauchboot mit Geflüchteten blickt, beweisen: Rolf Löckmann hat nichts von seiner Kreativität eingebüßt, und auch nichts von seinem kritischen Blick und seiner „Frechheit“ .

Postkarten-Ansicht in Schwarz-Weiß: Im Schnee ist das Winter-Idyll vor dem translozierten Wohnhaus der Familie Löckmann komplett. | Archiv-Foto: Meinhard Koke

Postkarten-Ansicht in Schwarz-Weiß: Im Schnee ist das Winter-Idyll vor dem translozierten Wohnhaus der Familie Löckmann komplett. | Archiv-Foto: Meinhard Koke

 

Nur das Wohnzimmer ist noch immer nicht fertig

80 Jahre Rolf Löckmann, das sind so einige (Um-)Brüche, viele Wagnisse („mitunter hatten wir 800.000 Mark Schulden“) und zahlreiche „Spielfelder“ – „irgendwie hat sich alles ergeben“, sagt Ehefrau Friedel, die vielleicht so sturmerprobt ist wie das rund 350 Jahre alte Gebälk ihres Hauses: Ihr Mann sei ein positiv gesinnter Mensch, sagt sie, aber auch ein „bedingt kritischer“: „Über die Kunst kann er alle seine Sorgen oder Aufregungen über das Versagen der Gesellschaft rauslassen“, unterstreicht Friedel Löckmann, dass Rolf Löckmann es nicht beim Kritisieren belässt, sondern dass „er macht…“.

Apropos „machen“, um aber nicht erneut R.M.E. Streuf, sondern vielmehr den CW-Bericht von 2012 zu bemühen: Vielleicht macht Rolf Löckmann im neunten Lebensjahrzehnt das Wohnzimmer für Ehefrau Friedel fertig…?! Zumal seine Werkstatt nun ins Gartenhaus umgezogen ist, wäre die Bahn frei dafür – es gibt also unvermindert zu „machen“ für den „Künstler mit der Handwerker-Seele“…! Die bisherigen CW-Berichte rund um Rolf Löckmann können hier aufgerufen werden.