26.01.2023, 17.33 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

13.000-Kilometer-„Schulweg“: Drei Chile-Besucher am CFG

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Sabine Drübert (re.), die stellvertretende Leiterin des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums, und Spanisch-Lehrer Christian Bigalke (li.) begrüßten die Vertreter der Deutschen Schule Temuco in Chile am Jung-Stilling-Weg: Direktorin Vivianna Buscaglione Scheel (2.v.l.), Stellvertreterin Annemarie Kuebert Schälchli sowie Lehrer Francisco Urrutia. | Foto: Meinhard Koke

Als es nach der Weihnachtspause wieder in die Schule ging, hatten drei Besucher die weiteste Anfahrt zum Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG): Stolze rund 13.000 Kilometer hatte die Delegation der Deutschen Schule im chilenischen Temuco zurückgelegt, die sich am Jung-Stilling-Weg informierte. Mit der Schule in der 300.000-Einwohner-Stadt in der Mitte Chiles verbindet das CFG seit 15 Jahren eine Schulpartnerschaft: Schüler reisen während der EF-Stufe 10 für jeweils zehn Wochen vom Küllenhahn nach Chile, um ihr Spanisch im täglichen (Schul-) Leben zu verbessern.

Das ist keine Einbahnstraße: Aktuell pauken drei Austauschschüler aus Temuco am Jung-Stilling-Weg. Nach zwei Jahren Corona-Unterbrechung rollt der Austausch auch wieder in umgekehrter Richtung an: Im März beginnt der Gegenbesuch von CFG-Schülern in Chile. Um den Horizont für ihre Schule zu erweitern und zum Beispiel die Schulentwicklung in Deutschland zu erkunden, absolvierten Direktorin Vivianna Buscaglione Scheel und Stellvertreterin Annemarie Kuebert Schälchli, begleitet von Lehrer Francisco Urrutia, eine zweiwöchige Rundreise. Diese führte sie ebenso zu Schulen in Frankfurt, Berlin und Heidelberg wie auch nach Innsbruck oder an die Deutsche Schule Prag – und eben auch ans CFG am Küllenhahn.

„Deutschland ist nicht mehr Dirndl und Volkstanz…“

„Wir möchten ,out of the box‘ denken“, unterstrich Vivianna Buscaglione Scheel, dass sie ihr Schulkonzept weiterentwickeln möchten. Zumal auch in Chile Lehrermangel herrsche, stehe man schließlich auch im Wettbewerb mit anderen Schulen und müsse sich attraktiv präsentieren. Auch das Deutschland-Bild soll während der Rundreise ein „Update“ bekommen, schließlich gilt es ein solches in Chile zu vermitteln: „Deutschland ist nicht mehr Dirndl und Volkstanz“, schmunzelte Annemarie Kuebert Schälchli, auch wenn die deutsche Community in Chile natürlich die Traditionen weiterhin hochhalte und zum Beispiel alljährlich Oktoberfest feiert.

Um sich ein Bild von der Partnerschule machen zu können, führten Sabine Drübert, die stellvertretende Leiterin des CFG, und Spanisch-Lehrer Christian Bigalke die Besucher durch das Schulzentrum. Besonders gespannt zeigten sich die Gäste auf die Bibliothek oder auch die Schülersternwarte und die vielfältigen Angebote am CFG – ihr Eindruck: „Das Lernen hier ist viel autonomer“, zeigte sich Annemarie Kuebert Schälchli auch von einer gelebten Schulidentität am Fuhlrott-Gymnasium beeindruckt. Christian Bigalke, der selbst mehrere Jahre lang eine Schule in Peru aufgebaut hatte, freute sich indes, dass der Austausch nach zwei Jahren Pandemie-Pause wird in Gang gekommen ist: „Das ist etwas ganz Wertvolles – Menschen zusammenzubringen, das ist Aufgabe von Schule.“ Ins gleiche Horn stieß Sabine Drübert: „Dies ist ein Austausch, der gelebt wird“, unterstrich die stellvertretende CFG-Leiterin: „Das ist auch für uns spannnend.“

Deutsche Schule Temuco

Die Deutsche Schule Temuco, bereits vor rund 150 Jahren von deutschen Einwanderern gegründet, führt sozusagen nach dem Gesamtschul-Konzept vom Kindergarten bis zum gymnasialen Abschluss. Etwa 1.000 Kinder und Schüler besuchen die Schule, wer hier den Abschluss schafft, hat einen Job oder die Aufnahme an einer Hochschule quasi in der Tasche. Zumal die Schule auch ein internationales Diplom anbietet, gilt sie in Chile als Elite-Schule.